1. Zweimal zweite Wahl
Mit «Bonnie and Clyde» katapultierte sich die 26-jährige Faye Dunaway über Nacht in den Hollywood-Himmel. Aus eigener Kraft, wenn auch mit freundlicher Unterstützung: Regisseur Arthur Penn setzte sich bei der Rollenvergabe für die damals unbekannte Schauspielerin ein.
Warren Beatty, der Clyde spielte, war von seiner Spielpartnerin erst nicht sehr angetan. Einerseits, weil sie in Hollywood ein Nobody war. Andererseits, weil er fand, dass ihr «aussergewöhnlicher Knochenbau» nicht zur Rolle passe.
Damit meinte er wohl, dass Dunaway in seinen Augen zu viel Speck auf den Rippen habe – anders als Fitness-Junkie Jane Fonda, die ebenfalls für die Rolle vorgesprochen hatte. Wie wir wissen, machte Dunaway das Rennen, was ihr die erste Oscarnominierung einbrachte.
Nicht jedermanns Wunschkandidatin war Faye Dunaway auch beim Heist-Film «The Thomas Crown Affair»: Regisseur Norman Jewison hatte Dunaway für die Rolle der Psychiaterin engagiert. Diesmal musste Schauspiellegende Steve McQueen überzeugt werden, dass Dunaway und nicht Fonda die Richtige sei.
2. Nervenkrieg mit Roman Polanski
1974 spielte Dunaway im Film Noir «Chinatown» eine Femme Fatale mit dunklem Geheimnis. Die Rolle der Evelyn Mulwray bescherte der 36-Jährigen ihre zweite Oscarnomination.
Regie führte Roman Polanski. Für ihn gab es keine bessere Besetzung als Faye Dunaway. Produzent Robert Evans wollte dagegen lieber Jane Fonda engagieren, weil er Dunaways Temperament fürchtete. Trotz schlechtem Ruf: Zum dritten Mal in Folge gelang es Dunaway, ihrer Konkurrentin Fonda eine Rolle wegzuschnappen.
Auf dem Set kam es immer wieder zu heftigen Diskussionen Roman Polanski und Dunaway: Polanski soll seiner Hauptdarstellerin sogar Haare ausgerissen haben, weil sie im Licht standen. Woraufhin die aufgebrachte Dunaway das Set unverzüglich verlassen haben soll.
Dem Film merkt man seine schwierige Entstehungsgeschichte nicht an, er zählt zu den grossen Klassikern. Heute findet Faye Dunaway sogar, dass «Chinatown» wohl der beste Film sei, den sie je gedreht hat.
3. Das «böse Mädchen» von New Hollywood
Faye Dunaways erfolgreichste Filme entstanden in der Ära des New Hollywood: «Bonnie and Clyde», «Chinatown» und «Network» sind Meilensteile dieser revolutionären Bewegung.
Dunaway spielte oft das «böse Mädchen» und war Vorreiterin der sexuellen Revolution. Für «Network» gewann sie schliesslich im dritten Anlauf den Oscar als beste Schauspielerin in einer Hauptrolle. Kein Wunder nannten sie viele die «Herrin von New Hollywood».
Dunaway arbeitete mit vielen grossen Regisseuren des 20. Jahrhunderts zusammen. Neben Penn und Polanski etwa auch mit Sidney Lumet und Emir Kusturica. Ihr Aufstieg war steil, bevor ihre Karriere in den 80ern ins Stocken kam: Seither ist sie vor allem in kleineren Filmproduktionen und TV-Serien zu sehen.
4. Unvergessen: die grosse Oscar-Panne
2017 sollte Faye Dunaway mit Warren Beatty, ihrem Co-Star aus «Bonnie and Clyde», den Oscar für den besten Film bekannt geben.
Ein Kinderspiel für die zwei Schauspielikonen, möchte man meinen. Doch es kam anders. Wir erinnern uns: Beatty hatte den falschen Umschlag. Nach kurzem Zögern übergab er Dunaway das Couvert, die frisch von der Leber weg «La La Land» als grossen Gewinner verkündete. Der richtige Sieger war aber das Drama «Moonlight», wie sich wenig später herausstellen sollte.