Erinnern wir uns: Der letzte grosse Boom romantischer Kinokomödien, gerne abgekürzt als Romcom, war in den 1990ern und den frühen 2000ern.
«My Best Friend's Wedding» oder «Sleepless in Seattle» lauteten die klangvollen Namen dieser Filme. Der Boom war so gross, dass sich das renommierte US-Nachrichtenmagazin «Time» 2008 sogar fragte, ob solche Filme schaden könnten.
Romcom: alles Liebe oder alles Lüge?
Wissenschaftler hatten 40 Romcoms, die zwischen 1995 und 2005 erschienen waren, untersucht und waren zum Schluss gekommen, dass sie ein falsches Bild von Liebe und Romantik vermitteln. Paare würden durch die Filme glauben, dass der Partner immer weiss, was der andere wünscht – ohne, dass man darüber sprechen muss.
Beziehungen ohne Kommunikation sind natürlich dem Tod geweiht, aber eigentlich beschrieb das Studienergebnis damals, was Romcoms ausmachte: Es waren Märchen, die von der einen grossen Liebe erzählten. In diesen Film wurde unheimlich viel geredet. Bis Amors Pfeil ins Herz traf, galt es diverse Schwierigkeiten zu überwinden: räumliche Distanz, Rivalen, Ex-Partner oder Kinder.
Romcoms waren herrlich heiter, rührselig, romantisch, vorhersehbar und mit unglaublich gutaussehenden Menschen besetzt.
Ein Romcom-Star kehrt zurück
Jetzt kehrt eine der Königinnen der Romcoms zurück: Julia Roberts, die mit «Pretty Woman» (1990), «Notting Hill» (1999) und «Runaway Bride»(1999) drei Klassiker abgeliefert hat.
In «Ticket to Paradise» ist ihr Love-Interest George Clooney, der keine grosse Romcom-Vergangenheit besitzt, aber mit seinem Gesicht und seiner Stimme dafür geschaffen ist.
Die Story: Georgia (Julia Roberts) und David (George Clonney) sind seit Jahren geschieden. Wenn sie miteinander sprechen, streiten sie sich. Aufgrund einer gemeinsamen Tochter sind Treffen jedoch nicht zu vermeiden.
Dann reisen die Eltern nach Bali. Denn dort will ihre Tochter Lily den einheimischen Seegrasfarmer Gede heiraten. Georgia und David wollen die Eheschliessung verhindern. Sie denken, ihre Tochter begehe damit einen Fehler.
Vorfreude aufs Happy End
Mehr muss man nicht erzählen. «Ticket to Paradise» ist eine Zeitreise zurück ins Kino der 1990er-Jahre. Man freut sich von Minute 1 aufs Happy End. Die Schauspielenden und die Sonnenuntergänge auf Bali sehen super aus. Die Streitgespräche zwischen Julia Roberts und George Clonney sind amüsant.
Ihren lustigsten Auftritt haben die Superstars in einer Szene, in der Georgia und David nach einer Partie Bier Pong gegen ihre Tochter und deren Verlobten total betrunken zum Song «Gonna Make You Sweat (Everybody Dance now)» tanzen. So würden sie es auch privat machen, behaupteten Julia Roberts und George Clonney auf der Filmpremiere in London.
Eine Auszeit vom Leben
Warum man sich den Film anschauen sollte – ausser aus Kino-Nostalgie – hat Julia Roberts in einem Interview erzählt: «Wir wollten eine Komödie machen, um den Menschen eine Auszeit vom Leben zu geben.»
Das passt zum Schluss des Anfangs erwähnten Artikel aus der «Time»: Der endete mit dem Zitat einer Psychotherapeutin und Paarberaterin: «Wir alle brauchen Hoffnung in unserem Leben. Und Hollywood lebt von der Hoffnung.»
Genau deshalb sollte man sich «Ticket to Paradise» anschauen. Was ist besser als ein Lächeln von Julia Roberts und George Clooney, wenn man gerade schlecht drauf ist und nichts mehr von Ukrainekrieg und horrenden Strompreisen hören möchte?
Kinostart: 15.09.2022