Fans und Lästerer freuten sich gleichermassen auf den neuen Zombie-Film aus dem Hause Hollywoods, «World War Z». Schon Monate vor Kinostart kursierten Gerüchte: Brad Pitt und Marc Forster hätten nicht mehr miteinander gesprochen, das Budget sei mehrfach überzogen worden und über 40 Minuten Filmmaterial habe nachgedreht werden müssen. Am meisten interessierten letztlich aber die Zombies. Weltkrieg-Zombies: Wie würden sie aussehen? Wie würden sie sich verhalten?
Der Zombie, mein Freund
Unzählige Fans warteten aufgeregt, wie die Apokalypse in Gestalt von Gehirne fressenden Untoten über die Menschheit kommt. Im Jahr 2013 verwundert es niemanden mehr, wenn Helden auf der Leinwand gegen Armeen von verwesenden Untoten kämpfen, im Gegenteil: Wir haben uns mit dem Zombie angefreundet – im Film genauso wie in allen anderen Bereichen der Popkultur.
Seinen Ursprung hat der Zombie im Voodoo, als toter Körper, der von einem Magier zum Leben erweckt wurde. Dabei missbrauchte der Voodoo-Zauberer die Leiche zum Wüten, Morden oder auch einfach für harte Arbeiten. So etwa in «White Zombie» von 1932, dem ersten Film mit dem Wort Zombie im Titel. Doch die toten Sklaven waren damals noch friedlich, grundsätzlich menschenfreundlich, willenlos und stumpf.
Romero erfindet den heutigen Zombie
Der Zombie, wie wir ihn heute kennen, betrat mit «Nacht der lebenden Toten» 1968 die Leinwand. George A. Romero schuf nicht nur einen Meilenstein der Horrorgeschichte in Schwarz-weiss, er erfand quasi das Film-Monster Zombie. Romero prägte das Aussehen, den Gang und das Gruppenverhalten. Ja, sogar die blutunterlaufenden Augen, die exorbitant verwesten Körper oder fehlenden Gliedmassen sind Romeros Erfindung.
Romero trat mit seinen Zombiefilmen eine Welle los. Ungebremst fördert sie seither jedes Jahr, in jedem Land und jedem Genre neue lebende Leichen zutage. Zombiefilme: Es gibt sie trashig, ultartrashig, sehr blutig, sehr eklig, sehr grenzwertig, politisch unkorrekt, blasphemisch oder einfach ganz, ganz übel.
Zombie stehen für Pandemie und Terror
Auf der anderen Seite gibt es Zombiefilme mit gesellschaftlichem Kontext, in denen Zombies die Ängste des 20. oder 21. Jahrhunderts illustrieren. Zombies stehen hier für unkontrollierbare Pandemien, bedrohliche Menschenmassen, Terror und Krieg.
Und oft wird der Spiess umgekehrt: In der Anarchie des Ausnahmezustands werden überlebende Menschen zu Monstern. Sie trampeln übereinander hinweg, rauben, stehlen und töten, um selber heil davonzukommen. In einer Welt voller Monster werden die Menschen zur eigentlichen Gefahr. Um den Überlebenskampf während der Zombieapokalypse geht es auch in der preisgekrönten TV-Serie «The Walking Dead», welche bereits in die vierte Staffel geht.
Früher Liebes-, heute Leichenlieder
Nicht nur im TV und im Kino hat sich der Zombie einen Namen gemacht: Er ist auch in der Musik ein gern gesehener Gast. Schock-Rocker Rob Zombie widmete dem Monster, dem er seinen Namen verdankt, zahlreiche Songs. Die drei Musiker von Die Ärzte werden im Clip zu «Junge» von einer Horde Zombies umringt und angeknabbert. Berühmt ist auch der Song «Zombie» der Band The Cranberries, der vom Nordirland-Konflikt handelt.
Links zum Thema
Zombies sind im Jahr 2013 allgegenwärtig: in Filmen, Musik, auf T-Shirts und Tassen, in Computerspielen und sogar in Kinderbüchern («Plötzlich Zombie – So ein Mist!»). Und dank dem ganzkörpertätowierten Topmodel Rick Genest aka Zombie Boy jetzt sogar im High-Fashion-Business.
Ausverkauft!
Der Zombie – früher oft Metapher für eine abgestumpfte, konsumorientierte Kapitalismus-Gesellschaft – wurde selbst zur Geldmaschine. Der 400 Millionen Dollar teure Film «World War Z» zeigt, dass die Entwicklung des Zombies vom Indie-Low-Budget-Monster zur millionenschweren Marke ihren Höhepunkt erreicht hat. Das Monster als Popcornkino – nicht allen Fans wird das gefallen. Somit erleidet der Zombie das gleiche Schicksal wie vor einigen Jahren der Vampir durch die Kinoserie «Twilight». Und sicher wartet irgendwo schon ein Werwolf auf seinen ganz grossen Auftritt.