Sommer 1990: Vor einem halben Jahr ist die Mauer gefallen. In Halberstadt im Osten Deutschlands ist deshalb alles im Umbruch. Viele Betriebe schliessen, die meisten Menschen verlieren ihre Arbeit. So auch Maren und Robert. Wie es mit ihrer Familie weitergeht, wissen sie noch nicht. Maren würde gerne mal weit verreisen. Robert will in Halberstadt bleiben.
Es ist eine Zeit, in der die alten Regeln der DDR nicht mehr gelten, die neuen aber noch nicht etabliert sind. Das führt in «Zwei zu Eins» zu allerlei witzigen Szenen.
Umbruchzeit: «Geile Zeit!»
Wenn Maren und Roberts Sohn Yannik von einem Polizisten gejagt wird, weil er Wände besprayt, kann ihm der Polizist nicht genau sagen, ob die Wände nun Staats- oder Volkseigentum sind.
«Geile Zeit!», ruft Yannik. Trotz der vielen Unsicherheiten stellt Regisseurin Natja Brunckhorst den Sommer 1990 auch als hoffnungsvolle Phase voller Möglichkeiten dar, in der es auch ein bisschen anarchisch zu und hergeht.
Diese Ambivalenz transportiert das sympathische Schauspiel-Ensemble rund um Sandra Hüller sehr gelungen.
Eine wahre Geschichte
Mit diesem Ensemble greift Brunckhorst die wahre Geschichte um den Schatz von Halberstadt auf. Damals entdeckten Unbekannte ein unterirdisches Kellergewölbe, wo das alte DDR-Geld eingebunkert wurde – und haben es mitgenommen.
In «Zwei zu Eins» sind es Maren und Robert, Roberts Onkel und ein alter Freund, die das Geld entdecken.
Ein (fast) wertloser Schatz
Das Problem: dieses Geld ist in wenigen Tagen wertlos – bis dahin muss es entweder ausgegeben oder in die neue Deutsche Mark eingetauscht werden. Doch wer kann schon so viel Geld eintauschen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen?
Robert hat deshalb einen Plan und verwickelt die ganze Nachbarschaft darin: Mit dem alten, gestohlenen Geld sollen so viele Dinge wie möglich gekauft werden, die sie dann für neue Deutsche Mark umtauschen. Der Gewinn wird unter allen gerecht aufgeteilt.
Als die Truppe mit dem alten Geld nichts mehr kaufen kann, entführen Volker und Robert einen Diplomaten. Denn die wichtigen Staatsmänner sind irgendwann die einzigen, die das alte DDR-Geld noch umtauschen dürfen.
Leichte Raubgeschichte, komplizierter Hintergrund
Was klingt wie ein actionreicher Heist-Film, wird leicht und humorvoll erzählt und verhandelt gleichzeitig tiefgründige Themen. Es geht um Gier versus Gemeinschaft, individuelle Träume versus Solidarität und die Transition einer alten in eine neue Staatsform. Manchmal – auch nur beiläufig – erfahren wir, wie unterschiedlich die Menschen damit umgingen.
Die leichte Erzählweise wird dem Film aber zum Verhängnis: Nach dem verheissungsvollen Start plätschert die Geschichte ab der zweiten Hälfte oft vor sich hin. Viele der Folgen, die der Raub mit sich bringt, hätte man verdichtet erzählen können.
Das grösste Problem: Wer sich mit Währungssystemen und der Geschichte der DDR nicht auskennt, wird zwar einiges lernen, vieles in diesem Film aber auch nicht ganz geniessen können.
Kinostart am 25.7.2024.