Der 3D-Film nach dem realistischen Sci-Fi-Roman von Andy Weir lässt in den USA das Publikum ins Kino strömen. Schon wieder muss man Matt Damon aus dem Weltall holen. Letztes Jahr in «Interstellar» von Christopher Nolan, im Jahr zuvor zog es ihn in Neill Blomkamps Film ins «Elysium», eine Weltraum-Wellness-Oase für Reiche. Der Schauspieler ist einfach zu gross für die Erde.
Aus der Misere «rauswissenschaftlern»
In «The Martian» spielt Matt Damon den Astronauten Mark Watney. Ein Botaniker und Teil einer bemannten Marsmission unter der Leitung von Jessica Chastain (ebenfalls schon in «Interstellar» mit von der Partie).
Ein heftiger Sturm auf der Marsoberfläche zwingt das Team zur überstürzten Evakuation, Watney wird von Trümmern getroffen und bleibt auf dem Mars zurück. Seine Kameraden und die NASA-Mission-Control in Huston halten ihn für tot.
Aber natürlich hat Watney überlebt. Wie einst Robinson Crusoe oder viel später Tom Hanks in «Castaway» muss er sein Wissen und seinen Witz einsetzen, um zu überleben. Vier Jahre würde es dauern, bis eine Rettungsmission von der Erde den Mars erreichen könnte. Und zuerst müssen die auf der Erde erst mal mitbekommen, dass Watney noch lebt.
Aber Mark Watney ist ein amerikanischer Wissenschaftler. Der grösste Botaniker auf dem Mars, wie er selber sagt. Und er findet ungerührt: «I’ll have to science the shit out of this». Das lässt sich nicht wörtlich übersetzen, aber sinngemäss ist der Mann entschlossen, sich aus der Misere «rauszuwissenschaftlern».
Kartoffeln auf Exkrementen
Dieser Aspekt des Films macht denn auch seinen eigentlichen Reiz aus. Wie Watney auf einer Mischung von Marsstaub und Exkrementen aus der Bordtoilette Kartoffeln pflanzt, Wasserstoff aus den Raketentanks kontrolliert zu Wasser verbrennt und ein eigentliches Gewächshaus anlegt – das ist witzig und gerade so plausibel, dass man dran bleibt.
Spass machen auch seine schliesslich erfolgreichen Versuche, mit den Kameras eines alten Marsroboters eine funktionierende Kommunikation mit der Erde aufzubauen, und all die kleinen und grossen Fehlversuche und Rückschläge, die keine Langeweile aufkommen lassen, weder für Watney noch für das Kinopublikum.
Absehbar, aber unterhaltsam
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Ergänzt wird dieses Robinson-in-Space-Spektakel durch die fieberhaften Versuche, auf der Erde eine Rettungsmission auf die Beine zu stellen. Und durch den Einbezug von Watneys Kollegen im Raumschiff, die natürlich wider alle Anordnungen aus Huston sofort die Umkehr Richtung Mars beschliessen, als sie erfahren, dass ihr zurückgelassener Kamerad noch lebt. Das ist Standard-Hollywood-Dramaturgie in der Tradition von «Apollo 13» und Konsorten, aufgelockert durch die üblichen schrägen Figuren und heroischen Astronautinnen.
Dafür, dass man wie bei «Apollo 13» oder «Titanic» eigentlich immer weiss, wie die Geschichte ausgehen muss, ist Ridley Scotts 141 Minuten langes 3D-Spektakel erstaunlich unterhaltsam. Es spricht also nichts dagegen, Matt Damon demnächst wieder auf den Mond zu schiessen – oder Richtung Alpha-Centauri.
Kinostart: 8.10.2015