Zum Inhalt springen

Abziehbild-Aktionismus-Glosse Werter Tesla – gleich klebe ich dir eine!

Immer mehr Tesla-Fahrende tarnen ihren Wagen mit Klebern, seit Elon Musk so auf Donald Trump abfährt. Geht da noch was? Ein Crashkurs.

Stefan Gubser

Kulturredaktor

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Stefan Gubser macht Online-Journalismus, seit es das Internet gibt. Früher befragte der studierte Germanist berühmte Schauspieler. Heute wird er gerne mit einem verwechselt und arbeitet bei SRF Kultur.

Es ist noch gar nicht lange her, da waren die Tesla-Typen die «Good Guys» auf den Strassen der westlichen Welt. Endlich den Fuss aufs Gaspedal drücken, ohne dass der ökologische Fussabdruck so gross wird wie beim bösen Benziner, den Nachbar Nichtsnutz fährt. Man hat es ja fast wieder vergessen: «Fuck Oil!» war einmal Musks Merkspruch, bevor er sich eine zu kleine Maga-Mütze auf den grossen Kopf setzte, auf dem doch endlich wieder Haare wuchsen.

Im Osten des von Raketen-Racker Musk so geliebten Deutschland sollen sogar schon als Trabis verkleidete Teslas gesichtet worden sein!

Seit Musk im Weissen Haus werkelt, guckt die Trump-kritische Tesla-Gemeinde geschlossen dumm aus der Wäsche. Früher sollen Tesla-Fahrende sich lächelnd zugewinkt haben, wenn sie sich auf der Strasse kreuzten. Heute schlagen sie die Hände über dem Kopf zusammen und kleben sich Abziehbilder ans Heck, auf den steht: «I bought a Tesla before Elon Musk went crazy!» Es sind jene, die rechtzeitig ihren e-X-it getwittert haben und jetzt bei Mastodon auf der richtigen Seite der Geschichte stehen. Derweil verlieren die Tesla-Aktien täglich an Wert.

Das jüngste Kapitel in dieser vielleichte doch nicht unendlichen Erfolgsgeschichte: Gewissenhafte Teslaner «re-branden» ihre Öko-Autos, wie das neuerdings auf neudeutsch heisst. Man überklebt das Tesla-Kreuz mit dem leicht lesbaren Logo einer historisch mehr oder weniger unverdächtigen Automarke vom Schlage Volkswagen oder Audi, Mercedes oder Toyota. Im Osten des von Raketen-Racker Musk so geliebten Deutschland sollen sogar schon als Trabis verkleidete Teslas gesichtet worden sein!

Das ist natürlich in erster Linie dem Umstand geschuldet, dass niemand mehr Teslas kauft, ausser Donald Trump, der sich vor ein paar Tagen vor dem Weissen Haus einen weinroten erstand, ohne rot zu werden unter der orangen Haut seines Gesichts. Und das, erst jetzt kommt die Pointe, obwohl er offenbar gar keinen Führerausweis besitzt.

Man kann Elon Musk ja vieles vorwerfen. Aber bitte nicht, dass er nicht Autos hätte entwerfen lassen, die man innert Sekundenbruchteilen als Teslas erkennt.

Dieser gut bis bestens gemeinte Abziehbild-Aktionismus kritischer Teslafahrender hat etwas vom Verhalten kleiner Kinder (oder auch Affen), die sich bekanntlich die Augen zuhalten und meinen, sie seien unsichtbar geworden. Man kann Elon Musk ja vieles vorwerfen. Aber bitte nicht, dass er nicht Autos hätte entwerfen lassen, die man innert Sekundenbruchteilen als Teslas erkennt, auch wenn sie einen mit 200 Stundenkilometern auf einer deutschen Autobahn überholen.

Es ginge auch anders, wie ein Blick in die Werbegeschichte zeigt. Wer noch in Tesla-losen Tempora mit Mores gross geworden ist, wird sich an den politisch nicht mehr nur korrekten Clip erinnern, in dem ein Inder seinen Kleinwagen so lange verunstaltet, bis er aussieht wie ein der Peugeot 206, der 2008 neu auf den Automarkt kam. Und wenn der Tesla dabei in die Brüche geht? Kein Ding: einfach mit Tesa-Film zusammenkleben. 

Radio SRF 4 News, News Plus, 14.3.2025, 16:03 Uhr

Meistgelesene Artikel