Emilia Clarke und die Eier: Wieder einmal hat die Schauspielerin Probleme mit dem auszubrütenden Nachwuchs. In der Serie «Game of Thrones» hatte sich ihre Hartnäckigkeit mit den Dracheneiern noch ausgezahlt, die ausgewachsenen Biester sicherten ihre Macht als «Mother of Dragons». Wenn auch nicht auf Dauer.
In Sophie Barthes' Science-Fiction-Satire «The Pod Generation» übernimmt Clarke die Rolle der jungen Karrierefrau Rachel Novy, die nun ebenfalls mit seltsamen Eiern zu kämpfen hat.
Um ihre Karriereaussichten nicht durch eine Schwangerschaft zu gefährden, meldet sie sich für das Pod-Föten-Programm des fiktiven Tech-Giganten Pegazus.
Kinder kriegen mit KI
Ihre Freundin und Vorgesetzte in der Firma feiert die ausgelagerten Uteri – riesige, wie von Apple designte, komplett App-gesteuerte Eier – als ultimative feministische Befreiung.
Rachels Problem ist ihr Mann Alvy (Chiwetel Ejiofor), ein Botanikprofessor und Naturfanatiker, der am glücklichsten ist, wenn er seine Finger in der Pflanzenerde seiner vielen Bäumchen vergraben kann.
Seitenhieb auf die Tech-Branche
Das Ganze inszeniert Sophie Barthes mit ihrem Ehe- und Kameramann Andrij Parekh angemessen futuristisch in einem New York, das zwischen Tatis «Modern Times» und dem Apple-Universum durchgestylt und steril erscheint.
Die satirische Seite des Films bleibt eher dünn. Natürlich bekommt die effizienzgetriebene Verlogenheit der Corporate-Welt ihr Fett weg und die Brutabteilung von Pegazus verkörpert die übertriebene Technologiearroganz perfekt, angeführt von Jean-Marc Barrs Charakter, der an eine Mischung aus Elon Musk und Steve Jobs erinnert.
Im Kern aber verhandelt der Film recht anrührend Mutter- und Elternschaft. Barthes findet auch einen Twist, um zur Sache zu kommen: Alvy willigt seiner Frau zuliebe in eine Pod-Schwangerschaft ein und entwickelt überraschend väterliche Gefühle für das Kind im Plastik-Ei, das er schliesslich immer mit sich trägt.
Und Rachel? Sie entwickelt den «Uterus-Neid», den ihre feministische Freundin zuvor den Männern unterstellt hat.
Der Preis des Fortschritts
Die philosophischen und psychologisch-historischen Aspekte des Drehbuchs der französisch-amerikanischen Filmemacherin spiegeln sich allzu oft in den Dialogen wider. Sie findet aber auch witzige bildhafte Umsetzungen.
Rachels Therapeutin etwa ist eine KI, göttlich dargestellt durch ein riesiges Auge in einem Blumenkranz. Sie hat die gesamte Psychologie des 20. Jahrhunderts verworfen, einschliesslich der Trauminterpretationen, was einen interessanten Kontrast zu den zahlreichen Traumsequenzen bildet, die Rachel im Zusammenhang mit der ausgelagerten Schwangerschaft erlebt.
Die Träume wiederum gehen auf Visionen der Filmemacherin zurück, die sie vor 14 Jahren während ihrer eigenen Schwangerschaft bei ihrer ersten grossen Filmproduktion hatte.
Die Schauspielenden holen das Beste aus ihren anspruchsvollen Rollen heraus. Insbesondere Chiwetel Ejiofor gelingt als Alvy eine verletzliche, rührende Männlichkeit mit einem Maximum an Würde.
Emilia Clarke kämpft dagegen an, dass ihre Rolle zunächst mehr Katalysator und Funktion ist als eine psychologisch glaubwürdige Frauenfigur. Am stärksten ist sie in den Traumsequenzen und gegen Ende des Films, wenn sie ihre Rachel gefunden hat.
Kinostart: 14.9.2023