1. «One + One» (1968)
Gleich nach den Mai-Unruhen landet Jean-Luc Godard im «Swinging London» und filmt die Rolling Stones beim Proben ihres Stücks «Sympathy for the Devil». Dazu mischt er absurde fiktive Szenen mit Black Panther-Interventionen, Nazi-Parolen und 68er-Slogans.
Die Geburt eines Rock-Klassikers aus dem brenzligen Zeitgeist heraus – eingefangen von einem Künstler, der zu diesem Zeitpunkt bereits fest entschlossen ist, mit der Popkultur zu brechen.
2. «Numéro deux» (1975)
Godard arbeitet – nicht zuletzt aus Kostengründen – mit Videotechnologie. Die Non-Handlung spielt sich auf abgefilmten Monitoren im Dunkeln ab. Es geht um Familienfrust, um Politik und um Pornografie. Der Film lebt von radikaler Bildsprache, von einer deprimierenden Grundstimmung und von provokant-bizarren Einfällen.
Godard scheint in einer Sackgasse. Er will mit der alten «Filmkunst» enden. Dabei hat er mit der Videokamera soeben eine langjährige Verbündete gefunden.
«Numéro deux» ist auf archive.org kostenlos zum Streamen verfügbar.
3. «King Lear» (1987)
Godard unterschreibt den Vertrag für diesen Film mit den Action-Produzenten Menahem Golan und Yoram Globus auf einer Restaurant-Serviette in Cannes. Von Shakespeares Werk bleiben nur Versatzstücke im fertigen Film, der die Katastrophe von Tschernobyl als Ausgangslage nimmt für einen Meta-Exkurs in die eigene Entstehung.
Woody Allen, Leos Carax, Molly Ringwald, Julie Delpy und der Schweizer Cinémathèque-Gründer Freddy Buache treten auf – sowie Godard selbst.
«King Lear» ist auf archive.org kostenlos zum Streamen verfügbar.
4. «Hélas pour moi» (1993)
Die griechische Sage von Alkmene und Amphitryon dient als Inspirationsbasis für die Geschichte eines gottgleichen Wesens, das die Geheimnisse der menschlichen Sehnsucht, des Leidens und der Lust ergründen möchte. Wofür es sich prompt in den Körper von Gérard Depardieu versetzt.
Für Godard’sche Verhältnisse ist dieses verschrobene Märchen schon fast melancholisch – und eine angenehme Spur weniger politisch als sonst.
«Hélas pour moi» ist auf dem französischen Streamingdienstleister MyCanal zum Streamen verfügbar.
5. «À vendredi, Robinson» (2022)
Godards letzter Auftritt: Er hat den Film nicht inszeniert, aber laut der Regisseurin Mitra Farahani nahm er «das Steuer in die Hand». Geschildert wird eine Korrespondenz zwischen dem iranischen Filmemacher Ebrahim Golestan und Godard über die Bedeutungen von Kunst.
Erwartungsgemäss verwandeln Jean-Luc Godards kryptische Botschaften den Dialog in eine wilde Assoziationskette, die selbst sein Briefpartner nicht immer durchschaut.