Täuferinnen und Täufer sind von jeher unangepasst: Gott allein wollen sie untertan sein, keinem Papst, keinem Zwingli und erst recht keiner Staatskirche.
Weil sie auch die Kindertaufe und Kriegsdienst ablehnen, brachte sie das immer wieder in Konflikt mit der Obrigkeit. Kerker, Tod, und Vertreibung waren Folgen.
Ammanns auf der ganzen Welt
Darum sind Täuferfamilien mit Schweizer Namen wie Ammann, Geiser, Gerber, Amstutz, Nussbaumer, Dick oder Jost heute auf der Welt verstreut anzutreffen.
In der Schweiz wurde die Täuferbewegung stark, aber auch stark verfolgt. Zynischerweise ertränkte man die Täufer in Limmat, Aare oder Birs.
Der Grund für die Gräueltaten: Die Täufer verweigerten den Kriegsdienst und wollten ihre Kinder nicht taufen. Allein im 16. Jahrhundert wurden in ganz Europa 2500 Taufgesinnte zu Tode gefoltert oder hingerichtet.
Die erste Erwachsenentaufe fand 1525 in Zürich statt. Diese führte zum Bruch mit Zwingli und dem reformierten Zürich.
Der Reformation gedenken
500 Jahre später, 2025, wird der Reformation der anderen Art gedacht. Unter dem Titel «Gewagt» haben die Täufer nun ihr Reformationsgedenken, das die nächsten fünf Jahre andauern wird, gestartet.
Die Täuferhistorikerin Astrid von Schlachta hat es mitorganisiert. Heute sei es zumindest in Mitteleuropa nicht mehr so gewagt, Teil der Täufergemeinde zu sein. Aber: «In einer zunehmend atheistischen Umgebung ist es vielleicht schon gewagt, zum Glauben zu stehen», so von Schlachta.
Täuferkirchen als Vorbild
Obwohl es erst in den letzten Jahrzehnten zur Versöhnung mit den Reformierten gekommen ist, interessieren sich die grossen evangelischen Kirchen sehr für die 500 Jahre der täuferischen Untergrundkirche.
Das wundert Astrid von Schlachta nicht: Die schrumpfenden Grosskirchen fragen sich, wie die Mennoniten (ein anderes Wort für die Täufer) es 500 Jahre lang schafften, als christliche Minderheit zu überleben. Die Täuferkirche mit heute global über zwei Millionen Gläubigen könnte ein Vorbild sein.
Starker Glaube und starke Beteiligung
Die Beständigkeit der Täuferbewegung mag genau mit ihrer Kleinheit zu tun haben. Die einzelnen organisieren sich fast hierarchielos und schleppen keinen Grossapparat mit.
Es gehe darum, Gemeinde zu leben und nicht Strukturen, sagt Astrid von Schlachte. Sie rät, diejenigen zu fragen, die wirklich aktiv mitmachen wollen in der Gemeinde. Für die Landeskirchen könnte das bedeuten: weg von der reinen Mitgliederkirche hin zur Beteiligungskirche.
Auch Täufer sollten Neues wagen
In den fünf Gedenkjahren bis 2025 will die Historikerin ihre eigenen Glaubensgeschwister aber auch aus der Komfortzone locken. Sie ermuntert die Gemeinden, Neues zu wagen und Grenzen auszuloten. Welche konkret, will sie nicht vorgeben.
Tatsächlich gibt es sehr grosse Unterschiede zwischen Mennoniten in Friesland und denen in der Schweiz, geschweige denn zu denen in Amerika und Afrika.
In der Geschichte gab es immer wieder Abspaltungen, Neugründungen. Prominent sind die Amischen mit ihren Pferdewagen, die lange Zeit jeglichen technologischen Fortschritt ablehnten und in Parallelgesellschaften lebten. Auch sie ändern sich heute.
Die meisten «Mennos» sind gesellschaftspolitisch engagiert, in der Friedensarbeit vor allem. Mit der Bibel in der Hand kritisieren sie auch Auswüchse des Kapitalismus.
Die globale und bewegte Geschichte der Mennoniten hat Astrid von Schlachta soeben zwischen zwei Buchdeckel gebannt. Auch darin geht sie neue Wege: Mittels QR-Codes gelangt man vom Buch ins Internet und kriegt dort noch mehr zu sehen und zu hören vom Wagnis, Täuferin zu sein.