Dancing Queen. 2 Worte. Bei den meisten beginnt beim blossen Lesen schon die Melodie im Kopf zu spielen. Ob man Abba nun mag oder nicht – an ihren Liedern kommt auch heute kaum einer vorbei.
Jetzt kommt ein Best-of in die Kinos: «Mamma Mia! Here We Go Again». Bereits der zweite Film mit Abba-Liedern. 2008 brach die Musical-Verfilmung «Mamma Mia!» Rekorde.
«Mamma Mia!» ist nach «Beauty and the Beast» (2017) der zweiterfolgreichste Musik-Film aller Zeiten. Über 600 Millionen Dollar spielte der Film mit Abba-Liedern ein.
Obwohl Abba ihren letzten Auftritt 1982 hatte: Die schwedische Band und ihre Lieder sind also ein Phänomen.
«Sie haben rechtzeitig aufgehört»
Ihre Musik ist auch 36 Jahre später erfolgreich. Das hat laut SRF-Musikredaktor Gerni Jörgler mehrere Gründe.
«Richtig gut war, dass sie rechtzeitig aufgehört haben», sagt er. «So müssen wir mit den Songs auskommen, die sie damals geschrieben haben. Es kam also nie zu einer Peinlichkeit.»
Die Karriere der vier Schweden Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad war relativ kurz.
1972 gründeten die beiden befreundeten Paare die Band. Den grossen Durchbruch schafften sie 1974. Mit «Waterloo» gewannen sie den Eurovision Song Contest.
Von da an ging’s steil bergauf. Vor allem in Europa und Australien. Doch acht Jahre nach dem Sieg löste sich die Band auf. Auf der Höhe des Erfolgs.
Zwei neue Lieder: «Das ist riskant»
Seither werden immer die gleichen Abba-Ohrwürmer gespielt. Lange Zeit sagten die Schweden, dass es nie zu einer Wiedervereinigung kommen würde. Sogar Tourangebote in Höhe von einer Milliarde Dollar lehnten sie ab.
Umso überraschender: Für diesen Winter haben Abba zwei neue Lieder angekündigt. Die ersten seit der Auflösung der Band. «Das ist riskant», sagt Jörgler. «Abba möchte man so in Erinnerung behalten, wie sie waren.»
Deshalb könnten es die Lieder schwierig haben bei den Fans. Schaden werde dies der Band aber nicht, so Jörgler. «Abba sind ein Monument. Wenn da ein kleines bisschen abbröckelt, ist es nicht zerstört.»
Die alten Songs kommen auf jeden Fall sehr gut an. Obwohl sich Abba oft den Vorwurf anhören mussten, ihr Pop-Schlager sei simpel, die Texte dumm.
Tatsächlich sind die Wortkombinationen keine hochstehende Lyrik. Ein Beispiel aus dem Song «Dancing Queen»: «Du bist die Tanzkönigin // jung und süss, gerade mal 17 Jahre alt // Tanzkönigin, fühl den Takt von dem Tamburin, oh yeah».
«Gut komponiert, super arrangiert»
«Einen Literatur-Nobelpreis werden sie dafür nie gewinnen», sagt Jörgler. Doch in der Popmusik spiele das keine Rolle. Hier gehe es vor allem um Unterhaltung. Was aber nicht stimme: Dass die Lieder simpel seien. «Sie sind gut komponiert und super arrangiert.»
Lieder wie «Mamma Mia!», «Money, Money, Money» oder «Fernando» seien zeitlos. «Der Abba-Sound spricht alle an, die Popmusik mögen», sagt der Musikredaktor.
Benny und Björn schauen für Ordnung
Doch der Erfolg liegt nicht nur am musikalischen Talent. Sondern auch am guten Marketing. Die beiden Bandmitglieder Björn Ulvaeus und Benny Andersson verwalten das Erbe der Band.
«Das machen sie definitiv besser als andere Bands», sagt Jörgler. «Sie schauen, dass mit ihren Liedern kein Unfug getrieben wird.»
Nie weg vom Fenster
Worauf sie ebenfalls geschaut haben: Obwohl die Band keine neuen Lieder mehr aufnahm, war Abba nie ganz weg.
1992, 10 Jahre nach der Auflösung, erschien das Greatest-Hits-Album «Abba Gold». Bis heute gilt es als eine der erfolgreichsten Platten der Welt. In der Schweiz ist es noch immer in den Top 100 der Album-Charts.
Später Durchbruch in den USA
1999 feierte das Musical «Mamma Mia!» Premiere in London. Es verbindet die Tophits von Abba mit der Geschichte um Powerfrau Donna. Ulvaeus und Andersson haben auch hier mitgeschrieben.
Bis heute wurde das Stück in über 440 Städten aufgeführt. 60 Millionen Menschen haben es sich angeschaut.
2001 kam «Mamma Mia!» an den Broadway. Damit gelang Abba auch in den USA der Durchbruch. 19 Jahre nach der Band-Auflösung.
2008 wurde das Musical verfilmt. In den Hauptrollen: Stars wie Meryl Streep, Pierce Brosnan und Colin Firth.
Der Film löste einen erneuten Abba-Hype aus. «Abba Gold» wurde in vielen Ländern nochmals in die Charts katapultiert.
In England erreichte das 16 Jahre alte Album sogar nochmals Platz 1. Die Lieder wurden so einer neuen Generation zugänglich gemacht.
Das gleiche soll jetzt mit «Mamma Mia! Here We Go Again» passieren. Ein weiterer cleverer Marketing-Schachzug der Band.
Kinostart: 19.07.2018
Sendung: SRF 1, 19.07.2018, 10vor10