Es ist nichts Neues. Der Schweizer Film schwächelt. Sein Marktwert dümpelt im einstelligen Bereich. Letztes Jahr haben nur sechs von hundert Schweizer Kinogänger einen Schweizer Film besucht. Das sind im Vergleich zum Ausland wenige. In Dänemark lag der Marktwert bei 30 Prozent. Auch die Finnen, die Italiener, die Belgier und – natürlich – die Franzosen feiern ihren Film viel freudvoller als wir.
Viel Geld für Grosse – wenig für Kleine
Der Bundesrat will gerade die Kulturförderung erhöhen und knapp 900 Millionen Schweizer Franken investieren. Ein grosses Stück vom Kuchen soll die Filmförderung bekommen. Nun kommt Mirko Bischofberger. Er ist Initiant des «Swiss Fiction Movement», einer Gruppe von Filmemachern. Sie wollen die Schweizer Spielfilmvielfalt erweitern und dem Nachwuchs ein Sprungbrett bieten. «Unser Fördersystem ist zu stark auf Grossproduktionen ausgerichtet», sagt er. Es brauche ein Experimentierfeld für Nachwuchsfilmer. Jungfilmer müssen viele Filme machen können und eine Handschrift entwickeln, auch wenn sie noch nicht bereit sind, ein Grossprojekt zu stemmen. «Mit der Summe, die im Schnitt ein Film repräsentiert, machen wir zehn kleine Filme. Wenn zwei davon gut werden, dann ist das ein Riesenpotential, das genutzt werden kann.»
Mehr Geld für die Anfänger
Künftig sollen demnach jährlich zehn Filme mit je 300'000 Franken finanziert werden. Drei Millionen aus einem separaten Fördertopf für den kostengünstigen Nachwuchsfilm. «Wo das Geld herkommt, das muss man diskutieren.» Die Gruppe reagiert mit ihrem Manifest auf die neue Realität, wie sie sagen. «Es gibt immer mehr Studenten, die Filmrealisation studieren. Gleichzeitig haben wir eine digitale Revolution, die es erlaubt, mit einfacheren, schnelleren, billigeren Mitteln Film herzustellen», sagt Bischofberger. Darin liege das Potential. Es könnten kostengünstige kleine originelle Filme in der Schweiz realisiert werden, «die separat zu den Grossproduktionen laufen und die sogar anfeuern würden und ernähren.»
Die Forderungen im Manifest
Der Bund soll jährlich drei Millionen Franken für zehn ausgewählte Nachwuchsprojekte zur Verfügung stellen. Eine Kategorie «kostengünstiger Schweizer Spielfilm» soll eingeführt werden. Ihre Definition:
- Maximales Herstellungsbudget von 300'000 Franken.
- Autor, Regisseur und Produzent darf die gleiche Person sein
- Keine Einschränkungen in Bezug auf produktionstechnische Aspekte wie Crewgrösse, Drehzeit, Drehformat, Vergütungsmodelle oder Löhne
- Die 50-Prozent-Subventionsregel des Bundes muss für den kostengünstigen Spielfilm aufgehoben werden.
- Löhne dürfen zu 50 Prozent zurückgestellt werden
- Es sollen vor allem die ersten, zweiten oder dritten Langspielfilme von Nachwuchsschaffenden gefördert werden.
Einige finden die Idee «indiskutabel»
Für Produzent Peter Reichenbach von C-Films ist die Forderung des «Swiss Fiction Movement» indiskutabel: «Einfach zu sagen ich habe eine geile Idee, lasst mich nur machen, ihr werdet dann schon sehen ... das geht schlicht nicht. Das sind öffentliche Gelder, das sind Subventionen, das zahlt der Steuerzahler, darüber muss Rechenschaft abgelegt werden. Wenn ein Filmstudent eine gute Idee hat, dann findet er auch einen Produzenten», behauptet Reichenbach. «Unsere Tür ist offen.»
Das Bundesamt für Kultur hingegen zeigt Verständnis für das Anliegen der Jungen. Die Forderungen des «Swiss Fiction Movement» werden in eine Arbeitsgruppe zu den neuen Filmfördergesetzen 2016-19 eingebracht. Laurent Steiert, stellvertretender Leiter der Sektion Film meint allerdings: «Die Forderung, dass man auch kleine Filme ermöglichen kann, die kommt immer wieder. Und es ist heutzutage schon möglich. Es wird aber nicht möglich sein, dass diese Filme zu hundert Prozent vom Bund finanziert werden.»