Noch vor nicht allzu langer Zeit schrieben Film-Kritiker bei jedem Game-Film: lächerliche Geschichte, alles übertrieben, etwas für Kinder. Aus den Texten sprach meist völlige Unkenntnis und tiefe Verachtung des Mediums.
Doch selbst wenn man das Medium Games liebt: Nach dem Besuch des neuen «Der Super Mario Bros. Film» muss man einsehen: Games taugen fast nie als Filmvorlage.
Zwar Fortschritte...
Früher wurden Game-Verfilmungen oft von drittklassigen Teams mit minimalem Aufwand produziert. Dass es nur darum ging, die Fan-Klientel abzuzocken, war auf der Leinwand sichtbar.
Das hat sich geändert. Mit Chris Pratt, Jack Black und Anya Taylor-Joy sprechen bei hier echte Stars die Hauptrollen mit Herzblut, Produzent Christopher Meledandri («Ich – Einfach unverbesserlich») und Drehbuchautor Matthew Fogel («Minions», «Lego Movie») wissen, wie Kassenschlager gemacht werden. Ausserdem hat der Game-Hersteller Nintendo die volle Kontrolle und steckt viel Geld in die «Brand Expansion».
«Der Super Mario Bros. Film» ist ein kompetenter Familienfilm, farbenfroh und temporeich, mit einer Geschichte, von der ich wissen wollte, wie sie ausgeht. Und natürlich werden die Emotionen abgehakt, die Gamer kennen: einen Level immer wieder von vorn zu beginnen, bis wir endlich fehlerfrei durchhüpfen. Im Kart kurz vor dem Ziel von der blauen Schildkröte abgeschossen werden.
Doch damit erinnert mich der Film vor allem daran, wie toll die Games sind. Das ist kein Film, sondern Werbung.
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... aber noch das gleiche Problem
Denn natürlich habe ich die simple Geschichte sofort vergessen. Die Figuren sind zwar grossartig, weil Nintendo-Ikonen geschaffen hat. Doch das sind sie auch, weil sie Schablonen sind. Und die Tiefe nicht haben, die eine Geschichte erst erzählenswert macht.
In einem Game muss das oft so sein. Ich muss meine Figur schnell mögen und leicht erkennen. Die Emotionen beim Spielen haben wenig mit der Handlung zu tun. In den Mario-Hüpfspielen geht es darum, das Springen zu meistern und die unendlich fantasievolle Welt zu entdecken. In «Mario Kart» geht es um gnadenlosen Wettkampf mit Freunden und Fremden. Die Interaktion prägt das Spielerlebnis, nicht das Erzählen einer Geschichte.
Und so verzichtet der «Super Mario Bros. Film» folgerichtig darauf, der Geschichte der Spiele viel hinzuzufügen. Stattdessen spielt er Nostalgie-Bingo: «Hach, wie toll ist es, dies oder jenes im Game zu erleben!»
Bis jetzt erst ein einziges Mal erfolgreich
Es ist schwierig, von einem in ein anderes Medium zu übersetzen. Game-Verfilmungen entstehen meist unter Bedingungen, die dabei nicht helfen. Früher standen sich Macher mit minimalem Verständnis und minimalem Aufwand selbst im Weg. Heute bezahlt die Game-Industrie gute Leute für ein Produkt, das kontrolliert und abgeschliffen glatt aus der Marketing-Abteilung flutscht.
Nur so könnte es gelingen: Alle Beteiligten verstehen die Materie und die unterschiedliche Mechanik der zwei Medienformen. Die Game-Vorlage hat bereits einen narrativen Fokus. Und die Besitzer der Marke (und die Fans) lassen mutig echte Ergänzungen und Neuinterpretationen zu.
Das ist erst ein einziges Mal passiert – bei der grossartigen TV-Serie «The Last of Us». Das war wohl die Ausnahme, welche die Regel bestätigt.
Kinostart «Der Super Mario Bros. Film»: 6.4.2023.