Film- und Serien-Adaptionen von Videospielen geniessen einen schlechten Ruf: nicht nur bei Filmfans oder Gamerinnen, sondern auch bei Hollywood-Studios. Selten wurden Games zu Quotenhits.
«The Last of Us», eine neue Videospiel-Adaption von HBO, bricht mit dem Fluch: Die Serie, die auf dem ersten Teil der gleichnamigen Kult-Videospielreihe (2013) basiert, überzeugt mit diesen sieben Argumenten.
1. Die Geschichte eignet sich für eine Adaption: Kurz nachdem ein hochansteckender Pilz einen Grossteil der Erdbevölkerung in hungrige Beisser verwandelt, kämpfen sich der zynische Joel und die unerschrockene Ellie filmreif durch ein Land, das kaum noch an die Zeit vor der Zombie-Apokalypse erinnert.
2. Die DNA des Spiels bleibt erkennbar: «The Last of Us» bleibt seinem ursprünglichen Genre treu und übernimmt einen grossen Teil der Handlung. Fans von «The Last of Us» werden ihr Spiel sofort wiedererkennen. Gleichzeitig zeigt die Serie einzelne Geschichten der Originalvorlage aus einer neuen Perspektive.
3. «The Last of Us»ist anschlussfähig: Auch Videospiel-Muffel und Nicht-Gamerinnen können bei der Adaption mitziehen. Für die neunteilige Serie werden keine Vorkenntnisse vorausgesetzt.
4. Die goldrichtige Besetzung: Die beiden Serienmacher Craig Mazin und Neil Druckmann haben die richtige Wahl getroffen: Bella Ramsey («Game of Thrones») und Pedro Pascal («The Mandalorian») verleihen den Figuren von Ellie und Joel den notwendigen Tiefgang.
5. Kolossale Kreativität hinter der Kamera: Mit einem Budget von rund 100 Millionen US-Dollar liess sich HBO die Adaption einiges kosten. Bei der Gestaltung der Serie genossen Druckmann und Mazin freie Hand. Letzterer konnte mit der HBO-Produktion «Chernobyl» bereits unzählige Preise einsacken.
Auf dem Regiestuhl sassen unter anderem Jasmila Žbanić («Quo Vadis, Aida?») und Ali Abbasi («Holy Spider»). Beide sind normalerweise im Arthouse-Kino zu Hause. Mit ihrer unverkennbaren Bildsprache verleihen sie der Serie den gewissen Touch.
6. Das «Stranger Things»-Erfolgsmodell beim Soundtrack: Nebst der Titelmusik von Oscar-Preisträger Gustavo Santaolalla setzt man auf den prägnanten Einsatz von Popmusik: Gut möglich, dass demnächst auch Depeche Mode, deren Song «Never Let Me Down Again» hier eine zentrale Rolle spielt, in den Genuss des Kate-Bush-Revivals kommen könnte.
7. Ein Ende ist absehbar: «The Last of Us» setzt auf kalorienarmes Storytelling. In einer allfälligen zweiten Staffel möchte man die Fortsetzung «The Last of Us Part II» adaptieren. Eine Weiterführung der Geschichte, abseits der Vorlage, soll es indes nicht geben, betonen Mazin und Druckmann in Interviews.
Keine Feel-Good-Serie
Die einzige Hürde, über die «The Last of Us» noch stolpern könnte, ist der Grundtenor der Story: Sind die Zuschauer und Zuschauerinnen bereit, sich mit einer fiktiven Welt auseinanderzusetzen, die vor die Hunde gegangen ist? Da die Serie seiner Game-Vorlage weitgehend treu bleibt, zieht sich eine deprimierende Atmosphäre durch die erste Staffel.
Wer für seinen Seriengenuss lieber in positive Welten abdriftet, dürfte der Appetit hier ziemlich schnell vergehen.
Streamingstart: «The Last of Us» ist seit 15. Januar bei Sky Show abrufbar. Neue Episoden erscheinen jeweils am Montag.