Wie grün ist «grüner» Strom tatsächlich? Weshalb interessieren sich Milliardäre und Grossbanken plötzlich dermassen für nicht-fossile Energieträger? Wie ernst sollte man Tech-Konzerne nehmen, wenn diese behaupten, ihre Energieversorgung sei zu 100 Prozent selbsttragend?
Solche Fragen stellt sich Regisseur Jeff Gibbs in seinem Dokumentarfilm «Planet of the Humans», der zum «Earth Day» auf Youtube veröffentlicht wurde, wo man ihn einen Monat lang sehen kann.
Michael Moore als Produzent
Produziert wurde dieser von Chef-Establishment-Provokateur Michael Moore. Der ist ja bekannt für laute, witzige, brandaktuelle Aufreger-Dokumentationen.
«Planet of the Humans» kommt zwar etwas didaktischer daher als die Filme Moores – nicht zuletzt, weil die Dokumentation grösstenteils auf dessen bissigen Humor verzichtet .Doch kaum jemand wird Gibbs mangelndes Engagement vorwerfen können.
Diesel-Generatoren statt Solar-Panels
Wo Moore offenkundig auf Konfrontation geht, mimt Gibbs gerne den unscheinbar-naiven Nischenreporter. Diese Strategie führt mitunter zu den erinnerungswürdigsten Momenten seines Films:
Verkünden beispielsweise die Organisatoren eines Festivals zu Gunsten des Umweltschutzes, der ganze Anlass sei solarbetrieben, schleicht sich Gibbs hinter die Bühne, um Diesel-Generatoren abzufilmen und sich mit Technikern zu unterhalten.
Diese erklären ihm auch gleich bereitwillig, dass die Solar-Panels wohl nicht einmal ausreichen würden, um einen einzigen Gitarrenverstärker mit ausreichend Strom zu versorgen.
Oder wenn er die Chefin eines US-Automobilherstellers, die voller Stolz ihr neues Elektromobil vorführt, so lange mit einfachen Fragen löchert, bis sie sagt: «Ich denke: Kohle ist nicht schlecht.»
Deprimierender als von Trier
In seinen besten Momenten illustriert «Planet of the Humans», wie Grosskonzerne Umweltbewegungen instrumentalisieren, um ihr Image in der Öffentlichkeit reinzuwaschen – und dabei nichts als leere Versprechungen hinterlassen.
Daumen runter für Al Gore
Dabei schreckt der Film auch nicht davor zurück, grosse Namen des Umweltschutzes anzugreifen. Ex-US-Vizepräsident und Friedensnobelpreisträger Al Gore beispielsweise wird vorgeworfen, er halte nur so lange an seinen Prinzipien fest, bis eine Gross-Bank das Scheckbuch zückt.
Durch die gesamte Dokumentation zieht sich allerdings auch ein gewisser fatalistischer Pessimismus, der manchen Lars-von-Trier-Film im direkten Vergleich zur veritablen Sonntagabend-Familien-Unterhaltung macht.
Denn Lösungsansätze für die vielen Probleme, die der Film thematisiert, bietet Gibbs nicht wirklich.
Sadistisches Vergnügen
Wer jedoch ein sadistisches Vergnügen dabei empfindet, medientrainierten Politikern und Lobbyisten dabei zuzusehen, wie diese sich mit unbedarften Antworten ihr eigenes Grab schaufeln, kann «Planet of the Humans» bestimmt etwas abgewinnen.