Der See schlängelt sich durch den Freiburger Greyerzbezirk, sein Ufer lädt ein zum Spazieren, das stahlblaue Wasser weckt die Badelust, auch Boote hat es zahlreiche. In der Mitte hat der See eine Insel mit einer Ruine, die man sich anschauen kann. Ein Idyll. Das haben viele Ausflüglerinnen und Ausflügler gemerkt – zu viele, finden einige.
Kein «helvetisches Mallorca», bitte!
3000 Personen haben eine Petition eingereicht: Sie möchten verhindern, dass am Greyerzersee im Kanton Freiburg bald ähnliche Zustände herrschen, wie auf der spanischen Insel Mallorca, die besonders im Sommer stark überfüllt ist. Neue Häfen, verbaute Ufer, zubetonierte Naturgebiete – da soll auf keinen Fall passieren. Vor allem fürchten sich die Unterzeichnenden vor mehr Touristinnen und Touristen, die durch solche Neubauten angezogen würden. Sie wünschen sich nachhaltigen Tourismus und einen Stopp der geplanten Bauprojekte.
Behandeln wird die Petition nun der Regionalverband Greyerz, dieser ist zuständig für den regionalen Richtplan. Wie dieser entscheidet, das ist noch offen. Mindestens eine Antwort gäbe es aber bestimmt, sagt die zuständige Sekretärin Nadine Gobet.
Im Berner Oberland ist man schon einen Schritt weiter
Das Diemtigtal kennt sich mit Touristinnen und Touristen aus. Eigentlich sind sie auch gern gesehen und willkommen, macht der Naturpark Diemtigtal doch einen Drittel der Wertschöpfung des gesamten Tals aus. Besonders aber im Coronawinter 2020/21 kamen sehr viele Menschen, so viele, dass sich Einheimische beschwert haben.
«Gäste haben sich nicht respektvoll verhalten: Einige haben Abfall liegen lassen oder gleich am Wegrand das Geschäft verrichtet», sagt Naturpark-Geschäftsleiter Norbert Schmid. Man habe daraufhin reagiert: Die Signalisation am Wegrand wurde verbessert und diesen Winter gab es mehr Sitzgelegenheiten und mobile Toiletten. Das habe gewirkt – keine einzige Reklamation sei eingetroffen.
Auch wenn diese kleinen Massnahmen bereits das Nebeneinander von Einheimischen und Gästen im Naturpark verbessert haben, will der Naturpark die Sache auch noch wissenschaftlich untersuchen lassen. Und partizipiert zusammen mit den beiden anderen Berner Naturpärken bei einem wissenschaftlichen Projekt der Wyss Academy for Nature, einem Forschungszentrum.
Naturpärke unter der wissenschaftlichen Lupe
Beim Projekt wird untersucht, wie Naturpärke ihr Angebot nachhaltig gestalten können, beispielsweise wie sie Besucherinnen und Besucher besser durch den Park lenken können. Dafür befragen die Naturpärke die Gäste, aber auch die Einheimischen im Tal.
Gleichzeitig werden auch neue Massnahmen ausprobiert: Sensibilisierung ist das Stichwort. Seit Herbst 2021 sind drei «Naturpark-Kenner» im Gebiet unterwegs, eine Art Ranger. Ihre Aufgabe: Mit den Gästen das Gespräch suchen, sie informieren, wenn sie etwas falsch machen. Zum Beispiel wenn sich eine Wanderin auf Abwegen befindet oder wenn Hunde frei herumlaufen. Polizisten seien das aber nicht, sondern Helferinnen und Helfer. Die Reaktionen der Gäste seien bisher positiv.
Vier Jahre wird untersucht und getestet, die Wyss Academy hat einiges zu tun. Das Ziel: Dass man nach dieser Zeit konkrete Massnahmen getestet hat und dann weiss, was funktioniert. Davon sollen auch andere Naturpärke, Regionen und Länder profitieren können. Vielleicht auch die Region um den Greyerzersee im Kanton Freiburg.