In Hollywood könnte es ab Donnerstag zu einem Doppelstreik kommen. Zu den Drehbuchautorinnen und -autoren, die seit Anfang Mai streiken, gesellen sich wahrscheinlich die Schauspielerinnen und Schauspieler hinzu. Das gab es zuletzt vor 60 Jahren.
Sollten die Film- und TV-Stars tatsächlich ab Donnerstag streiken, wären die ersten Opfer die zwei Sommer-Blockbuster «Barbie» und «Oppenheimer». Beide Filme laufen nächste Woche weltweit in den Kinos an.
Marketing-Maschinerie droht ausfallen
Im Falle eines Streiks dürften weder die «Barbie»-Stars Margot Robbie und Ryan Gosling noch die unzähligen «Oppenheimer»-Stars – von Cillian Murphy über Emily Blunt bis Robert Downey jr. – zu Premieren auf dem roten Teppich erscheinen oder ihre Filme in Talk-Shows bewerben. Damit wären zum ersten Mal seit langem auch fertige Filme direkt von einem Streik betroffen.
Der Streik der Drehbuchautorinnen und -autoren der «Writer’s Guild of America», kurz: WGA, geht bereits in die elfte Woche. Seit Mai stehen Film- und Fernsehproduktionen in den USA praktisch still.
Verhandlungen vergeblich
Nun droht der Branche der ganz grosse Hammer: Denn der bestehende Rahmenvertrag der Schauspielerinnen und Schauspieler der «Screen Actors Guild» (SAG-AFTRA) läuft am Mittwoch um Mitternacht pazifischer Zeit aus.
Die fieberhaften Verhandlungen über den neuen Vertrag mit der «Alliance of Motion Picture and Television Producers» (AMPTP) haben bislang zu keiner Lösung geführt. Am Dienstag forderten die Parteien Vermittlungshilfe der «Federal Mediation & Conciliation Agency» in Washington an, ein Zeichen für gescheiterte Verhandlungen.
Die Forderungen der Actors-Guild gleichen in mancher Hinsicht jenen der Autorinnen und Autoren: mehr berufliche Sicherheit, bessere Entlohnung, klare Konkurrenz-Regelung im Hinblick auf die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz. Gerade bei den Stars betrifft dies das Recht am eigenen Gesicht und der eigenen Stimme, welche längst künstlich generiert werden können.
Charaktertest für Hollywood-Grössen
Wie bei den Screen-Writers geht es aber auch bei den Actors vor allem um Tausende von Klein- und Nebendarstellerinnen. Diese lassen sich in der Hoffnung auf eine Steigerung des eigenen Marktwertes oft zu sehr schlechten Bedingungen anstellen.
Für die grossen Stars wie Margot Robbie oder Ryan Gosling könnten die nächsten Wochen damit zu einer echten Image- und Charakterprüfung werden. Denn an ihrer Solidarität mit den weniger bekannten Kolleginnen und Kollegen hängt ein Grossteil der Kampfmacht der Gewerkschaft.
Nicht zuletzt darum haben sich in den letzten Tagen die Bosse der grossen Schauspieler-Agenturen wie der «Creative Artists Agency» mächtig ins Zeug gelegt, um die Verhandlungen voranzubringen. Bislang vergeblich, wie es aussieht.
Erstes schwarzes Schaf bereits angezählt
Was den Stars droht, wenn sie ihre Blockbuster-Filme – an denen auch ihre eigene Karriere hängt – durch die Hintertür bewerben, zeigt das Beispiel der Präsidentin der Screen Actors Guild: Schauspielerin Fran Drescher («The Nanny») nahm mitten während der Verhandlungen Promo-Verpflichtungen für ein Modehaus in Italien wahr. Das brachte ihr mächtig Kollegenschelte ein.
Seine Schäfchen ins Trockene gebracht hat hingegen wohl Tom Cruise. Seine neue «Mission Impossible» läuft diese Woche an, und die Promo dafür konnte bisher wie geplant stattfinden.