Mesoud Barshid muss ein wenig unter dem Tresen kramen. «Ah, da ist es. Das ist noch original vom Dreh.» Barshid wischt mit der Hand den Staub von dem kurzen Plastikstab und versucht ihn dann mit einer schnellen Bewegung auszufahren. Doch er hakt. «Bei Luke Skywalker sah das natürlich eleganter aus.» Aber immerhin funktioniert der Ton noch. Ein krächzendes Geräusch ist zu hören. «Früher hat es auch noch geleuchtet. Wie ein echtes Laserschwert eben. Aber das geht jetzt nicht mehr.»
Wie auf einem anderen Stern
Das Original-Laserschwert von Luke Skywalker ist in die Jahre gekommen. Wie alles hier im Hotel Sidi Driss in Matmata. Skywalker, der Held aus den ersten «Star Wars»-Episoden der 1970er- und 80er-Jahre, ist hier geboren. Er war ein Guter, kämpfte auf der Seite der «Macht».
Barshid steht im Hof des Hotels, das er seit vielen Jahren leitet. Es ist eine Art rundes Loch im Boden. Die Räume, die vom offenen Innenhof abgehen, sind dunkel und kühl. In Zentraltunesien bauen alle so, wegen der Hitze. «Star Wars»-Schöpfer George Lucas muss sich gefühlt haben wie auf einem anderen Stern. Nicht umsonst hat er alle sechs Episoden der Fantasy-Saga im kleinen Land am Mittelmeer gedreht.
Glanz aus vergangenen Tagen
Barshid erinnert sich noch an die Zeit, als die Film-Crew für einige Wochen Hollywood in die Provinz brachte. «Im Jahr 2000 haben sie hier ‹Angriff der Klonkrieger› gedreht. Eineinhalb Monate. Es durfte niemand rein, weil sie alles umdekoriert haben.» Barshid klopft auf einen braunen Kasten in der Wand, von dem die Farbe blättert. Es klingt nach hohlem Plastik.
Wie zum Beweis für seine Worte führt er zu einer Tafel mit vergilbten Fotos. R2-D2 und C-3PO, die cleveren Roboter sind zu sehen. Sie stehen im Innenhof und warten auf Anweisungen. Barshids Schatz ist ein Foto aus den 70er-Jahren. Schwarz-weiss, handsigniert. Es zeigt George Lucas und Co-Regisseur Gary Kurtz beim Dreh der ersten Folge. Mehr ist vom Glanz der Saga nicht geblieben.
«Die Revolution hat uns ganz schön zugesetzt. Bei uns gibt es doch nichts ausser den Touristen. Doch so Gott will, wird es bald besser.» Doch Gott scheint nicht zu wollen. Die Touristen bleiben weg. Nicht nur wegen des Umsturzes im Jahr 2010. Seit kurzem macht auch der Terror dem Land zu schaffen. Zwei Anschläge gab es in diesem Jahr auf Ausländer. Knapp 60 Menschen starben, darunter viele Briten.
Star Wars ist Tunesiens nationales Erbe
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Abderrahman Ameur will den Ausländern trotzdem die Angst nehmen. «Ich bekomme pro Woche etwa zwei bis drei Anfragen von Fans aus der ganzen Welt, ob es sicher sei, nach Tunesien zu kommen. Und ich kann allen nur sagen: Herzlich willkommen!» Ameur hat den ersten und einzigen «Star Wars»-Fanclub Tunesiens gegründet. Wenn er von den Filmen erzählt, glänzen seine Augen.
«Ich bin ein Cousin von Luke Skywalker. Ich komme auch aus Matmata. Also, ich komme aus Matmata und Luke aus Tatooine. Natürlich sind wir verwandt!» Ameur lacht herzhaft. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, das «nationale Erbe Tunesiens», wie er die Drehorte nennt, zu retten. Zwölf sind es insgesamt, und nur die wenigsten sind öffentlich bekannt. Die genauen GPS-Daten gibt er nur an wahre Fans weiter.
Möge die Macht mit Tunesien sein!
«Natürlich könnte man damit ein grosses Business aufziehen», sagt Abderrahman Ameur. Man könnte «Star Wars»-Filmtouren durch Tunesien anbieten. Aber dann verliert es seinen Charme.» Deswegen kooperiert Ameur auch nicht mit der Regierung. Die setzt auf Massentourismus, das zeigen die gigantischen Hotelburgen an Tunesiens Küsten. Der Grossteil von ihnen steht seit der Revolution leer.
Zum Abschied gibt Ameur Besuchern den klassischen «Star Wars»-Gruss mit auf den Weg: «Möge die Macht mit euch sein», sagt er und lacht. Und unweigerlich kommt einem in den Sinn: Tunesien hat die guten Kräfte der «Macht» im Moment viel nötiger. Doch nicht einmal mehr die Macher von Star Wars scheinen daran zu glauben. Die neue Episode, die jetzt in den Kinos anläuft, wurde in Abu Dhabi gedreht. Aus Sicherheitsgründen.