Eine Gruppe 14-jähriger Mädchen sitzt rauchend auf dem Pausenplatz. Sie beobachten die Neue in der Klasse, die alleine herumsteht und versucht, sich zu integrieren: «Schaut euch mal die Neue an, die sieht voll komisch aus.»
Anstatt direkt mit ihr zu reden, checken sie ihr Facebook-Profil. Nur 42 Freunde. «So ein Opfer, voll asozial.» Sie ist chancenlos: Keine Freunde auf Facebook bedeutet, keine Freunde im realen Leben.
Das ist im digitalen Zeitalter üblich. Viele Beziehungen beginnen auf Facebook, ebenso viele enden dort. Wer viele Freunde auf sozialen Netzwerken hat, ist auch im wirklichen Leben beliebt. Wer nur wenige hat, ist komisch und wird ausgeschlossen.
Ein Dasein zwischen Sein und Schein
Niklaus Hilbers Drama «Amateur Teens» thematisiert auf subtile Weise die Macht des Internets und der sozialen Medien auf Jugendliche.
Lebenshungrig, voller Sehnsüchte und Ängste wandeln die acht Protagonisten hin und her zwischen dem realen Leben und der Verlockung des Internets. Ihr Dasein ist kontinuierlich gekennzeichnet durch Sein und Schein.
Genau darin liegt die Stärke des Films: Er verwischt den schmalen Grat zwischen Realität und Fiktion, Wahrheit und Lüge. Nicht nur für die Jugendlichen im Film, sondern auch für den Zuschauer. Es ist oft schwierig, zwischen Täter und Opfer, Schuld und Unschuld zu unterscheiden.
Verwirrung im Social-Media-Dschungel
Der Film funktioniert gewissermassen genauso wie das Internet. Er spielt mit unseren Erwartungen: Ist das, was ich sehe echt oder eine Irreführung?
Der Titel «Amateur Teens» ist eine weitere solche Irreführung. Wer «Amateur Teens» googelt, stösst erst einmal auf Porno- Webseiten mit Jugendlichen.
Niklaus Hilbers gleichnamiger Film ist kein Porno, spielt jedoch gezielt mit den Erwartungen des Zuschauers. Und wiederlegt diese auf drastische Weise.
Das Resultat: ein gelungenes gesellschaftskritisches Drama über die Verwirrung Jugendlicher im Dschungel der Social-Media-Angebote.