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Jetzt im Kino: «Barbie» – die Filmkritik
Aus Kultur-Aktualität vom 19.07.2023. Bild: Warner Bros
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US-Regisseurin im Porträt Die Feministin hinter «Barbie»: Wer ist Greta Gerwig?

Der Grosserfolg des «Barbie»-Films katapultiert die Filmemacherin Greta Gerwig ins Rampenlicht. Gross wurde sie jedoch mit Low-Budget- und Independent-Produktionen.

Ist der «Barbie»-Film bloss ein zynisches Kommerzprojekt von Mattel, in dem ein vorgeblicher feministischer Diskurs dazu dient, den Grossverkauf von gertenschlanken Puppen anzukurbeln?

Oder handelt es sich eher doch um das Gegenteil: eine in Hochglanzpapier verpackte Gesellschaftssatire, die ein traditionelles Mädchenprodukt in ein Manifest für mehr weibliche Selbstbestimmung umfunktioniert?

Dass man den Film auf beide Arten lesen kann, ist zweifellos das Verdienst der Autorin und Regisseurin Greta Gerwig. Ihr ist es zu verdanken, dass Barbie im Film mit Todesgedanken ringt, Plattfüsse bekommt, als Faschistin bezeichnet wird und sich am Ende trotz mehrfach geknicktem Selbstwertgefühl aufmacht, das Patriarchat zu bekämpfen.

Mit «Mumblecore» fing alles an

Dem Blockbuster-Publikum mag Greta Gerwig bisher unbekannt gewesen sein. Aber die Filmemacherin blickt bereits auf über 15 Jahre im Geschäft zurück, als Schauspielerin, Autorin und Regisseurin.

Schauspielerin und Schauspieler in einer Wohnung in einem Film.
Legende: 2010 war Greta Gerwig in der kommerziellen Filmwelt angekommen: Im Film «Greenberg» traf sie auf Ben Stiller (Bild) und ihren späteren Partner Noah Baumbach (Regie). Imago Images/EntertainmentPictures

Gerwig wuchs in Kalifornien auf und studierte in New York. Ihre Karriere begann dann aber in Chicago, an der Seite des heute weitgehend vergessenen «Mumblecore»-Filmers Joe Swanberg.  

Das Genre «Mumblecore» stand für Low-Budget-Spielfilme mit viel Improvisation. Für Gerwig war das eine gute Gelegenheit, ihre eigenen Figuren vor der Kamera zu entwerfen. Die Amerikanerin avancierte zu einem Aushängeschild dieser Independent-Filme, um die in den 2000er-Jahren ein regelrechter Hype entstand.

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Aus dem Archiv: «Mumblecore»
aus 100 Sekunden Wissen vom 02.08.2013. Bild: funnyhahafilm.com
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 35 Sekunden.

Grössere Produktionsfirmen wurden auf Gerwig aufmerksam. So fand sie sich 2010 in der melancholischen Tragikomödie «Greenberg» an der Seite des Stars Ben Stiller wieder.

Romantisch-kreative Partnerschaft

Damit war Gerwig in einer kommerzielleren Filmwelt angekommen. Vor allem aber hatte sie im New Yorker «Greenberg»-Regisseur und Autor Noah Baumbach einen privaten und beruflichen Partner gefunden, mit dem sich die Arbeit vor und hinter der Kamera gut aufteilen liess.

Greta Gerwig mit Adam Driver in «Frances Ha» von 2012.
Legende: Gelungene Studie über eine junge Tänzerin: Greta Gerwig mit Adam Driver in «Frances Ha» von 2012. Der Erfolg des Filmes wurde auch ihrer Schauspielleistung zugeschrieben. IMAGO Images / Everett Collection

Bei Baumbachs «Frances Ha» (2012) spielte sie nicht nur die Hauptrolle, sondern schrieb auch mit. Ihre beiden Spielfilme «Lady Bird» (2017) und «Little Women» (2019) – beide mit Saoirse Ronan in Hauptrollen – schrieb und inszenierte sie dagegen ohne Baumbach.

Pointensicher in den Geschlechterkampf

An «Barbie» hat Baumbach wieder mitgeschrieben, aber es ist Gerwigs Name, der leuchtet: Er steht für einen klar gesetzten weiblichen Blick und für Pointensicherheit im Umgang mit dem Kampf der Geschlechter.

Greta Gerwig in festlichem rotem Kleid an einer Zeremonie.
Legende: Weitere Grossprojekte sind bereits geplant: Greta Gerwig 2020 an der Academy-Awards-Nomination in Los Angeles. AP Photo/Chris Pizzello

Zukünftig sollen vor allem Grossprojekte von diesen Talenten profitieren: Gerwig schrieb an einer Adaptation von «Snow White» für Disney (Start: 2024) mit. Für Netflix ist zudem eine Neuauflage von «The Chronicles of Narnia» geplant.

L. A. im Bild, New York im Herzen

Doch zurück zu Barbie, und was Gerwig mit ihr angestellt hat: Wenn die blonde Puppe in diesem Film unter der kalifornischen Sonne mit Identitätskrisen hadert und ausführlich über ihre Selbstzweifel spricht – dann regiert in diesem Film eine literarische Form zwischen Humor und Psychoanalyse. Und die hat weniger mit Los Angeles zu tun hat als vielmehr mit Kunst und Literatur, wie wir sie aus New York kennen, etwa von Woody Allen oder «Sex in the City».

Gerade das tut diesem Film so gut: Gerwig ist nicht nur eine Feministin, sie ist – zumindest im Herzen und von ihrem Dialogstil her – eine echte New Yorkerin.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 19.07.2023, 7:06 Uhr

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