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«Schattenpräsident Musk» Will dieser Mann die Welt erobern?

Erratisch, unberechenbar, machtbewusst: Der reichste Mensch der Welt bulldozert sich in die Politik – mit kaltem Kalkül.

Er tüftelt an humanoiden Robotern und künstlicher Intelligenz, die bald schon an der Spitze der Evolution stehen sollen. Seine Meinungs­verstärker­maschine X dringt in die Köpfe der Menschen, sein Neurotech-Unternehmen pflanzt ihnen gleich Computerchips ins Hirn. Mit SpaceX spannt er ein Netz von Satelliten um den Globus, die uns lotsen, lenken und über uns wachen.  

Jetzt schwingt sich der reichste Mensch der Welt auf, auch noch der mächtigste zu werden: als Einflüsterer eines amerikanischen Präsidenten, den er schleichend zu seiner Marionette macht. Was klingt wie dystopische Science-Fiction, ist die schöne neue Welt, in der wir leben. Zumindest, wenn man den Stimmen Glauben schenkt, die Elon Musk bereits zum Schattenpräsidenten der USA erkoren haben.

Aber ist Musk tatsächlich getrieben von Allmachtsfantasien? Mit dieser Frage hat sich der Journalist und Autor Andreas Dripke in seinem Buch «Masterplan: Wie Elon Musk unsere Welt erobert» beschäftigt. Sein Verdikt: Berauscht von seinem unternehmerischen Erfolg will sich Musk nun die Politik gefügig machen.

Musk glaubt, dass er der Welt hilft, wenn er auch der Politik den rechten Weg weist.
Autor: Andreas Dripke Autor und Journalist

«In allem, was Musk bisher angekündigt hat, war er unglaublich erfolgreich», führt Dripke aus. «So hat er mit Tesla die europäische Autoindustrie an die Wand gefahren. Ähnlich lief es mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX und der Nasa.»

Trump spielt Musks Einfluss herunter

Daraus leitet Musk nun offenbar eine neue Mission ab, bei der er sich ebenfalls für unfehlbar hält. «Er glaubt, dass er der Welt hilft, wenn er auch der Politik den rechten Weg weist.»

Musk 2017 in Toronto.
Legende: «Musk gründet keine Firmen, um Firmen zu gründen. Er verfolgt das Ziel, die Menschheit entscheidend voranzubringen», sagt Dripke. Mit diesem Anspruch versuche er nun auch die Politik aufzumischen. Getty Images/Kate Allen

Musks Sendungsbewusstsein bleibt dem designierten US-Präsidenten nicht verborgen. So sah sich Trump zuletzt genötigt, die Hierarchie wiederherzustellen:

Das hindert den in Südafrika geborenen Techmogul nicht daran, eigenmächtig «Diplomatie» zu betreiben. Den deutschen Kanzler bezeichnet er als Narr; gleichzeitig gibt Musk den Wahlkampfhelfer für die AfD.

Den britischen Premier Keir Starmer macht Musk zum «Komplizen der Vergewaltigung des Königreichs» und verlangt dessen Sturz. Gleichzeitig versucht er, Allianzen zu schmieden – und Geschäfte zu machen.

«Grenze überschritten»: Empörung in Europas Hauptstädten

Box aufklappen Box zuklappen

In Berlin sorgten Musks Einlassungen wahlweise für Irritation, Unglauben oder Wut. Nach Deutschland werfen ihm auch Grossbritannien, Frankreich und Norwegen gefährliche Agitation vor. Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Stoere sagte dem Sender NRK, es sei «besorgniserregend, dass ein Mann mit einem enormen Zugang zu sozialen Medien und gewaltigen wirtschaftlichen Ressourcen sich so direkt in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einmischt». Dies sei nicht die Art und Weise, wie die Dinge zwischen Demokratien und Verbündeten laufen sollten.

Der britische Premierminister Keir Starmer sagte auf einer Pressekonferenz, ohne Musk beim Namen zu nennen: «Wenn das Gift der extremen Rechten zu ernsthaften Drohungen führt, (...) ist in meinen Augen eine Grenze überschritten.» Der französische Präsident Emmanuel Macron fragte vor Diplomatinnen und Diplomaten in Paris: «Wer hätte das geglaubt, wenn man uns vor zehn Jahren gesagt hätte, dass der Besitzer eines der grössten sozialen Netzwerke eine neue reaktionäre Internationale unterstützen und sich direkt in Wahlen einmischen würde, sogar in Deutschland?»

Das Endziel für Musk sei nichts weniger als die Welteroberung, sagt die USA-Kennerin und Analystin Sandra Navidi. «Er ist wie Trump ein Egomane und Narzisst. Und er denkt in riesigen Dimensionen.»

Hochfliegende Pläne …

Musk versuche, seinen Einfluss stetig zu vergrössern und suche dafür die Nähe zu Aushängeschildern der europäischen Rechten – aber auch zu Autokratien wie Russland und China.

Musk in 2023 Rom bei Meloni.
Legende: Die italienische Regierung soll mit SpaceX über einen milliardenschweren Satelliten-Deal verhandeln. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bezeichnete den Tech-Milliardär jüngst als Freund. Imago/Filippo Attili (Archiv)

Musks Masterplan sieht laut Dripke vor, seine verschiedenen Technologien weltweit zu vernetzen. Und das mit möglichst wenigen und einheitlichen Regulierungen. «Technologie, Wirtschaft, Politik – alles verschmilzt für Musk», sagt auch Navidi.

… und brüchige Freundschaften

Musks Freundschaften funktionieren aber nur, wenn man seinen Rat auch befolge, sagt Dripke. «Er agiert hier wie ein Puppenspieler.» Ein Muster davon: Nach einer kritischen Bemerkung hat Musk den Brexit-Hardliner Nigel Farage gleich fallen lassen.

Hintergrund: Musk hatte die Freilassung eines rechtsextremen britischen Aktivisten gefordert, womit Farage «nicht einer Meinung» war.

Die Posse zeigt, wie schnell Musks Geduldsfaden reissen kann. Womöglich auch, wenn sein Rat im Oval Office nicht erhört wird: «Mit Musk und Trump treffen zwei Alphatiere aufeinander. Das wird für beide eine Herausforderung», schliesst Dripke.

SRF 4 News, 07.01.2025, 17:15 Uhr

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