Dieser Humor, dieses Gefühl für stereotype Krimi-Situationen, diese Affinität zur Popkultur der 1980er-Jahre: In «Tschugger» steckt unglaublich viel drin.
Welche Cop-Komödie der 80er-Jahre hat wohl für «Tschugger» Pate gestanden, «Lethal Weapon» vielleicht?
David Constantin winkt lachend ab: «Das gibt’s immer wieder: Leute sagen mir, ich hätte hier oder dort abgeschaut. Oft kenne ich diese Vorbilder dann nur am Rand.»
Wahre Vorbilder: Hasselhoff und Mr. T
Constantin ergänzt: «Wir bedienen halt gerne Klischees, die viele schon vor uns benutzt haben – das ergibt für das Publikum auch einen gewissen Wiedererkennungswert. Wir sind nun mal alle mit ähnlichen Serien aufgewachsen. In meiner Kindheit waren das ‹Knight Rider›, ‹Baywatch› oder ‹The A-Team›. Da hatte ich Spass dran.»
Und was wäre laut Constantin ein Beispiel für eine 80er-Serie, die entgegen der landläufigen Meinung so gut wie nichts mit «Tschugger» zu tun hat? «Viele sprechen mich auf ‹Miami Vice› an. Natürlich habe ich das so halb mitbekommen damals, diese beiden Ermittler in ihren Pastell-Anzügen. Aber ich war mit meinem Jahrgang entweder zu jung oder zu alt dafür.»
Comedy made in Switzerland
«Aber da hatten auch noch ganz andere Sachen einen grossen Einfluss», fährt er fort: «Wir haben im Familienkreis zum Beispiel jeden Freitagabend ‹Fascht e Familie› geschaut – also ein reines Sitcom-Format. Mir hat das gezeigt: Man kann auch in der Schweiz und in Dialekt gesprochen etwas Lustiges machen.»
Wer vor «Tschugger» auch die Vorgänger-Web-Serie «Tschutter» gesehen hat, erinnert sich: Damals benutzten Constantin & Co. tatsächlich ein übertrieben eingesetztes Sitcom-Gelächter im Hintergrund.
«Das machen wir für ‹Tschugger› nicht mehr», kommentiert Constantin, «aber ich sitze heute noch gerne im Studio und bearbeite den Ton nach. Da gibt’s immer die Möglichkeit, einen zusätzlichen Gag hinzuzufügen.»
Mehr als nur Klamauk
«Erst gestern haben wir uns bei einer Spitalszene für die zweite Staffel von ‹Tschugger› überlegt, ob wir über die Krankenhaus-Lautsprecheranlage einen Doktor Schmidhalter ausrufen lassen sollen, wegen eines Gipfeli-Problems in der Cafeteria. Aber man kann’s auch übertreiben mit solchen Ideen. Da muss man das richtige Mass finden.»
Das Ziel ist sowieso nicht ein Maximum an herausgedrückten Witzen. Das Rückgrat bildet vielmehr die Figurenzeichnung: «Bei der Entwicklung von ‹Tschugger› stand für uns immer die Bromance zwischen den beiden Figuren Bax und Pirmin im Zentrum: diese zwei verlorenen, aber gegensätzlichen Seelen, die wohl oder übel aufräumen müssen in einem Wild-West-Wallis.»
Spielen mit Fallhöhe
Constantin betont, wie er gerne über Figuren schreibt, die überfordert sind – am Abgrund gar. Nicht nur aus Spannungsgründen, sondern auch, weil ihn das persönlich berührt: «Im grossartigen Thriller ‹Face/Off› gibt es diesen Gesichter-Tausch. Der Cop verliert auf einen Schlag alles: Der Bösewicht übernimmt seine Identität, sein Leben, seine Frau. Das muss ich mir unbedingt wieder mal anschauen.»
Bax und Pirmin mit vertauschten Gesichtern: Das wäre für die Schweizer Serie wohl eine Nummer zu abstrus – aber Kopfkino bietet die Idee genug.