Es war eigentlich nur eine ganz kurze Zeitspanne, in der Bradley Cooper ausschliesslich als der blauäugige Typ aus «The Hangover» bekannt war. Sehr rasch bewegte sich Cooper auf ernstere und anspruchsvollere Rollen zu. Und er hatte quasi auf Anhieb Erfolg damit: Bereits mit der Rolle eines bipolaren Unruhestifters in der Tragikomödie «Silver Linings Playbook» rückte ein Oscar in greifbare Nähe.
Bradley Cooper, geboren 1975 in Philadelphia, mit italienischem Wurzeln mütterlicherseits und irischem Blut von der Vaterseite her, verdankt vieles seiner Ausdauer und seinem Ehrgeiz: Für seine aktuelle Rolle im Navy-Seals-Drama «American Sniper» etwa legte er sich erhebliche Muskelmasse zu und erlernte einen spezifischen texanischen Akzent. Seit er sich 2004 restlos vom Alkohol und den Drogen abgewandt hat, gilt er als Kontrollfreak.
Eine innere Unberechenbarkeit
Dass Cooper sowohl in komischen, als auch in dramatischen Rollen reüssiert, verdankt er nicht zuletzt einem ganz spezifischen Element seiner Ausstrahlung: Er kann sein Gesicht wirken lassen wie eine Maske. Da sind diese stahlblauen Augen und dieser durchdringende Blick – aber was sich dahinter jeweils abspielt, erschliesst sich für das Publikum oft nicht auf den ersten Blick. Und so fällt es Cooper leicht, unberechenbar, mysteriös, ja sogar leicht psychotisch zu wirken.
Bradley Cooper verbirgt hinter seinem guten Aussehen eine spürbare innere Unruhe, und seine Schauspielkunst besteht insbesondere darin, dieses Feuer zu kanalisieren und nur in kleinen Dosen nach aussen treten zu lassen. Wird Coopers Figur seinem Gegenüber um den Hals fallen oder wird sie ihm eine Ohrfeige verpassen? Das weiss man immer erst, wenn es bereits geschehen ist.
Bald auch als Regisseur?
Auch wenn ihm der diesjährige Oscar von Michael Keaton oder Eddie Redmayne weggeschnappt wird: Cooper muss sich in den nächsten Jahren keine Sorgen um seine Karriere machen, wenn er gröbere Fehltritte vermeidet. Auch wenn nicht alle potenziellen Zukunftsprojekte Grosses erahnen lassen – Coopers Name fällt etwa gerüchtehalber im Zusammenhang mit dem US-Remake des Til-Schweiger-Rührstücks «Kokowääh» – hat Cooper zweifellos viele anspruchsvollen Angebote auf dem Tisch.
Und da ist natürlich auch noch Coopers lange gehegter Wunsch, selbst Regie zu führen: Ein Traum, der sich in den nächsten Jahren verwirklichen dürfte. Seine Schauspielkollegin Sienna Miller soll Coopers Regiepläne scherzend wie folgt kommentiert haben: «Das wird ein Alptraum: Dieser Mann wird nichts bei niemandem durchgehen lassen.» Niemand hätte in diesem Fall bereits einen Namen: Robert de Niro, so munkelt man, würde gern Coopers Regieanweisungen folgen.