«In Basel habe ich den Judenstaat gegründet», notiert Theodor Herzl 1897 in sein Tagebuch. Damals, vor 125 Jahren, fand in Basel der erste Zionistenkongress statt. Organisiert hatte ihn der Jurist und Publizist Herzl.
Der Kongress gilt als welthistorisches Ereignis und Geburtsstunde des späteren Staates Israel. Dieser konnte erst 1948 gegründet werden. Zu spät, um Millionen Menschen vor der Ermordung im Holocaust zu retten. Trotzdem gilt Basel als Geburtsort des modernen Israel.
Wegen des Jubiläums steht Basel dieser Tage im Fokus der Weltöffentlichkeit: Der israelische Staatspräsident Isaak Herzog kommt Ende August zu einer Gala ins Basler Stadtcasino, bei der auch Bundesrat Guy Parmelin sprechen wird. Die offizielle Schweiz und der Kanton Basel-Stadt wollen dem Gedächtnis des Ereignisses von 1897 würdige Gastgeber sein.
Umstrittener Zionismus
Vorhersehbar waren Proteste gegen einen Staatsanlass, der den Zionistenkongress würdigt. Für das Wochenende kündigen linksaktivistische Gruppen einen Gegenkongress und Demos an. Sie schreiben sich «Free Palestine» auf die Fahnen.
Während des Jubiläums werden höchste Sicherheitsvorkehrungen mobilisiert. Schon im Vorfeld musste ein öffentliches Podium der Reihe «Basel im Gespräch» aus Sicherheitsbedenken in den virtuellen Raum verlegt werden.
Tatsächlich ist das Wort «Zionist» zu einem antisemitischen Schimpfwort geworden. Zionismus wird von Antizionisten gleichgesetzt mit Apartheid und Unterdrückung von Palästinenserinnen und Palästinensern. Auch wenn die UNO-Resolution von 1975, die Zionismus als Rassismus schmähte, 1991 zurückgenommen wurde.
Zionismus als jüdische Befreiungsbewegung
Judenhass war der Grund für die Entstehung des Zionismus als jüdischer Emanzipations- und Nationalbewegung. Die frühen Zionisten rund um Theodor Herzl reagierten auf die Pogrome der 1880er-Jahre in Russland und die Dreyfus-Affäre in Frankreich.
Mit der Gründung des Staates Israel nach der Shoah ist das zionistische Ziel von Sicherheit und Freiheit für alle Juden und Jüdinnen freilich nicht erreicht. Der Staat Israel und jüdische Menschen bleiben überall bedroht.
Dem Zionismus geht es nicht nur um den Staat, sondern auch um jüdische Gemeinschaft, Solidarität, Identität und Kultur. Dafür arbeiten viele Organisationen, die sich unter anderem zionistisch nennen: die jüdischen Jugend- und Sportverbände Makkabi oder auch der Frauenverein WiZo.
Zionismus ist heterogen
Der Zionismus ist im Kern eine säkulare Bewegung. Ultra-orthodoxe Gruppen lehnen ihn sogar als Sünde ab, weil Zionismus ein Versuch der Selbst-Erlösung ist: Statt auf den Messias zu warten, nehmen die Zionisten ihr Schicksal selbst in die Hand.
Schon vor 125 Jahren war die zionistische Bewegung heterogen: da waren die sozialistischen Zionisten mit der Kibbuzbewegung. Daneben gab es die Kulturzionisten, denen es um jüdische Identität und die hebräische Sprache ging. Es gab nur wenige religiöse Zionisten.
Heute ist es noch diverser: Es gibt grüne, nationalreligiöse und sogar christliche Zionistinnen. Was sie eint? Vielleicht der Wille, dass das jüdische Volk miteinander überlebt.