Die Zahlen schienen gut: 4067 Besucherinnen und Besucher hätten «Kurz – der Film» am Eröffnungswochenende gesehen. Die Produzenten gaben sich «sehr zufrieden». Alles nur geschönt, sagt nun der «Falter».
Die österreichische Zeitung führt aus, wie die Produktionsfirma massenhaft Tickets gekauft haben soll – die Kinositze blieben laut «Falter» jedoch leer. Der österreichische Kulturjournalist Günter Kaindlstorfer hat den Wirbel nicht nur um diesen, sondern auch um zwei weitere aktuelle Kurz-Filme verfolgt.
SRF: Die Produktionsfirma von «Kurz – der Film» soll im grossen Stil Kinokarten aufgekauft haben, um die Besucherzahlen zu beschönigen. Was weiss man darüber?
Günter Kaindlstorfer: Die Produktionsfirma Opus-R weist das zurück – sie sprechen von Diffamierungsmethoden. Fakt scheint aber zu sein, dass die Firma Kartenkontingente für Kinovorstellungen gekauft hat – die Kinoplätze aber frei geblieben sind. Dazu kann sich jede und jeder denken, was man will. Ein Blockbuster jedenfalls ist dieser Kurz-Werbefilm keiner.
Aktuell gibt es gleich drei Filme über Sebastian Kurz. Wie unterscheiden sie sich?
Begonnen hat es damit, dass Filmemacher Kurt Langbein vor einigen Jahren angekündigt hat, er werde einen kritischen Film über Sebastian Kurz machen. Eine Doku, in der gezeigt wird, wie eine Gruppe schnöseliger, aber knallharter Jungpolitiker rund um Sebastian Kurz die Macht in der konservativen ÖVP und dann die Macht in der Republik übernimmt. Langbein hat klar einen kritischen, einen Kurz-kritischen Ansatz.
Kurz vor Kinostart hat es zur Überraschung aller auf einmal geheissen, es gäbe noch einen zweiten Film von Sascha Köllnreitner. Ein Regisseur, der bisher vor allem mit Sportdokus hervorgetreten ist. Es ist der eingangs erwähnte «Kurz – der Film». Dieser wird in der österreichischen Öffentlichkeit kritisch betrachtet: Es sei ein emotionalisierend aufgemachter Kurzwerbefilm, der sich notdürftig als Kinodoku tarne.
Es ist bis jetzt rätselhaft, wer die beiden Pro-Kurz-Filme überhaupt finanziert.
Und jetzt hört man, dass ein dritter Film über Kurz produziert worden ist, vom kroatischen Filmemacher Jakov Sedlar. Sedlar kommt aus dem Umfeld des kroatischen Nationalismus und wird von Kritikern als eine Art kroatische Leni Riefenstahl bezeichnet. Es erstaunt, dass sich auch dieser Filmemacher für Sebastian Kurz interessiert.
Die drei Filme erscheinen alle fast gleichzeitig. Was steht für ein Kalkül dahinter?
Darüber kann man nur spekulieren. Es ist bis jetzt rätselhaft, wer die beiden Pro-Kurz-Filme überhaupt finanziert. Vielleicht sind das Kurz-Förderer aus dem Bereich des Big Business. Beim kroatischen Film könnte man vermuten, dass auch autokratische Freunde des österreichischen Altkanzlers dahinterstecken.
Sebastian Kurz hat Zeit seines politischen Lebens polarisiert.
Viele in Österreich meinen, Kurz bereite mit diesen Kinofilmen eine Art politisches Comeback vor. Was nicht ganz einfach sein wird, denn immerhin hat er in nächster Zeit mindestens zwei Gerichtsprozesse zu überstehen, bevor von einem Comeback die Rede sein könnte.
Helfen diese Filme Sebastian Kurz, sein Image in Österreich wieder aufzupolieren?
Das weiss ich nicht. Fakt ist, Sebastian Kurz hat Zeit seines politischen Lebens polarisiert. Die einen verehren ihn – sehr viele lehnen ihn ab. Ich würde sogar meinen, manche hassen ihn.
Dieser Mann ist ein Narzisst, politisch und wohl auch menschlich – und narzisstische Persönlichkeiten polarisieren immer. Sie haben aber auch auf viele Menschen eine nicht zu unterschätzende Verführungskraft. Das ist bei Sebastian Kurz nicht anders.
Das Gespräch führte Irene Grüter.