Das Verbot kam auf leisen Sohlen, aber seit ein paar Tagen sorgt es für mediales Getöse. Dubrovnik hat ein Gesetz verabschiedet, das sich aus der Fernweh-Ferne liest, als wolle sie jenen Touristinnen und Touristen Prügel zwischen die tätowierten Beine werfen, von denen die «Perle der Adria» eigentlich lebt.
1.4 Millionen Touristen jedes Jahr, Tendenz steigend: Ihnen allen ist es in der kroatischen Hafenstadt ab sofort untersagt, einen Rollkoffer über das Kopfsteinpflaster der Altstadt zu ziehen. Verstösse gegen das Verbot werden mit einer Busse von 265 Euro geahndet.
Das Gesetz versteht sich als Massnahme gegen die Lärmbelästigung, die eher zugenommen habe, seit auch noch die «Game of Thrones»-Fangemeinde die Stadt als Pilgerstätte entdeckte. Es würden zu diesem Zwecke eigens Messgeräte in Betrieb genommen.
Ein bisschen Frieden
Aber ob man sich da auf das Rudel der rasenden Rollkoffermenschen «einschiessen» musste, zu dem wir alle gehören, auch wenn wir uns als berufsjugendliche Backpacker mit North-Face-Bags tarnen? Sicher: Es nervt, das Geratter der in einem Billiglohnland produzierten Dinger, in die man maximal den neuen Martin Suter und einen Schnorchel eingepackt hat.
Das «Tak-tak-tak» klingt im Blindtest nach Sperrfeuer light, dabei sehnen wir uns doch so nach Frieden, gerade in den Ferien. Und woran sollen Urlaubende von heute sich in diesen unsicheren Zeiten noch festhalten, wenn man ihnen den Rollkoffer nimmt?
Psst!
Hätte man aus Lärmschutzgründen nicht gerade so gut ein High-Heels- oder Holz-Zoccoli Verbot anordnen können? Oder dem Reise-Mob ins Gesicht brüllen müssen, er solle beim «Cüpli»- oder «Caipi»-Trinken die Klappe halten?
Oder noch besser: Einfach zu Hause bleiben, warum nicht aus bekannten ökologischen Gründen. Es gäbe da ein paar Argumente, fragen Sie mal nicht Ihren Arzt oder die Apothekerin, sondern Greta Thunberg.
Zu viel ist mehr als genug
Dass man in Dubrovnik und anderen vom «Overtourism» heimgesuchten Orten von Touristen genug hat, braucht keinen denkenden Menschen zu wundern.
Trotzdem: Gehört es nicht zum Wesen des Rollkoffers, dass gefühlt eines der zwei oder vier Rädchen nicht mehr wie geschmiert laufen, sobald Herrchen oder Frauchen einen Fuss auf ein Kopfsteinpflaster gesetzt hat, das man auch einfach hätte asphaltieren können, damit die Eingeborenen mit ihrem schicken Retro-Tick sich nicht gestört fühlen. Warum also die ganze Aufregung?
Das ist erst der Anfang
Bereits machen ernst gemeinte Verschwörungstheorien die Runde. Zum Mitschreiben: In Dubrovnik will man nicht, dass Besuchende ohne Gepäck anreisen und sich vor oder im Ort mit dem Schnokus eindecken müssen, ohne den Touristen im Schatten ihres Schirmchendrinks nicht leben zu können meinen. Verboten wird nicht der Rollkoffer an und für sich, sondern allein dessen Bewegt-Werden auf Rädern.
Nach wie vor steht es jedem und jeder frei, zu seinem, nun ja, «Schlepper» zu werden und den Koffer in vielleicht nicht rücken-, aber räderschonender Manier durch die Gassen zu tragen. Der Verdacht liegt auf der Hand: Man will mit dem Rollkoffer-Verbot den tendenziell trägen Touristen zur körperlichen Ertüchtigung anhalten.
Wir sollten das Verbot also sportlich nehmen – und uns sputen. Mittelfristig sollen in Dubrovnik Gepäckstücke völlig aus der Stadt verschwinden, man wird sie sich gratis zur Unterkunft transportieren lassen müssen. Wenn das nur keinen Lärm macht.