An einem Pressetag zu einem neuen Kinofilm stehen normalerweise maximal fünf Personen für Interviews zu Verfügung. Die Hauptdarstellenden, einige wichtige Nebendarstellende und vielleicht noch der Regisseur oder die Regisseurin.
Am Pressetag zum Kinostart von «Downton Abbey: A New Era» ist das anders: Ganze 14 Personen sitzen für die Online-Interviews bereit – 13 Schauspielerinnen und Schauspieler plus der Regisseur.
Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde
Das Aussergewöhnliche am Historien-Film: Es gibt rund 20 Protagonistinnen und Protagonisten. Selbst die bekanntesten Schauspielerinnen wie Maggie Smith sind nicht wichtiger als alle anderen.
Der Film ist eine Fortsetzung der britischen TV-Serie «Downton Abbey», die von 2010 bis 2015 lief und zu Beginn des 20. Jahrhundert spielt.
«Downton Abbey» wurde sofort zum Erfolg. Die sechs Staffeln gewannen unzählige Preise. Und sogar ins Guinnessbuch der Rekorde hat es die Serie geschafft – als die am meisten von der Kritik gefeierte TV-Serie.
Die erste «Downton Abbey»-Verfilmung von 2019 war ebenfalls ein grosser Erfolg. Ein Grund dafür sind die vielen Protagonistinnen und Protagonisten, findet Regisseur Simon Curtis. «Es gibt verschiedene Geschlechter, Alterskategorien, Charaktereigenschaften. Da können sich alle im Publikum mit jemandem identifizieren.»
Hinter den Kulissen der Royals
Seit dem Anfang setzt «Downton Abbey» auf Kontraste. Nicht nur die fiktive Adelsfamilie wird gezeigt, sondern auch die Bediensteten.
«In der echten Welt sieht man immer nur die Royals. Nie die Menschen, die den Palast am Laufen halten und das alles ermöglichen», sagt Schauspieler Robert James-Collier. «Deshalb ist es spannend, diese Seite in der Serie oder im Film zu sehen.»
Die einzelnen Handlungsstränge sind oft eher banal. Im neuen Film reist ein Teil der Familie nach Frankreich, um eine Villa zu besichtigen. Aus mysteriösen Gründen hat ein Fremder diese an die Grossmutter der Familie vererbt. Der Verdacht kommt auf, dass die beiden vor Jahrzehnten eine Affäre gehabt haben könnten.
Gleichzeitig wird im Anwesen der Familie ein Spielfilm gedreht. Das bringt die Angestellten ganz aus dem Häuschen.
Thematisiert wird in diesem Zusammenhang der Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm. «Ich habe mir nie überlegt, dass viele Film-Stars den Job verloren haben, weil sie keine guten Stimmen hatten», sagt Schauspielerin Sophie McShera im Interview. «Das fand ich richtig interessant.»
Titanic und der Erste Weltkrieg
Kleinere und grössere historische Ereignisse wurden in der Serie immer wieder thematisiert: etwa das Aufkommen von elektrischem Licht, der Untergang der Titanic oder der Erste Weltkrieg.
Bei der Ausstattung legen die Machenden viel Wert auf Authentizität. Eine Historikerin oder ein Historiker stand bei den Dreharbeiten immer beratend zur Seite. Und schaute auf jedes Detail.
«Zum Beispiel, dass Frauen damals ihre Beine nicht übereinanderschlugen beim Sitzen», erzählt Schauspielerin Joanne Froggatt. «Damals reichten die Röcke bis zu den Knöcheln. Dass Frauen die Beine übereinanderschlugen, fing erst an, als die Röcke kürzer wurden.»
Eine Geschichtslektion, verpackt in einen unterhaltsamen, kurzweiligen Feel-Good-Movie mit ganz unterschiedlichen, allesamt liebenswerten Charakteren. Das sind wohl nur einige der Gründe, warum «Downton Abbey» auch nach zwölf Jahren immer noch so beliebt ist.
Kinostart: 28.4.2022