Die Unternehmerin Monika Fischer verlor im Alter von 58 Jahren die Arbeit. Zwei Jahre lang hat sie alle Hebel in Bewegung gesetzt, um auf den Arbeitsmarkt zurückzufinden. Ohne Erfolg.
Dann hat sie mit einer Aktion am Zürcher Hauptbahnhof mehrere Male auf ihre Arbeitslosigkeit aufmerksam gemacht. Sie hat sich Schilder umgehängt und sich als arbeitswillige und arbeitsfähige Mitarbeiterin zu Markte getragen.
SRF: Sie sind als Arbeitslose gekennzeichnet durch den Zürcher HB gewandelt und haben Ihre Qualifikationen und eine Mailadresse präsentiert. Was hat sich daraus ergeben?
Monika Fischer: Ein Unternehmer aus Lausanne hat mich gesehen und hinterher kontaktiert. Weil sich in der Zwischenzeit unabhängig von der Aktion eine temporäre Beschäftigung ergeben hatte, habe ich das aber nicht weiterverfolgt.
Sie haben als Immobilienmaklerin sieben Jahre in Singapur gearbeitet und wurden dann arbeitslos. Wie ist es dazu gekommen?
Zuletzt habe ich in der Schweiz drei Jahre in einer global tätigen Firma als Business Development Managerin gearbeitet. Die Firma mit Hauptsitz in London war in einer Phase der Restrukturierung, die Schweizer Büros mussten nachziehen.
Innerhalb von drei Jahren hatte ich vier Vorgesetzte. Der letzte hatte keine Ahnung vom Schweizer Markt, und wir mussten uns trennen.
Stellenvermittlungen empfehlen Arbeitslosen, sich beraten zu lassen, den Lebenslauf zu polieren, selbstkritisch und flexibel zu bleiben. Wie kommt das bei Ihnen an?
Das ist, was ich zwei Jahre lang gemacht habe. Life-long-learning war schon vor der Arbeitslosigkeit ein Thema.
Ich hatte es satt, auf jede Anfrage eine formale Absage zu bekommen.
Ich meldete mich beim RAV und habe an Weiterbildungskursen teilgenommen. Dort habe ich an meinem Lebenslauf und an meinem Auftritt gearbeitet.
«It’s all about personality» lautet der Imperativ der Stellenvermittlungen. Mit Ihrer Aktion haben Sie das wörtlich genommen. Geben Sie den Beratungsstellen Recht?
Deshalb habe ich auch den Schritt mit der Aktion am Bahnhof gewagt: Ich bin eine «outgoing person» und hatte es satt, auf jede Bewerbung eine formale Absage zu erhalten. Irgendwann hat man nichts mehr zu verlieren.
Ich bin als Person und im Herzen jünger als auf dem Papier.
Ich wurde am Bahnhof von zwei pensionierten Männern angesprochen: Wären sie noch Arbeitgeber gewesen, hätten sie mich allein wegen dieser Aktion vom Fleck weg eingestellt. Sie waren beeindruckt von meinem Mut.
Obwohl die Arbeitslosigkeit in der Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern tiefer ist, ist der Wunsch nach jüngeren Arbeitskräften deutlich zu spüren. Haben Sie das auf Ihrer Stellensuche bemerkt?
Wenn ich Absagen bekam, dann nie mit einer konkreten Begründung. Selbst telefonisches Nachfragen hat nichts ergeben.
Dass ich vom Alter her nicht ins Team passen würde, bekam ich manchmal zu hören. Dabei bin ich als Person und im Herzen jünger als auf dem Papier.
Grössere Betriebe streben mit «diversity»-Konzepten eine Durchmischung des Personals an, sowohl was Alter, Geschlecht wie Herkunft betrifft. Man geht davon aus, dass sich die Durchmischung produktiv auswirkt. Wurde das bei Ihrer Stellensuche thematisiert?
Dieses Motto findet man auf den Websites dieser Firmen. Ich habe meine Begleitschreiben mit dem Zitat begonnen, dass man an mir als Arbeitnehmerin «diversity» umsetzen oder beweisen könne.