Er tüftelt an humanoiden Robotern und künstlicher Intelligenz, die bald schon an der Spitze der Evolution stehen sollen. Seine Meinungsverstärkermaschine X dringt in die Köpfe der Menschen, sein Neurotech-Unternehmen pflanzt ihnen gleich Computerchips ins Hirn. Mit SpaceX spannt er ein Netz von Satelliten um den Globus, die uns lotsen, lenken und über uns wachen.
Jetzt schwingt sich der reichste Mensch der Welt auf, auch noch der mächtigste zu werden: als Einflüsterer eines amerikanischen Präsidenten, den er schleichend zu seiner Marionette macht. Was klingt wie dystopische Science-Fiction, ist die schöne neue Welt, in der wir leben. Zumindest, wenn man den Stimmen Glauben schenkt, die Elon Musk bereits zum Schattenpräsidenten der USA erkoren haben.
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Bild 1 von 2Legende: Musk gefiel sich lange in der Rolle des Twitter-Trolls – nun mischt er sich als «Best Buddy» von Donald Trump in die Politik ein. Die Tonlage bleibt unverändert schrill. Getty Images/Justin Merriman
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Bild 2 von 2Legende: Im neu geschaffenen «Department of Government Efficiency» soll Musk Vorschläge machen, wie man den Staat einer radikalen Verschlankungskur unterziehen kann. Keystone/AP/Sean Simmers
Aber ist Musk tatsächlich getrieben von Allmachtsfantasien? Mit dieser Frage hat sich der Journalist und Autor Andreas Dripke in seinem Buch «Masterplan: Wie Elon Musk unsere Welt erobert» beschäftigt. Sein Verdikt: Berauscht von seinem unternehmerischen Erfolg will sich Musk nun die Politik gefügig machen.
Musk glaubt, dass er der Welt hilft, wenn er auch der Politik den rechten Weg weist.
«In allem, was Musk bisher angekündigt hat, war er unglaublich erfolgreich», führt Dripke aus. «So hat er mit Tesla die europäische Autoindustrie an die Wand gefahren. Ähnlich lief es mit seinem Raumfahrtunternehmen SpaceX und der Nasa.»
Trump spielt Musks Einfluss herunter
Daraus leitet Musk nun offenbar eine neue Mission ab, bei der er sich ebenfalls für unfehlbar hält. «Er glaubt, dass er der Welt hilft, wenn er auch der Politik den rechten Weg weist.»
Musks Sendungsbewusstsein bleibt dem designierten US-Präsidenten nicht verborgen. So sah sich Trump zuletzt genötigt, die Hierarchie wiederherzustellen:
Das hindert den in Südafrika geborenen Techmogul nicht daran, eigenmächtig «Diplomatie» zu betreiben. Den deutschen Kanzler bezeichnet er als Narr; gleichzeitig gibt Musk den Wahlkampfhelfer für die AfD.
Den britischen Premier Keir Starmer macht Musk zum «Komplizen der Vergewaltigung des Königreichs» und verlangt dessen Sturz. Gleichzeitig versucht er, Allianzen zu schmieden – und Geschäfte zu machen.
Das Endziel für Musk sei nichts weniger als die Welteroberung, sagt die USA-Kennerin und Analystin Sandra Navidi. «Er ist wie Trump ein Egomane und Narzisst. Und er denkt in riesigen Dimensionen.»
Hochfliegende Pläne …
Musk versuche, seinen Einfluss stetig zu vergrössern und suche dafür die Nähe zu Aushängeschildern der europäischen Rechten – aber auch zu Autokratien wie Russland und China.
Musks Masterplan sieht laut Dripke vor, seine verschiedenen Technologien weltweit zu vernetzen. Und das mit möglichst wenigen und einheitlichen Regulierungen. «Technologie, Wirtschaft, Politik – alles verschmilzt für Musk», sagt auch Navidi.
… und brüchige Freundschaften
Musks Freundschaften funktionieren aber nur, wenn man seinen Rat auch befolge, sagt Dripke. «Er agiert hier wie ein Puppenspieler.» Ein Muster davon: Nach einer kritischen Bemerkung hat Musk den Brexit-Hardliner Nigel Farage gleich fallen lassen.
Hintergrund: Musk hatte die Freilassung eines rechtsextremen britischen Aktivisten gefordert, womit Farage «nicht einer Meinung» war.
Die Posse zeigt, wie schnell Musks Geduldsfaden reissen kann. Womöglich auch, wenn sein Rat im Oval Office nicht erhört wird: «Mit Musk und Trump treffen zwei Alphatiere aufeinander. Das wird für beide eine Herausforderung», schliesst Dripke.