Zurzeit wird auf der Kinoleinwand oft gesungen. Vergangenes Jahr zum Beispiel im Weihnachtsfilm «Wonka» und der Musicalverfilmung «The Color Purple». In diesem Jahr wurde unter anderem im Remake des Lindsay-Lohan-Klassikers «Mean Girls» die Stimmbänder in Schwingungen versetzt, genauso wie beim «Joker» mit Joaquin Phoenix und Lady Gaga.
Und es geht so weiter: Noch in diesem Jahr trällern Tiere in «Mufasa», einem «Lion King»-Ableger. Für 2025 steht schon fest: Auch die Schlümpfe werden schlumpfen.
Und «Wicked»? Der ist die Verfilmung des gleichnamigen Bühnenmusicals und auch Teil eines weiteren Hollywood-Trends, nämlich auf Nummer sicher zu gehen und auf bekannte Stoffe und Figuren zu setzen.
Die bisher genannten Filmtitel gehören in diese Kategorie. Dazu kommen noch Blockbuster, wie der dritte «Deadpool», «Gladiator 2» oder «Vaiana 2».
Kenne ich, mag ich
Dahinter steckt der Glaube der Produzenten, dass die Menschen sich eher Filme anschauen, deren Titel oder Charaktere sie kennen, weil sie wissen, was sie erwartet.
Die Story von «Wicked» ist tief mit der amerikanischen Popkultur verbunden. Sie basiert auf dem gleichnamigen Musical von 2003, das von einem Roman aus 1995 inspiriert ist. Der beruht auf L. Frank Baums Kinderbuch «The Wonderful Wizard of Oz» aus dem Jahr 1900 und der legendären, oscarprämierten Verfilmung von 1939, mit Judy Garland und dem Evergreen «Over the Rainbow».
«Wicked» beginnt, wo der Klassiker aufhört: mit dem Tod der bösen Hexe des Westens. Das Land Oz feiert. Nur der guten Fee Glinda ist nicht dazu zumute. Sie erinnert sich an ihre Zeit an der Shiz-Universität, einer Schule für Magie und Wissenschaft. Die hat sie zusammen mit Elphaba, der späteren bösen Hexe, besucht.
Elphaba ist grünhäutig und trägt schwarze Klamotten, was sie sofort zur Aussenseiterin abstempelt. Glinda ist genau das Gegenteil.
Durch Zufall kommt heraus, dass Elphaba grosse magische Fähigkeiten besitzt, was Glinda eifersüchtig macht. Als wäre das nicht genug, müssen die jungen Frauen, die sich nicht leiden können, auch noch das Zimmer teilen.
Gleiches Recht für Tiere
Auch sonst ist nicht alles eitler Sonnenschein: Im Land Oz können die Tiere sprechen und sind genauso intelligent wie die Menschen. Aber ihre Rechte werden zunehmend beschnitten. Elphaba hofft auf Hilfe durch den legendären Zauberer von Oz.
Wie zuvor bei «Cruella» (die Schurkin aus «101 Dalmantiner»), oder dem Joker (Feind des Batman) oder der fiesen Fee aus Dornröschen («Malificent») wird aus einem bösen Wesen der Filmgeschichte eine ambivalente, vielschichtige Filmheldin.
Cynthia Erivo als gar nicht so böse Hexe des Westens ist einfach eine Wucht. Und Popstar Ariana Grande beweist, dass sie nichts von ihrem komödiantischen Talent verloren hat, das sie schon mit 17 in ihren Nickelodeon-Serien «Victorious» (2010 bis 2013) und «Sam & Cat» (2013 bis 2014) bewiesen hat.
Fazit: Wer Musicals mag, wird bei «Wicked» bestens bedient. Es ist ein unterhaltsamer, bunter Buddy-Movie über Freundschaft, Feminismus, Rassismus und Ausgrenzung, ohne belehrend den Zeigefinger zu heben. Also: Grünes Licht dafür, sich den Film anzuschauen.
Kinostart am 12.12.2024.