Norman Jewison sei am Samstag «friedlich» in seinem Haus gestorben, teilte sein Sprecher am Montag mit. Der gebürtige Kanadier wurde 97 Jahre alt.
In seiner langen Laufbahn wurde Jewison als Regisseur und Produzent sieben Mal für einen Oscar nominiert. 1999 wurde er bei der Oscar-Verleihung mit dem «Irving G. Thalberg Memorial Award» für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Zu seinen grössten Hollywood-Erfolgen zählt die mit drei Oscars prämierte Liebeskomödie «Mondsüchtig», die Cher 1988 den Oscar als beste Hauptdarstellerin einbrachte. Jewison erhielt für die romantische Geschichte aus dem italienischen Einwanderermilieu auch den Regiepreis der Berlinale.
Grossartiger Geschichtenerzähler
«Lebewohl, süsser Prinz», schrieb Cher (77) am Montag auf der Plattform X, vormals Twitter. Sie dankte Jewison für «eine der grossartigsten, glücklichsten und lustigsten Erfahrungen meines Lebens». Jewison habe «Mondsüchtig» zu einem «grossartigen Film» gemacht. Ohne ihn hätte sie keinen Oscar gewonnen. Und auch die Karriere von Nicolas Cage nahm mit diesem Film Fahrt auf.
Auch der kanadische Premierminister Justin Trudeau würdigte Jewison als einen von Kanadas grössten Geschichtenerzählern.
Mit Komödien gestartet
Schon Jewisons erste Filme Anfang der 60er-Jahre waren Komödien – zweimal mit Doris Day in der Hauptrolle. Danach wagte sich der Regisseur schliesslich an ernstere Stoffe. Auf «Die Russen kommen! Die Russen kommen!» folgte 1967 der Krimi «In der Hitze der Nacht» (1967) für den er Sidney Poitier und Rod Steiger vor die Kamera holte.
In dem Thriller, der das Rassismus-Problem in den USA thematisiert, spielte Poitier einen Kriminalexperten aus dem Norden, der sich gegen einen Südstaaten-Sheriff (Steiger) durchsetzen muss. Der Film gewann fünf Oscars, darunter als «Bester Film».
Aber auch der Gangsterfilm «The Thomas Crown Affair» (1968) mit Steve McQueen und Faye Dunaway in den Hauptrollen war bahnbrechend. Jewison setzte auf Antihelden und eine neue Split-Screen-Technik, die auf die Musik geschnitten war. «Damit nahm er das New Hollywood vorweg, indem er mit alten Erzählstrukturen brach», sagt SRF-Filmredaktor Enno Reins.
Drama mit Denzel Washington
Nach Hit-Musicals wie «Anatevka» und «Jesus Christ Superstar» drehte Jewison dann Gesellschaftsdramen wie «... und Gerechtigkeit für alle» und «Sergeant Waters – Eine Soldatengeschichte».
Mit Denzel Washington in Hauptrolle stellte Jewison bei der Berlinale im Jahr 2000 das Drama «The Hurricane» vor. Ein Film über das Leben des Profiboxers Rubin «Hurricane» Carter. Dieser schildert den wahren Fall des schwarzen Boxers, der 1966 zu Unrecht wegen Mordes verurteilt wurde.
Im Jahr 2003 brachte Jewison schliesslich mit «The Statement» seinen letzten Film ins Kino. Darin spielte Michael Caine einen französischen Nazi-Kollaborateur und Kriegsverbrecher, der nach Jahrzehnten von der Vergangenheit eingeholt wird.