Rückgang von mehr als einem Viertel: In der Schweiz sind die Verkäufe von Tesla im Januar im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent eingebrochen. Seit Jahresbeginn wurden nur noch 240 Fahrzeuge immatrikuliert und in den Strassenverkehr gebracht. Dies zeigen die Zahlen des Branchenverbandes Auto Schweiz. Tesla hat in der Schweiz massiv an Marktanteil eingebüsst und ist in der Liste der wichtigsten Marken im Januar auf den 18. Platz zurückgefallen. Natürlich sind es erst Monatszahlen und die Aussagekraft ist eingeschränkt. Gut möglich, dass Tesla zum Quartalsende wieder zulegen kann. Dennoch: Der Trend zeigt klar nach unten. Im vergangenen Jahr lag Tesla bei den Marken immerhin noch auf Platz 8.
Wie sieht es andernorts aus? In anderen Ländern sind die Rückgänge viel ausgeprägter als in der Schweiz. In Spanien sind die Tesla-Verkäufe im Januar um 75 Prozent eingebrochen, in Frankreich resultiert ein Minus von 63 Prozent. Aus Deutschland werden die neuen Zahlen im Verlauf der Woche veröffentlicht – auch dort wird mit einem Einbruch gerechnet.
Warum gehen die Tesla-Verkäufe zurück? Es gibt drei mögliche Gründe für den Rückgang: Erstens ist die Konkurrenz stärker geworden – es gibt immer mehr Alternativen bei den Elektrofahrzeugen. Zweitens fehlt bei Tesla der Schwung – kaum mehr neue Modelle bei den Autos. Drittens wird der Firmenchef immer mehr zur Hypothek – Elon Musk polarisiert mit seinen politischen Auftritten. Die Kundinnen und Kunden laufen weg. Die Frage stellt sich, ob der Firmenchef nicht zu stark abgelenkt ist und sich zu wenig um das Geschäft kümmern kann.
Werbebranche skeptisch zur Marke Tesla: «Ich glaube nicht, dass es auf Dauer gut geht», sagt Werbefachmann Frank Bodin auf Anfrage. Die Doppelrolle als Politiker und Firmenchef sei schwer vereinbar. Eine Marke müsse Vertrauen und Orientierung geben. Insbesondere das Vertrauen sei bei Tesla zerstört, weil der Auftritt von Musk unsympathisch sei. In der Werbung gebe es bei Kampagnen verschiedene Tabus, sagt Frank Bodin weiter: Politik – Militär – Religion, das seien Bereiche, bei welchen man bei Firmenauftritten und Werbekampagnen besonders achtsam sein sollte, das sei schon früher so gewesen und gelte nach wie vor.
Chef von Tesla immer mehr in der Politik: Elon Musk will den Staatsapparat in Washington verkleinern. Dabei geht er mit der Brechstange vor. Er wolle USAID zerstören, sagte der Tesla-Chef diese Woche wörtlich. Die Behörde sei eine kriminelle Organisation, wie ein Ball von Würmern. USAID ist in den USA jene Behörde, welche für die Entwicklungshilfe zuständig ist – eine Organisation mit 10'000 Angestellten und einem Budget von mehr als 50 Milliarden Dollar. In Deutschland wiederum sympathisiert Elon Musk mit der umstrittenen Partei AfD, und auch in anderen Ländern kritisiert er offen die Regierungen.
Twitter als Fallbeispiel: Vor ein paar Jahren hat Elon Musk den Kurznachrichtendienst Twitter übernommen und in X umbenannt. Seither haben viele grosse Werbekunden die Aufträge storniert, die Nutzerzahlen sind rückläufig und das Geschäft ist eingebrochen – das gleiche Schicksal könnte Tesla drohen – die Doppelrolle als Chef und Politiker ist schwer unter einen Hut zu bringen.