Die Bilder dazu bestehen schon seit bald acht Jahren. Bergflanken unseres Nachbarplaneten Mars, über die sich Rinnen dahinziehen, die auf das Fliessen von Wasser hindeuten.
Sommerliche Bergbäche auf dem Mars
Nun erhärten neue Analysen von Messdaten der Raumsonde «Mars Reconnaissance Orbiter» (MRO) der US-Raumfahrtbehörde Nasa diese Annahme.
Salziges Schmelzwasser könnte demnach regelmässig im Marssommer manche Steilhänge hinabfliessen, wie Forscher um Lujendra Ojha vom Georgia Institute of Technology in Atlanta im Fachblatt «Nature Geoscience» berichten. Ihre Analysen sind der bislang beste Beleg dafür, dass es auch heute noch zumindest zeitweise flüssiges Wasser auf dem Roten Planeten gibt.
Spektakulärer Wendepunkt
Gäbe es auf dem roten Planeten Leben, wie wir es kennen, müsste Wasser fast zwingend auch in flüssiger Form vorkommen. Umgekehrt würde die Existenz von flüssigem Wasser der Möglichkeit einstigen oder gar gegenwärtigen Lebens auf dem Mars ungeheuren Auftrieb verschaffen. Und wenn es bereits auf dem nahen Mars Leben gibt, dann wäre es sehr unwahrscheinlich, wenn dies der einzige Ort im Universum wäre.
Bislang hat die Forschung allerdings immer nur verschiedene Wassereisvorkommen und zahlreiche Hinweise auf ausgetrocknete Gewässer nachweisen können. Die jüngsten Analysen sehen darum nach einem spektakulären Wendepunkt aus.
Die Forscher aus Atlanta hatten also diese auffälligen Fliessstrukturen untersucht. Die Tatsache, dass sich diese Flussbette nur in der warmen Marsjahreszeit bilden, deutet darauf hin, dass es sich um nach wie vor aktive Prozesse handelt.
Die in der Regel nur wenige Meter schmalen Strukturen entstehen nach Ansicht der Forscher, wenn die Temperaturen an den Hängen über rund minus 20 Grad Celsius klettern und regelmässig auch den Gefrierpunkt übersteigen.
Schon seit der Entdeckung dieser Fliessstrukturen spekulieren Forscher, dass sie von flüssigem Wasser stammen könnten, dessen Gefrierpunkt und Verdunstung durch Salze erheblich herabgesetzt wird.
Dieses Wasser könnte von Eis abschmelzen, das unter dem Marsboden vermutet wird, oder von den Salzen aus der dünnen Marsluft gebunden werden.
Bis heute hatten sich in den Messdaten dieser Strukturen kein Vorkommen von flüssigem Wasser nachweisen lassen. Nicht weil es keines gibt, sondern weil die technischen Bestimmungs-Geräte in der Sonde nicht genügend feinmaschig arbeiten. Erst durch ein neues Verfahren der Wissenschaftler lassen sich Daten aus kleineren Abschnitten der Strukturen analysieren.
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Forscher sind sich fast sicher
Tatsächlich zeigen sich im Spektrometer sorgfältig ausgewählter Pixel die Spuren typischer Salzhydrate. In der Umgebung finden sich diese dagegen nicht.
Diese Beobachtung machen die Forscher bei Fliessstrukturen an vier verschiedenen Orten auf dem Mars. Das nun lege sehr nahe, dass die Fliessstrukturen von einer Salzlauge geformt würden, heisst es in «Nature Geoscience».