«Dark Touch» ist eine Variation auf «Carrie» von Brian De Palma: Niamh (Missy Keating) ist elf Jahre alt, als ihre Eltern und ihr kleiner Bruder in einer einzigen grausamen Nacht ums Leben kommen, im eigenen Haus, erschlagen mit Möbeln und Gegenständen. In der Folge nimmt das befreundete Nachbars-Ehepaar (Padraic Delaney, Katie Kirby) das Mädchen bei sich auf, und eine liebevolle Schulpsychologin (Charlotte Flyvholm) kümmert sich um ihr Trauma. Und alle versuchen ihr auszureden, dass der Tod ihrer Familie ihre Schuld gewesen sei.
Gelungener Trauma-Thriller mit Rachephantasien
Als sich langsam steigernder Horrorfilm ist Dark Touch durchaus gelungen. Aber die spürbar grösseren Ambitionen der Filmemacherin bleiben bald auf der Strecke: Das Thema des Films, Kindesmissbrauch, ist überdeutlich vorgezeichnet.
Zwar verläuft die Entwicklung vom übersinnlichen Thriller zur monströsen Rachephantasie nicht ohne wirklich starke Momente, aber die Figurenzeichnung wird der Dramaturgie untergeordnet. Die ebenso verständnisvollen wie ahnungslosen Erwachsenen benehmen sich zeitweise dermassen unerwartet unsubtil, dass man sich als Zuschauer geschubst vorkommt.
Die Überraschung bleibt leider aus
Und wenn am Ende die Auflösung des Plots in einer grotesken Parodie auf das Shakespear‘sche Theater im Theater mit allen Effekten durchexerziert wird, bleibt leider die Überraschung aus. Viel mehr als die Feststellung, dass Erwachsene Kindern furchtbare Dinge antun können, ist da nicht. Der Horror allerdings, der dringt durch und bleibt hängen – für sich genommen ist diese Sequenz «Grand Guignol» mit Widerhaken.
Vielleicht würde «Dark Touch» als dreckiger kleiner Genrefilm mit klar überzeichneten Figuren und grellen Effekten besser in Erinnerung bleiben, sein Echo jedenfalls verklingt nicht so schnell. Aber es klingt ein wenig hohl.