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«Nope» begeistert und verwirrt
Aus Audio Aktuell SRF 3 vom 11.08.2022. Bild: Universal
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 8 Sekunden.

Neu im Kino «Nope»: Wenn afroamerikanische Cowboys UFOs jagen

Nichts für Furchtsame, Spassbremsen und Anspruchslose: Oscarpreisträger Jordan Peeles neustes Spektakel ist beängstigend, komisch und gesellschaftskritisch.

Am Ende von «Nope» fragt man sich: Was habe ich gerade gesehen? War es Horror? Science-Fiction? Absurdes Arthouse-Kino? 

Regisseur Jordan Peele nennt sein Werk einen «verrückten Abenteuer-Alien-Film mit schwarzen Menschen». Der Film ist eben vieles.

Wer ist Jordan Peele?

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Drei Filme haben dem US-Amerikaner Jordan Peele gereicht, um berühmt zu werden.

Sein Genre ist der Horrorfilm. Und damit macht er richtig Umsatz.

Mehr als eine halbe Milliarde Dollar haben «Get Out» (2017) und «Us» (2019) eingespielt. Gekostet haben sie zusammen gerade mal 25 Millionen.

«Get Out» war sein erster Kinofilm. Für den bekam der 43-jährige Jordan Peele gleich den Drehbuch-Oscar.

In Jordan Peeles Filmen geht es dabei nie nur um Grusel und Grauen. Er greift gesellschaftliche Themen auf, etwa den Rassismus und die Klassengegensätze in den USA.

Ein Afro-Amerikaner mit Brille und Bart.
Legende: Seinen Durchbruch im Fernsehen feierte US-Regisseur Jordan Peele 2012 mit der Comedy-Show «Key & Peele». Getty Images/Emma McIntyre

Die Heldinnen und Helden von «Nope», die sich mit einer unheimlichen Bedrohung aus der Luft rumschlagen müssen, sind der afroamerikanische Cowboy O.J. Haywood (Daniel Kaluuya) und seine Schwester Emerald (Keke Palmer). Die Geschwister liefern Pferde für Hollywood. Das macht die Familie, seitdem die Bilder laufen lernten.  

Afroamerikanischer Cowboy, Filmindustrie – allein mit diesen wenigen Informationen ahnt man: Jordan Peele hat einen Film über Hollywood gedreht.

Drei Menschen in der Wüste.
Legende: Die 28-jährige Emerald Haywood wird von Keke Palmer gespielt. Sie hatte ihren Durchbruch 2006 beim Kinderkanal Nickelodeon mit der Sitcom «True Jackson, VP». Universal

Rassismus in der Traumfabrik

Gewissheit hat man, als an einer Zimmerwand das Kinoplakat des 1970er-Westerns «Buck and the Preacher» von und mit Sidney Portier zu sehen ist, einer der ersten Filme mit afroamerikanischen Coltschwingern. 

In der Wild-West-Mythologie der Traumfabrik gab es nämlich lange keinen Platz für schwarze Cowboys. Auf diese Tatsache will Regisseur Peele hinweisen. Weil sie in die Köpfe vieler ein verfälschtes Bild der US-Historie gepflanzt hat.

Logisch, dass Peele in «Nope» weisse Schauspielerinnen und Schauspieler nur in Nebenrollen auftreten lässt. Und der, der im Film die Vergangenheit zelebriert, der Inhaber eines Wild-West-Parks, ist eine koreanisch-stämmige Figur namens Rick Park (Steve Yeun).

Spiel mir ein Lied von Morricone

Selbstredend spielt Jordan Peele auch mit den Stilmitteln des Western: John-Fordsche Landschaftsaufnahmen, Einstellungen, die an «Duell um 12 Uhr mittags» erinnern und ein Soundtrack, der nach Ennio Morricone klingt, dem Komponisten von Klassikern wie «Once Upon a Time in The West».

Ein Reiter vor einem Wild-West-Haus.
Legende: Bezüge zu alten Wild-West-Filmen gibt es jede Menge. Universal

Doch Peele zitiert in seinem «verrückten Abenteuer-Alien-Film» nicht nur die alten Kuhhirtendramen Hollywoods. Wer «Nope» anschaut, wird auch an die Science-Fiction der 1950er mit ihren fliegenden Untertassen oder Steven Spielbergs «Unheimliche Begegnung der dritten Art» erinnert.

Bedrohung vom Himmel

Denn auf der Ranch von O.J. und Emerald Haywood geschehen merkwürdige Dinge: Der Strom fällt aus. Sachen fallen vom Himmel, verletzen ein Pferd, töten den Vater. Die weissen Wolken am blauen Himmel wirken bedrohlich. O. J. sieht etwas Seltsames. Ein UFO? Wer weiss. Sicher ist: Da ist was.

Eine Frau auf einem Motorrad blickt ängstlich in den Himmel
Legende: Überirdisches im Offscreen: Etwas bedroht Emerald Haywood. Universal

Die Geschwister wollen ein Bild von dem Etwas, um damit Geld zu machen und berühmt zu werden. Natürlich hat sich Peele auch dabei was gedacht.

Inspiriert von Riesenaffen und Dinos

«Ich habe mich von Filmen wie ‹King Kong› und ‹Jurassic Park› inspirieren lassen, die sich mit der menschlichen Sucht nach Spektakel und der Möglichkeit, Geld damit zu verdienen, beschäftigen», erklärt er in einem Interview mit AP News.

«Der Meta-Teil besteht darin, dass man diese Vorstellung kommentiert und gleichzeitig versucht, sie zu nutzen und etwas zu schaffen, bei dem die Leute nicht wegschauen können.»

Ein Mann reitet.
Legende: Westernheld im Kapuzenpulli: Zu Pferd geht es gegen den Feind im Himmel. Universal

Die Frage, welchem Genre man «Nope» zuordnen soll, ist dabei am Ende egal. Der «verrückten Abenteuer-Alien-Film» ist vielleicht kein Meisterwerk, aber lustig, spannend, intelligent und seltsam. Dazu kommt, dass das bedrohliche Ding im Himmel beeindruckend und ungewöhnlich aussieht.

SRF 3, 11.08.2022, 16.50 Uhr

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