Im mittelalterlichen Westeros kämpfen mehrere Adelshäuser erbittert um die Macht. Jeder ist sich selbst der Nächste, der eigene Vorteil kommt vor der Moral. Die Serie «Game of Thrones» basiert auf den Büchern des amerikanischen Autors George R.R. Martin und bricht seit dem Start vor vier Jahren einen Rekord nach dem anderen. Alle sprechen von «Game of Thrones».
Trotzdem gibt es sie noch, die Fantasy-Verächter, die Gegen-den-Strom-Schwimmer, die ob der Serie die Nase rümpfen. Und dann gibt es auch jene, die sie schlicht verpasst haben. Fünf Gründe, wieso es sich lohnt, die 40 bisher ausgestrahlten Folgen nachzuholen.
«Game of Thrones» ist keine Fantasy-Serie
Drachen, Zombies und schwarze Magie: Fantasy-Elemente gehören dazu. Dennoch spielen sie eine untergeordnete Rolle. Es geht ums Menschliche. Es geht um Macht und Intrigen, um Vertrauen und Verrat, um Leben und Tod. Die Motive sind trotz mittelalterlicher Kulisse universal und auch heute aktuell. Bezüge zur Realität gibt es in der erbarmungslosen Fantasiewelt auch historisch und geografisch. Als Inspiration für die rivalisierenden Adelshäuser dienten die englischen Rosenkriege des 15. Jahrhunderts. Die Figur der intriganten und machthungrigen Cersei Baratheon basiert auf der Frau des englischen Königs Henry VI. Als Vorbild der Drachenmutter Daenerys Targaryen diente Henry VII., der mit einer fremden Armee den Ärmelkanal überquerte und den englischen Thron eroberte. Die eisige Mauer im Norden erinnert an den römischen Hadrianswall, die wilden Dothraki im Osten an die mongolischen Horden.
«Game of Thrones» ist komplex und hochspannend
In «Game of Thrones» schlagen sich nicht einfach wilde Horden die Köpfe ein – die vielen Handlungsstränge sind ausgefeilt und auf komplexe Weise ineinander verwoben. Langeweile? Fehlanzeige. Der Nervenkitzel lässt selten nach, und bisweilen sitzt man am Ende einer Episode mit offenem Mund da. Ist das tatsächlich gerade passiert? Auch nach der vierten Staffel zeichnet sich nicht klar ab, wohin die Reise geht. Wer am Schluss auf dem «eisernen Thron» sitzt, ist George R.R. Martins Geheimnis – zwei der geplanten sieben Bände hat er nämlich noch nicht geschrieben.
«Game of Thrones» lebt von vielschichtigen Figuren
Ihre Tiefenschärfe verdanken die vielen Hauptfiguren nicht nur der Buchvorlage, sondern auch dem unverbrauchten Schauspieler-Ensemble. Peter Dinklage etwa räumte für seine Darstellung des durchtriebenen Zwergs Tyrion Lannister mehrere Preise ab. Lob gebührt auch den jugendlichen Darstellern: Maisie Williams verkörpert die jungenhafte Abenteurerin Arya Stark absolut glaubwürdig. Trotz zentraler Rolle kann sich keine Figur ihres Lebens sicher sein. Autor George R.R. Martin durchkreuzt unerbittlich die Pläne seiner eigenen Protagonisten und unterläuft damit die Erwartungen des Publikums.
«Game of Thrones» scheut keinen Aufwand
Das Budget für «Game of Thrones» ist imposant. Im Durchschnitt kostete eine Episode sechs Millionen US-Dollar; die Serie ist damit eine der teuersten aller Zeiten. Das sieht man bereits am sorgfältig animierten Vorspann: Auf einem mit dramatischer Musik unterlegten Flug über die Landkarte von Westeros zeichnet sich der Verlauf der Geschichte ab. Die hochwertige Ästhetik zieht sich durch die ganze Serie. Gedreht wurde nicht im Studio, sondern in Irland, Island, Marokko, Malta oder Kroatien. Die Schauplätze wirken authentisch, die Sets sind aufwändig gestaltet – und wenn es knallt, meint man, nicht nur Burgen, sondern auch das in die Spezialeffekte investierte Geld durch die Luft fliegen zu sehen.
«Game of Thrones» hat grossen Einfluss
«Game of Thrones» ist eine der meistgeschauten Serien überhaupt und brach auch Rekorde in Sachen Raubkopien. Sie wird mit Kritikerlob überschüttet und lässt die Kassen des produzierenden Senders HBO klingeln. Die Fangemeinde ist riesig, Onlineportale wie Westeros.org sammeln und kommentieren alle nur erdenklichen Informationen zur Serie. Kinder und Haustiere werden nach Filmfiguren benannt, Nordirland vermarktet gezielt die Drehorte als touristische Ziele. Serien wie «The Simpsons», «Sesame Street» oder «South Park» zitieren und parodieren «Game of Thrones». Kurz: Der kulturelle Einfluss der Serie ist immens. Wer mitreden will, sollte sich ins Schlachtgetümmel stürzen.
Die fünfte Staffel von «Game of Thrones» startet am Sonntag auf dem US-Sender HBO und in der Schweiz am Montag, 13.4.2015 um 22.30 Uhr auf RTS 1, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen (Originalfassung mit französischen Untertiteln).