Deadpool mit einer Zigarette in der Hand. Volle Ölfässer unter dem Allerwertesten. Er schnippt die Zigarette in eines der Fässer. Explosion. Der Kopf von Deadpool fliegt wie ein Fussball über die Leinwand. So beginnt die Fortsetzung des Superheldenfilms der etwas anderen Art.
Aber keine Angst: Deadpool besitzt fantastische Selbstheilungskräfte. Ihm macht es nichts, in seine Einzelteile zerlegt zu werden. Deshalb ist es auch kein Selbstmordversuch, sondern eine abgedrehte Form der Trauerarbeit. Deadpool jagt sich selbst in die Luft, weil seine grosse Liebe erschossen wurde und er sich die Schuld gibt.
Der eigentliche Inhalt des Films ist schnell erzählt: Deadpool will einen jungen Mutanten vor einem Soldaten aus der Zukunft retten. Dazu bildet er ein Team namens X-Force.
Das witzigste Zitat
Mit Hilfe einer Annonce will Deadpool sein Superhelden-Team zusammenstellen. Eine Frau namens Domino bewirbt sich. Auf die Frage, was ihre Superkraft wären, antwortet sie während des Vorstellungsgesprächs: «Glück».
Deadpool: «Glück ist keine Superkraft. Und es ist nicht filmisch!»
Domino: «Doch.»
Deadpool: «Lass uns einen Kompromiss machen und sagen: Nein, ist es nicht.»
(Anmerkung: Laut der Marvel-Database besitzt Domino die Fähigkeit, durch Telekinese Wahrscheinlichkeiten zu ihren Gunsten zu beeinflussen.)
Der Regisseur
David Leitch. Eigentlich ist er Stuntman – seit 23 Jahren. Seinen ersten Einsatz hatte er in der Science-Fiction-Komödie «Orgazmo». Insgesamt fünf Mal war er das Double von Brad Pitt, unter anderem in «Fight Club» und «Ocean’s Eleven».
Seit letztem Jahr ist er hinter der Kamera tätig. Mit «Atomic Blonde» hatte er 2017 sein Debüt als Regisseur. Der Actionfilm ist vollbepackt mit choreographierten Kampfszenen. Das Besondere: Sie waren wenig oder gar nicht geschnitten.
«Deadpool 2» ist erst sein zweiter Film. Leitch bleibt dem Actiongenre treu. Als nächstes dreht der Regisseur den «Fast and Furios»-Ableger «Hobbs and Shaw» mit Jason Statham.
Fakten, die man wissen sollte
Die #MeToo-Debatte – auch bei Deadpool ein Thema. Gegen den Schauspieler T.J. Miller (er spielt Deadpools Freund und Mitarbeiter Weasel) kamen Ende 2017 Missbrauchsvorwürfe auf.
Der Fall ist schon ein paar Jahre her. Das Opfer ging mit Miller aufs College. Sie behauptet, der US-amerikanischen Schauspieler habe sie sexuell belästigt und geschlagen. Miller bestreitet die Vorwürfe.
Kritikerstimmen forderten, dass Miller in der Fortsetzung von «Deadpool 2» durch einen anderen Schauspieler ersetzt werde - ähnlich wie bei Kevin Spacey im Film «All the Money in the World». «Deadpool»-Produzentin Laura Schuler feuerte Miller nicht. Der Film wäre bereits in der Postproduktion, begründete sie ihre Entscheidung in einem Interview.
Konsequenzen haben die Anschuldigungen für Miller trotzdem: Ryan Reynolds bestätigte gegenüber der New York Times, dass Miller in zukünftigen Fortsetzungen von «Deadpool» nicht auftreten werde.
Das Urteil
«Deadpool 2» – das ist solide Unterhaltung, zumindest die ersten 60 Minuten. Grosse Klappe mit Sprüchen unter der Gürtellinie und Anspielungen auf die Popkultur, so kennen und mögen die Fans die Comicfigur mit dem rot-schwarzen Latexkostüm. Und Wortkaskaden des Helden bekommen die Zuschauer über weite Strecken geboten.
Leider driftet die Fortsetzung gegen Ende immer mehr in ein Superhelden-Gemetzel ab. Die witzigen Wortgefechte gehen im Lärm der Schlacht unter. Schade.
Kinostart: 17.05.2018