Sie kommen schnell und sie kommen in unvorstellbaren Massen. Marc Forster lässt seinen Protagonisten und dem Publikum keine Zeit, sich auf das Grauen, was in diesem Film lauert, vorzubereiten. Er führt ganz kurz den Filmhelden Gerry (Brad Pitt) mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern als glückliche Familie ein. Und dann öffnet er von einem Moment auf den anderen die Höllentore.
Zack, Bumm – und die Welt ist überschwemmt von Millionen von Zombies. Woher sie kommen und warum sie da sind, wird nicht erklärt. Im Vorspann hört man zwar Fetzen von aktuellen Nachrichten, die von Vogelgrippeepidemien, Kriegskatastrophen und einem Tollwutausbruch berichten. Aber ob das tatsächlich etwas mit der plötzlich und gewaltig ausbrechenden Zombie-Epidemie zu tun hat, wird offen gelassen.
In Vielem ein klassischer Genrefilm
Marc Forsters Zombie-Film gleicht in Vielem einem klassischen Genrefilm. Die Monster – im Fall von «World War Z» klassische Zombies – bedrohen eine Gruppe Menschen, die verzweifelt versuchen, sich zu retten. Einige bleiben auf der Strecke, andere, so hofft man – können sich retten. Anstatt ausgeklügelter Geschichten und Tiefgang gibt es in Zombie-Filmen genau das, was das Publikum liebt und erwartet: Schreckmomente, schräge Monster, Gemetzel, und einen Helden, der am Ende – so hofft man und fiebert mit – davon kommt.
Nun ist Marc Forsters Film, der übrigens auf einer Romanvorlage von Mel Brooks' Sohn Max Brooks basiert, eine Grossproduktion mit riesigem Budget gewesen. Noch nie konnte für einen Zombie-Film so viel Geld ausgegeben werden. Und so beschränkt sich der Schauplatz auch nicht auf eine Kleinstadt, einen Supermarkt oder eine Forschungsanstalt, wie das in vielen dieser Monster-Genrefilmen ist. Und die Masse der Zombies, die ja sowieso eine entmenschlichte, anonyme und infektionsgleiche Bedrohung darstellen, kann unendlich gross sein.
Grosses Budget – massenhaft Zombies
Und da unterscheidet sich Forsters Zombie-Film von seinen ungezählten Vorgängern: Dank des Produktionsbudgets ist er weder an eingeschränkte Schauplätze gebunden noch an ein beschränktes Darstellerensemble. Und so ist die Zombieplage in «World War Z» eine weltweite Pandemie und der Held Gerry, Uno-Mitarbeiter, reist von Philadelphia nach Südkorea, weiter nach Jerusalem und schliesslich nach Wales, um der Zombieplage Herr zu werden.
Die ist im Film ziemlich cool inszeniert: Forsters Zombies gehen nicht wie Vollbetrunkene, sie rennen schnell, sehr schnell. Tausende Statisten haben am Film mitgewirkt, und am Computer wurden auch diese Tausende noch vervielfacht. Das gibt unglaubliche Bilder – etwa wenn diese entmenschlichten Massen eine hohe Mauer erstürmen: sie tun dies wie ein Insektenschwarm.
Tausendsassa der Filmgenres
Marc Forster hat sich schon in vielen Filmgenres versucht, mal erfolgreicher, mal weniger. Mit dem Todeszellendrama «Monster's Ball» hat er Halle Berry zum Oscar verholfen, sein «Stranger Than Fiction» ist eine Komödie im Literaturmilieu, «The Kite Runner» die vielgepriesene Verfilmung einer Freundschaft zweier Jungen in Afghanistan. Sein Bond-Film «A Quantum of Solace» brachte Forster schliesslich viele negative Kritiken ein.
Jetzt aber, mit «World War Z» hat der Hollywood-Regisseur mit Schweizer Wurzeln gezeigt, dass er auch im Genrekino zuhause ist. «World War Z» sei, so hat er in einem Interview gesagt, nicht nur ein Zombie-Film, sondern auch ein Abenteuerfilm. Wer mehr erwartet, wer Tiefgang, Welterklärung, Metaphern-Kino erwartet, wird enttäuscht. Wer sich auf Monster und Abenteuer freut, wird belohnt.