Sandra Annette Bullock ist seit Beginn ihrer Karriere so etwas wie das «All American Girl». Dabei ist sie nur zur Hälfte US-Amerikanerin. Ihre Mutter ist eine deutsche Opernsängerin, mit ihr und ihrem amerikanischen Vater, einem US-Soldaten und Gesangslehrer, lebt sie 12 Jahre lang in Nürnberg. Dort lernt Sandra auch die Sprache.
Dankesrede auf Deutsch
Ihre Deutschkenntnisse blitzen in ihren Filmen immer wieder auf: In der Heist-Komödie «Ocean’s Eight» (2018) schimpft sie zur Ablenkung des Aufsichtspersonals auf Deutsch, um später während eines hochkarätigen Gala-Dinners millionenschwere Klunker abzustauben.
Auch in «Speed 2: Cruise Control» (1997) spricht sie einige deutsche Sätze: Als sie und Co-Star Jason Patric versuchen, ein Kreuzfahrtschiff zu evakuieren, spricht sie kurz mit einem deutschen Passagier und fragt akzentfrei: «Ist etwas passiert?»
Im Jahr 2000 erhält Sandra Bullock in Berlin den «Bambi» in der Kategorie Film International. Das Publikum ist gerührt und begeistert, als der US-Star die Dankesrede von A bis Z auf Deutsch hält. Mit einem feinen Seitenhieb gegen ihre deutsche Mutter, die «immer sagte: Sei originell, Sandra. Das hat mich als Kind total verrückt gemacht».
Reinigungskraft und Hundecoiffeuse
Auf Deutsch spricht sie dort auch über den steinigen Weg, der sie über Nebenjobs als Reinigungskraft, Hundecoiffeuse oder Discotänzerin schliesslich nach Hollywood gebracht hatte. Für ihre ersten Rollen hat sie sich damit abgehärtet. Sie weiss, was es heisst, einzustecken.
Zunächst wird Sandra Bullock in Actionfilmen oder Komödien besetzt. Beides kombiniert sie in «Speed» (1994) als Co-Star von Keanu Reeves – und steuert als unverwüstliche Busfahrerin ungebremst auf ihren Durchbruch in Hollywood zu.
Dann nimmt sie Tempo raus: Zwei Jahrzehnte dauert es, bis sie als Charakterdarstellerin höchste Anerkennung geniesst: Für ihre Rolle als Leigh Anne Tuohy in «The Blind Side» wird sie 2010 als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Der Film erzählt die Geschichte eines obdachlosen Schwarzen Jugendlichen, der von einer weissen Mittelstandsfamilie adoptiert und schliesslich ein Superstar in der höchsten US-Football-Liga wird. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten.
Stärkste Rolle in «Gravity»
Als eine ihrer bisher stärksten Rollen gilt jene von Dr. Ryan Stone im epischen Science-Fiction-Thriller «Gravity» (2013). Unter der Regie von Alfonso Cuarón läuft Sandra Bullock im Raumanzug zur Höchstform auf. Der Film ist eine nervenaufreibenden Reise ins Weltall, genauso wie ins tiefste Innere der menschlichen Seele.
«Gravity» wird mit sieben Oscars ausgezeichnet, bei Sandra Bullock bleibt es hier bei der Nomination zur besten Hauptdarstellerin.
Die volle Härte des Lebens
2023 wird für Sandra Bullock ein Jahr der Trauer: Ihr langjähriger Lebenspartner Bryan Randall stirbt an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS, bei der vor allem motorische Nervenzellen zusehends ihre Funktion einstellen. Sie pflegt ihn bis zuletzt zu Hause. Ihre Mutter war bereits früh verstorben, mit erst 58 Jahren an Darmkrebs. 2010 starb ausserdem ihr Vater und ihre beiden geliebten Hunde.
Sandra Bullock ist eine Frau, die gelernt hat, einzustecken. Auf der Leinwand und im wahren Leben.