«Lachnummer mit Leopard!» Es ist noch gar nicht so lange her, da machte man sich in Locarno zum Affen. Wir erinnern uns: Starfotografin Annie Leibowitz gestaltete das Plakat für das diesjährige Filmfestival, das vor rund drei Wochen zu Ende ging. Es war die erste öffentlichkeitswirksame Amtshandlung der neuen Festivalpräsidentin Maja Hoffmann. «Druckfrisch aus dem Photoshop», frotzelte der «Tagi» damals. Aber nur wir kannten die ganze Wahrheit.
Nun ziehen sie in der Wannabe-Weltstadt Zürich nach, im wunderlichen Wettstreit der Promi-Poster-Possen. Das Zurich Film Festival hat sich für die anstehende 20. Ausgabe Wim Wenders geangelt. Und siehe da: Der deutsche Filmemacher, der sich auch als Fotograf einen Namen gemacht hat, hat einen hübschen Hingucker gestaltet, von dem exakt 50 Exemplare zu kaufen sind. Kostenpunkt: schlappe 5000 Franken. Kleiner Trostpreis: Die Bilder sind vom Mann mit dem Schnauz mundgemalt, pardon, handsigniert.
Wagen auf Wüstensand
Ein Kino im Niemandsland: Wüstensand, ein Oldtimer steht davor. Texas, lässt «Paris, Texas»-Regisseur Wenders im Communiqué verlauten, das heute an die Presse verschickt wurde. Im Himmel über dem fotogen verwitterten Bau eine goldene 20, wobei die Farbe nicht für die ganze Null gereicht zu haben scheint. Dafür umfasst sie das an einen Vollmond gemahnende ZFF-Auge, jenes auch schon länger renovationsbedürftige Logo, von dem man sich gewünscht hätte, es würde spätestens zur Jubiläumsausgabe in die Wüste geschickt.
Ein «Drive-in-Kino» also. Schon mal abgefahren, rein von der Message her, wenn man sich vor Augen hält, dass das ZFF seit genau 20 Jahren «Goldene Augen» vergibt, aber schon vor ein paar Jahren den roten Teppich durch einen grünen ersetzt hat. Weil das mehr zum zeitgemässen Öko-Anstrich passt, den man dem Festival verpassen will. Hiess es nicht sogar einmal, man werde die Stars per Extra-Tram zu den Gala-Premieren vor das Kino Corso «karren»? Möglicherweise war das noch vor der Erfindung der Elektroautos?
Kein See in Sicht
Wenders selbst sagt, er war schon öfters zu Gast in Zürich, er habe hier viele gute Erinnerungen ans ZFF – vor allem an die Gespräche, die er hier geführt habe. Dafür hat er den See vergessen, auf den man in Zürich so stolz ist. Oder will er uns mit seinem Retro-Bild einfach sagen: Etwa so aus der Zeit gefallen wie dieses Wüstenkino sind die Lichtspielhäuser von heute, die sich in Zürich bald wieder herausputzen?
Was Wim Wenders mit Annie Leibowitz verbindet: Beide sind kurz in ihre Archive gestiegen und haben sich daselbst einen Schnappschuss geschnappt, den sie ihren Auftraggebenden als Volltreffer verkaufen konnten. Nennen wir es eine «Wim-Wim-Situation».