Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet: Nach dem Repräsentantenhaus hat auch der Senat in einer nächtlichen Sitzung kurz nach Ablauf einer entsprechenden Frist einen Übergangshaushalt verabschiedet – und damit einen längeren «Shutdown» der Regierung verhindert.
Damit endete eine tagelange Zitterpartie, die der designierte Präsident Donald Trump und sein Vertrauter, der Tech-Milliardär Elon Musk, mit einem politischen Blockademanöver ausgelöst hatten. US-Präsident Joe Biden muss das Haushaltsgesetz noch unterzeichnen, um es in Kraft zu setzen – das gilt aber als Formalie und soll nach Angaben des Weissen Hauses noch im Laufe des Samstags passieren.
Minutenlanger «Mini-Shutdown»
Die Abstimmung im Senat begann zwar erst um kurz nach Mitternacht – also just, nachdem die Frist verstrichen war, bis zu der ein Haushalt vorliegen musste. Rein technisch setzte dadurch zwar kurzzeitig ein «Shutdown»-Modus ein. Einen tatsächlichen Effekt hat dies durch die minimale Dauer aber nicht. Das Weisse Haus teilte mit, Ministerien und Behörden könnten ihren normalen Betrieb fortsetzen und würden nicht lahmgelegt.
Die Last-Minute-Einigung folgte auf aufgeregte Tage im Parlament, nachdem Trump – angetrieben von Musk – eine vorherige Haushaltseinigung kurzerhand torpediert hatte. Trump erzwang Nachverhandlungen des Haushaltsentwurfes hin zu einer deutlich abgespeckten Version. Dabei konnte er sich mit einer Kernforderung am Ende zwar nicht durchsetzen. Die Blockade-Aktion von Trump und Musk war trotzdem ein politisches Manöver der besonderen Art, das für grosses Aufsehen sorgte.
Die Demokraten stören sich insbesondere daran, dass der reichste Mann der Welt ohne jedes politische Mandat und mit eigenen wirtschaftlichen Interessen massgeblich in die Geschicke des Parlaments eingreift. Diverse demokratische Kongressmitglieder spotteten, Musk sei derjenige, der bei den Republikanern das Sagen habe – nicht Trump. Sie bezeichneten den Tesla-Chef süffisant als «Präsident Musk».
Musk feierte die Einigung auf einen überarbeiteten Übergangshaushalt auf seiner Plattform X als Sieg der öffentlichen Meinung. «Vox populi, vox die» (Volkes Stimme (ist) Gottes Stimme), schrieb er dort – einen lateinischen Spruch, den der Milliardär öfter einsetzt.
Trump wird am 20. Januar als Präsident vereidigt und hatte wohl gehofft, sich mit einer vorzeitigen Anhebung der Schuldenobergrenze etwas Freiraum im Amt zu verschaffen. Das gelang ihm bei den aktuellen Haushaltsverhandlungen nun nicht. Ein zwischenzeitlicher Gesetzesentwurf hatte zwar eine Regelung nach seinen Wünschen vorgesehen, war aber auf Widerstand bei den Demokraten und einigen Republikanern gestossen und hatte deshalb keine Mehrheit bekommen.
Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sagte, er habe kurz vor der Abstimmung des finalen Entwurfes in seiner Kammer noch mit Musk und Trump gesprochen und das Vorgehen mit ihnen abgesprochen.
Der demokratische Minderheitsführer in der Parlamentskammer, Hakeem Jeffries, wiederum argumentierte, seine Fraktion habe dafür gesorgt, dass sich der «Club der Milliardärs-Jungs» am Ende nicht mit der Forderung nach einer Aussetzung der Schuldenobergrenze durchgesetzt habe.