Die Folge steht ganz im Zeichen der Vorbereitung für die Endschlacht. Schauplatz ist einzig Winterfell – die Stimmung schwankt zwischen Resignation und irrer Hoffnung.
Es ist nicht nur den Zuschauern klar: Wir sind gerade auf die Zielgerade eingebogen. Nur leider wartet keine Preisverleihung am Ende.
Was tun mit dem Kingslayer?
Als erstes wird der unerwünschte Gast vorgeführt: Jaime, der Kingslayer. Daeny, Sansa und Jon müssen über sein Schicksal entscheiden.
Jaime hatte Daenerys' Vater getötet, den Mad King. Verständlicherweise ist Daeny nicht geneigt, ihn zu begnadigen. Sansa hat sowieso ein schwieriges Verhältnis zu allen Lannisters, nur Jon sieht es pragmatisch: «Wir brauchen jeden Mann, den wir kriegen können.»
Jaime verteidigt sich und erklärt, er würde keine seiner Taten bereuen, er hätte es für sein Haus und seine Familie getan – und würde sie auch wieder tun.
«Die Dinge, die wir aus Liebe tun», erwidert Bran trocken. Ein Satz, dessen Bedeutung nur Jaime kennt. Es waren seine Worte, bevor er Bran damals (in der allerersten Episode) aus dem Turmfenster stiess. Touché.
Keine Hilfe aus King's Landing
Brienne schliesslich sorgt dafür, dass Jaime nicht in den Kerker geworfen wird (oder schlimmeres). Daenerys ist sichtlich irritiert, dass Tyrion sich bei seiner Schwester so verschätzt hatte:Jaime hatte die Nachrichten überbracht, dass Cersei keine Armee Richtung Norden schicken wird. Und ja, Tyrion hätte es in der Tat besser wissen müssen – wird er altersmilde?
Schnitt in die Schmiede: Flirtet Arya wirklich mit Gendry? Er bekommt davon zumindest nicht viel mit – zu sehr ist er damit beschäftigt, Waffen aus «Dragon Glas» herzustellen.
Aussprache zwischen Bran und Jaime
Schnitt zum «God’s Wood»: Endlich haben Jaime und Bran etwas «alone time» und können offen reden. Jaime beweist, dass er mit dem eitlen Goldjungen aus Staffel eins nicht mehr viel gemein hat: Er entschuldigt sich für das, was er Bran angetan hat – aufrichtig.
Und er fragt – eher aus ernstgemeinter Verwunderung als aus Angst: «Wieso hast du es niemandem erzählt? Und wirst du es später erzählen?» Woher er wisse, dass es ein Später geben wird, antwortet Bran.
Bevor man sich über dieses beunruhigende Statement Gedanken machen kann, gibt es erneut einen Schnitt. (Für mein Empfinden wird hier zu schnell erzählt, die Momente werden zu wenig ausgekostet – andererseits haben wir dafür auch keine Zeit mehr!)
Ist der Kingslayer ein guter Mensch geworden?
Es folgt ein Highlight dieser Folge: das Zusammentreffen zwischen Brienne und Jaime – das hatte ja in der letzten Folge gefehlt. Brienne ist merklich irritiert über Jaimes Verhalten und redet Klartext: Noch nie habe er sich so lange mit ihr unterhalten, ohne sie zu beleidigen. Was ist los mit ihm? Tja, offenbar ist Jaime wirklich ein besserer Mensch geworden.
Wird auch Daeny eine bessere Königin? Zumindest sucht sie die Nähe von Sansa und kurz herrscht ein «bonding moment» zwischen den beiden Frauen, die sich in einer Männerwelt durchsetzen müssen.
Sie haben viele Gemeinsamkeiten – vielleicht zu viele (Stichwort Machthunger): Als Sansa deutlich macht, dass Daenerys zwar den Eisernen Thron haben kann, aber nicht den Norden, war es das dann auch schon mit der kurzen Verbrüder... – äh – Verschwesterung. Schade eigentlich.
Letzte Ankömmlinge
Dann erreichen noch die letzten Kämpfer Winterfell: Theon Greyjoy kommt an, dazu auch Tormund und das, was von der Night’s Watch noch übriggeblieben ist. Tormund – zuständig für den «comic relief» – schwärmt immer noch für Brienne, lautet doch seine erste Frage: «Ist die grosse Frau auch hier?» Ja, ist sie, keine Sorge.
Alle kommen zum letzten Kriegsrat zusammen – es geht um die Frage, wie man den Night King am besten ausschaltet. Bran zeichnet ein kurzes Psychogramm der White Walker. Als einzige Figuren in George R. R. Martins Universum sind sie erstaunlich eindimensional.
Das Ziel des Night King ist laut Bran fast schon banal: alles Leben vernichten, eine endlose Nacht etablieren. Es ist also eine Schlacht um Leben und Tod – mit dem personifizierten Tod. Na dann.
Ruhe vor dem Ansturm der White Walker
Dann fährt die Kamera noch mal alle Figuren und Paare ab: Grey Worm verspricht Missandei ein Leben am Strand, Sam, Jon und Dolorous Edd frotzeln auf dem Wehrgang, Arya trifft nochmal auf den Hound (diesmal schon ein etwas herzlicher), Ser Jorah Mormont will seine kleine Cousine Lyanna davon abbringen, zu kämpfen (ohne Erfolg), Tyrion und Jaime sitzen in der grossen Halle und werden immer betrunkener. Also Tyrion zumindest, dem Daeny verboten hat, in die Schlacht zu ziehen.
Sex, den man lieber nicht sehen will
Schnitt zu Arya und Gendry, der endlich ihre Waffe fertiggestellt hat und offenbart, dass er der uneheliche Sohn des ehemaligen Königs Robert Baratheon ist.
Arya – sichtlich unbeeindruckt – wechselt abrupt das Thema: Mit vielen Frauen habe er eigentlich geschlafen? Drei ist die etwas widerwillige Antwort von Gendry. Das scheint Arya zu reichen – und es kommt zu einer Sexszene, von der man (ich) hoffte, sie bliebe uns erspart.
Arya ist zwar einer der gefährlichsten Menschen in Westeros, aber trotzdem immer noch ein unschuldiges, kleines Mädchen! Zum Glück kommt auch hier ein schneller Schnitt.
Geständnisse in der Gruft
Wieder sind wir in der Gruft – offenbar ist das «the place to be» für schwierige Gespräche. Jon steht vor der Statue von seiner Mutter. Daeny fragt, wer sie sei – «Lyanna Stark» ist seine Antwort.
Das ist zwar nicht gelogen, aber auch nur die halbe Wahrheit. Kurz ist man sicher, dass Jon aus Liebe und Loyalität sein Geheimnis für sich behalten wird.
Doch dann erzählt er Daenerys, wer er wirklich ist (ihr Neffe) – und ja, Gänsehaut! Daeny will ihm erstmal nicht glauben – doch bevor sie ausdiskutieren können, wer von ihnen nun worauf Anspruch hat, ertönt das Horn – dreimal.
Es ist das Zeichen der Night’s Watch, dass die White Walker kommen. Die Schlacht mit dem Endgegner beginnt.
Was freute:
Lady Brienne wird von Ser Jamie zum Ritter geschlagen. «Fuck tradition» ist Tormunds Kommentar. Recht hat er.
Was berührte:
Bei der Essensausgabe trifft Ser Davos auf ein Mädchen mit Brandnarben im Gesicht. Nicht nur ihn erinnerte sie schmerzlich an Shireen Baratheon, Tochter von Stannis, die ebenfalls ein vernarbtes Gesicht hatte und in einer furchtbaren Szene auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Das ist übrigens ein Tabu, dass «Game of Thrones» gerne bricht: die drastische Darstellung von Ermordungen von Kindern.
Was fehlte:
Wo sind die Drachen? Und starb tatsächlich niemand in dieser Folge? Keine Toten?
Sendung: Radio SRF 4 News, Nachrichten, 16.4.2019 09:30 Uhr.