Es war einmal ein Bundesliga-Star, der sagte vor nicht allzu langer Zeit: «Schwule Fussballer? Gibt es nicht!» Der Mann, der diesen Gemeinplatz vertrat, heisst Mario Basler und spielte bis 1999 für den FC Bayern München.
Zur selben Zeit liess im selben Club Thomas Hitzlsperger sein Talent aufblitzen. Richtig berühmt wurde der damalige Junior und spätere Nationalspieler aber erst nach seiner Fussballkarriere: Im Januar 2014 outete er sich als homosexuell, um die öffentliche Diskussion über das Thema voranzubringen. Mit geringem Effekt: In der Schweiz hat sich bis zum heutigen Tag nur ein Schiedsrichter, aber noch kein Profi-Kicker geoutet.
Erstes Kinodrama über schwule Fussballer
In Marcel Gislers neuem Film verliebt sich ein Kicker namens Mario in seinen Teamkollegen. Anno 2018 sollte das eigentlich kein Problem mehr sein. Ist es aber immer noch, wie das Drama glaubwürdig illustriert.
Gislers Ziel war es, eine realistische Liebesgeschichte über schwule Fussballer zu erzählen. Ganz einfach, weil erstaunlicherweise noch nie ein solcher Film fürs Kino gedreht wurde. «Mario» leistet also Pionierarbeit.
Spannendes Versteckspiel
Sehenswert ist die konfliktreiche Love Story aber nicht nur wegen ihrer brisanten Thematik.
«Mario» fesselt auch auf dramaturgischer Ebene: Einerseits, weil der Held selbst mit seiner Homosexualität ringt. Andererseits, weil er ahnt, dass ihn ein Coming-out die Karriere kosten würde. So lässt er sich auf ein packendes Versteckspiel ein, das ihn innerlich zu zerreissen droht.
Auf feindlichem Terrain
Das Schreckgespenst Homophobie ist im Fussball so präsent wie in kaum einer anderen Sportart. Nichtsdestotrotz würde sich fast niemand in der Branche selbst als schwulenfeindlich bezeichnen. Homophob, das sind immer nur die anderen.
Die eigene Schwulenfeindlichkeit wird mit scheinbar rationalen Argumenten kaschiert. So staucht ein Manager Mario mit folgenden Worten zusammen: «Man spielt nicht in der gleichen Mannschaft und vögelt miteinander! Das ist unprofessionell!»
Maximaler Einsatz von Max und Co.
Max Hubacher, der 2012 mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichnet wurde, wirft für «Mario» seine ganze Schauspielkunst in die Waagschale. Authentisch wirkt der Berner aber nicht nur wegen seines Mienenspiels. Sondern auch, weil er als ehemaliges Mitglied des FC Breitenrain fussballerisch etwas auf dem Kasten hat.
Dank seiner unterschiedlichen Talente meistert er den Spagat, den Regisseur Marcel Gisler von seiner Hauptfigur sehen wollte: Der verzweifelte Versuch, Zärtlichkeit und Stärke, Fragilität und Standhaftigkeit, sowie Liebe und Karriere irgendwie zusammen zu bringen.
Kinostart: 22.2.2018