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Auftakt in Locarno: Das erwartet uns am diesjährigen Filmfestival
Aus Kultur-Aktualität vom 07.08.2024. Bild: Keystone/Ennio Leanza
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Locarno Film Festival «Le Déluge»: Der schwere Gang zur Guillotine

Der Film «Le Déluge» mit den französischen Stars Mélanie Laurent und Guillaume Canet zeigt die letzten Tage von Louis XVI. und Marie Antoinette.

«Morgen früh werdet Ihr guillotiniert.» Erstaunlich gefasst nimmt Louis XVI. das Urteil zur Kenntnis, obwohl er bis vor kurzem noch gedacht hatte, die französischen Revolutionäre seien ihm gnädig gestimmt. Drei Bitten habe er jedoch: Er wünsche drei Tage Aufschub, er wolle noch einmal seine Familie treffen und er wolle ein Rasiermesser, damit er sich rasieren könne.

Schauspieler in Barockkostümen auf einem karierten Boden in einem Palast.
Legende: Abstieg eines Königspaares: Mélanie Laurent als Marie Antoinette, Guillaume Canet als Louis XVI. Locarno Film Festival / Xenix

«Die Guillotine ist Rasiermesser genug» klingt es höhnisch aus der zweiten Reihe. Der freche Spruch zeigt, wie tief der einstige König gefallen ist, er ist vom Gott zum Menschen geworden. Er, dem bis anhin jeder Wunsch erfüllt wurde, darf sich nicht einmal mehr die Bartstoppeln abrasieren.

Im Zentrum der Zeitenwende

«Le Déluge» zeigt die letzten Tage von Louis XVI. und seiner Gattin Marie Antoinette, gespielt von Guillaume Canet und Mélanie Laurent. Im Zuge der Französischen Revolution wurden die beiden verhaftet, verurteilt und hingerichtet.

Diese bedeutende Zeitenwende, die Abkehr vom Ancien Régime hin zur Republik, zeigt «Le Déluge» ganz aus der Sicht des Königspaares, als Kammerspiel hinter Gefängnismauern.

Personen auf dem roten Teppich beim Locarno Film Festival, Fotografen im Vordergrund.
Legende: Königlicher Auftritt auf dem roten Teppich: Mélanie Laurent und Guillaume Canet in Locarno. Keystone / JEAN-CHRISTOPHE BOTT

«Le Déluge ist kein politischer Film», sagt Gillaume Canet. Es gehe in erster Linie um die Beziehung zwischen Louis XVI. und Marie Antoinette in dieser ungewöhnlichen Situation. In Haft muss das Paar alle Gewohnheiten ablegen und ein einfaches Leben führen.

Damit kommt Louis XVI. deutlich besser zurecht, weil er sich in seiner Rolle als König nie wohlgefühlt hat. «Er war noch ein Kind, als er König wurde», sagt Canet, «und er blieb lange ein Kind, weil er möglicherweise Asperger hatte».

Vom goldenen Käfig in den Kerker

Der Film zeigt die Menschwerdung eines gottgleichen Monarchenpaares und zeigt durchaus Mitleid mit seinen Hauptfiguren. Die beiden werden als Opfer ihrer Umstände gezeigt, die wenig Einfluss auf das Zeitgeschehen hatten.

Zwei Personen in historischer Kleidung bei einer Veranstaltung.
Legende: «Le Déluge» zeigt Louis XVI. und Marie Antoinette sanfter und wohlwollender als etwa Sofia Coppolas Film «Marie Antoinette» (im Bild). IMAGO / ZUMA Press Wire

«Sie hatten gar keine Möglichkeit, das Land zu regieren», sagt Mélanie Laurent. Doch sie hätten sterben müssen, damit die Französische Revolution zu Ende gebracht werden konnte.

Französischer Filmadel in Locarno

Dank der französischen Stars Mélanie Laurent und Guillaume Canet ist dieses Kammerspiel gelungen. In Locarno durfte das prominente Duo auf der Piazza Grande den «Excellence Award Davide Campari» entgegennehmen.

Zwei Personen halten Trophäen und Mikrofone.
Legende: Laurent und Canet teilen sich den «Excellence Award», einen goldenen Leoparden gibt es aber für beide. Keystone / JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Canet gibt den König hinter einer dicken Maske als eigentümlich weltfremden und naiven Sonderling, der am liebsten nur Vater und Ehemann wäre. Mélanie Laurents Marie Antoinette ist stiller und ernster als andere Interpretationen.

«Ist putzen schwierig?»

In der Hoffnung, nach der Revolution ein neues Leben anfangen zu können, fragt sie ihren Kammerdiener nach der Lebensrealität gewöhnlicher Menschen: Wie bekommt man ein Haus, will sie wissen, und: «Ist putzen schwierig?»

Eine Frage, die sich erübrigte. Denn einige Monate nach der Exekution ihres Mannes fiel bekanntlich auch für Marie Antoinette die Guillotine.

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Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 7.8.2024, 17:20 Uhr.

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