Steven Spielberg («E.T.») und Peter Jackson («The Lord of the Rings») drehten mit ihr ihre ersten Filme. Auch der Schweizer Regisseur Samir («Snow White») gerät ins Schwärmen: «Sie ist sehr emotional für mich, obwohl sie nur ein Stück Metall ist.»
Eine Schweizer Kamera für alle
Die Rede ist von der Bolex-Kamera – einer Schweizer Erfindung von Weltformat. Der Russe und Wahl-Schweizer Jacques Boolsky entwickelt sie in den 1920er Jahren. Er will ein Gerät erschaffen, das allen das Filmen ermöglicht. Zu der Zeit sind Kameras vor allem den Reichen vorbehalten.
Zum Massenprodukt wird die Bolex, als Boolsky sein Patent an Paillard verkauft. Die Schweizer Firma ist spezialisiert auf Grammofone und Schreibmaschinen.
1935 kommt die erste Bolex-Kamera auf den Markt. Sie ist leichter, robuster, einfacher und günstiger als bisherige Kamera-Modelle. Sie braucht keine Batterien, sondern wird per Handkurbel bedient.
Die Grossmutter der Smartphone-Filme
Mit der der Bolex kann der Filmemacher drehen, wo immer er will.
Der Amateur dreht in den eigenen vier Wänden. Die Kamera ermöglicht auch Laien, ihre Welt auf Film zu bannen. Sie filmen ihre Katzen, ihre Familien, ihre Feste.
Der Norweger Thor Heyerdahl dreht auf seinem Floss Kon-Tiki. Bei seiner legendären Pazifik-Überquerung begleitet ihn eine Bolex. Aus den Aufnahmen entsteht 1950 ein Dokumentarfilm, für den Heyerdahl ein Jahr später einen Oscar erhält.
Der junge Amerikaner Bruce Brown dreht auf dem Surfbrett. Mit der richtigen Hülle ist die Bolex sogar wasserdicht. 1966 veröffentlicht er «The Endless Summer» – und begründet damit das Genre des Surf-Films.
Der Schweizer Regisseur Clemens Klopfenstein dreht in der Dunkelheit. 1979 stellt er seinen legendären Experimentalfilm «Geschichte der Nacht» fertig. Gedreht hat er in verschiedenen nächtlichen Städten. «Das konnte nur die Bolex», sagt der Filmemacher. «Bei ihr geht alles Licht direkt auf den Film.» «Geschichte der Nacht» wird noch heute auf der ganzen Welt gezeigt.
Tausende Kameras in die ganze Welt
In den 1950ern beschäftigt die Firma Paillard 8000 Angestellte und verkauft Tausende Kameras in die ganze Welt. Die Bolex ist ein Verkaufsschlager.
Doch in den 60ern beginnt der Abstieg. Die technologische Entwicklung ist zu schnell. Paillard kann nicht mithalten, muss Konkurs anmelden.
Das bedeutet aber nicht den Tod der Bolex.
Die Retter der Bolex
Heute werden pro Jahr etwa 20 Kameras produziert – nicht mehr von Paillard, sondern vom Zwei-Mann-Betrieb Bolex International SA in Yverdon-les-Bains. Ein einziger Mechaniker schraubt die Kameras zusammen und flickt die Macken der älteren Modelle.
Die Bolex – ein Stück Technik, das die Filmgeschichte veränderte und dessen Name die Herzen zahlreicher Filmmacher noch heute höherschlagen lässt.