Fatih Akin hat den gleichnamigen Roman von Heinz Strunk verfilmt: die wahre Geschichte des Frauenmörders Fritz Honka, der in Hamburg vor allem in der Kneipe «Der Goldene Handschuh» seine Opfer fand.
Honka nahm die Frauen mit nachhause, behielt sie manchmal tage-, wochenlang bei sich und misshandelte sie, bis er sie schliesslich tötete. Ihre Leichen zerstückelte er und versteckte sie in der Zwischenwand seiner Dachwohnung.
«Was stinkt denn hier so?» fragen denn auch alle neuen Besucherinnen, sobald sie die Wohnung betreten.
Fatih Akin rekonstruiert sehr genau das schmuddelige, elende Milieu, in dem sich Honka bewegte, etwa seine enge Dachwohnung mit den vielen Frauenfotos an den Wänden.
Oder die Kneipe «der Goldene Handschuh», in der sich elende, einsame Säufer und Säuferinnen trafen und wo Honka seine Opfer auflas. Auch die Schlager der Zeit sind zu hören: «Es geht eine Träne auf Reisen» läuft immer dann, wenn Fritz Honka mordet.
Zu viel des Guten
Der Film ist sorgfältig ausgestattet. Aber das rettet ihn nicht. Was hier erzählt wird, ist eklig. Wie es erzählt wird, leider auch.
Die Rolle des Honka spielt der junge Schauspieler Jonas Dassler. Der ist unter der Maske des schielenden, hinkenden Mannes mit den schiefen Zähnen nicht wiederzuerkennen und übertreibt es ziemlich mit seinem Schauspiel.
Das ist zu viel des Guten. Dieser Fritz Honka erinnert fast schon an den Glöckner von Notre-Dame.
Genuss und Grausamkeit
«Der Goldene Handschuh» bleibt komplett bei diesem Honka. Ekel ruft der Film hervor, weil er offensichtlich Genuss daraus zieht, den Grausamkeiten des Serienmörders lange zuzuschauen.
Ob Honka seine Opfer demütigt, während sie seine Wohnung putzen und kochen, ob er sie schlägt und vergewaltigt oder ob er sie tötet und schliesslich zersägt: Immerhin müssen wir beim Zersägen nicht zuschauen. Aber dafür zuhören.
Null Kontur, viel Klischee
Eklig ist der Film auch auf einer zweiten Ebene. Er übernimmt Honkas Haltung und ist erschreckend frauenverachtend. Alle Opfer Honkas bleiben namen- und konturlos. Die Frauen sind nur darauf reduziert, versiffte Trinkerinnen, hässliche Prostituierte zu sein. Sie bleiben Klischees.
Um noch eins draufzusetzen, baut Fatih Akin als Gegenpol zu den Opfern in den Film ein: eine bildschöne, blonde, blutjunge Frau, die zum Fantasieobjekt Honkas wird. Im echten Prozess gab Honka an, von älteren Frauen angezogen worden zu sein.
Wo geht's zur nächsten Dusche?
Indem Honka im Film diese engelsgleiche Frau begehrt, werden seine echten Opfer noch mehr abgewertet. Und zwar nicht durch den Frauenmörder Honka, sondern – und das ist der eigentliche Skandal dieses Films – durch den Drehbuchautor und Regisseur Fatih Akin.
Der war sich schon bei der Pressekonferenz über die polarisierende Wirkung seines Films bewusst: «Der Film ist vielleicht nicht jedermanns Sache, das ist auch okay», sagte er. Und erklärte, er habe schon immer mal einen Horrorfilm machen wollen.
Der Film ist tatsächlich Horror, aber nicht so, wie sich das Akin wünschen würde. Nach dem Kinobesuch möchte man gerne direkt duschen. Am besten die Netzhaut gleich mit.
Kinostart: 21.3.2019