Shoppen ist für viele Menschen ein beliebter Freizeitspass. Oft landet dabei auch das ein oder andere Teil in den Einkaufstaschen, das man gar nicht braucht. Das wäre vor 170 Jahren noch undenkbar gewesen.
Damals kaufte man, was notwendig war. Von sehr wenigen begüterten Menschen mal abgesehen. Das Angebot war auch deutlich kleiner als heute. Geschäfte mit attraktiv dekorierten Schaufenstern und verlockenden Auslagen gab es noch nicht.
Erst mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert begann die Geschichte des modernen Konsumierens. Die Fabriken warfen eine bisher ungekannte Menge an Produkten auf den Markt.
Tolle Einkaufserlebnisse
Im Zuge dieser Entwicklung entstanden auch neue Konsumformen, sagt Aaron Estermann, Kurator am Landesmuseum Zürich. Also Supermärkte, Warenhäuser, Einkaufszentren. Verkaufsorte, die ein breites Angebot zu günstigen Preisen offerieren wollten. Und tolle Einkaufserlebnisse.
Aaron Estermann hat die Ausstellung «Konsumwelten» gestaltet. Eine Ausstellung rund ums Shoppen und Kaufen, die mit einem echten Hingucker beginnt: mit einem kleinen, bunten Holzkiosk, der über Jahrzehnte in Locarno stand.
Segelkurse und Internet-Surfing
Ursprünglich wurden dort Zeitungen verkauft. Ab den 1990er-Jahren konnte man am Kiosk auch Segelkurse buchen. Ein Jahrzehnt später wurde aus dem Kiosk das erste Internetcafé der Schweiz.
Der Kiosk erzählt, wie ein Geschäft sich wandelt, um auf der Höhe des Zeitgeists zu bleiben. Denn die Welt des Konsums ist stetig in Bewegung. Und es ist eine Geschichte von wachsendem Wohlstand und Verführung, von Kauflust und schier unerschöpflichen Verlockungen.
Die Ausstellung erzählt diese Geschichte auf den ersten Blick etwas spröde. Der farbenfrohe Kiosk ist die Ausnahme. Der Rest der kleinen Ausstellung besteht aus Fotos, Plakaten, Text. Viel Schwarz-Weiss. Viel Kleinformat. Man muss sich hineingucken, hineindenken. Dann aber hat die Schau einiges zu erzählen.
Wie Shoppen zum Spass wurde
Zum Beispiel über die Migros, die 1925 mit Verkaufswagen über Land fuhr. In diesen rollenden Läden wurden nur sechs Produkte angeboten. Heute unvorstellbar, sagt auch Aaron Estermann. «Vor allem, wenn man bedenkt, dass auf Digitec Galaxus 7.4 Millionen Produkte angeboten werden.»
Die Ausstellung erinnert auch an die ersten Einkaufszentren der Schweiz. Das war eine amerikanische Erfindung. In den USA entstanden die ersten Shopping-Malls nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Schweiz in den 1970er Jahren.
Das Neue an diesen Einkaufszentren war die Vielfalt des Angebots. Es gab Restaurants. Kinderbetreuung. In Spreitenbach sogar ein Hallenbad. Hier konnte man, wenn man wollte, den ganzen Tag verbringen. Einkaufen – das war längst nicht mehr nur das Beschaffen notwendiger Lebensmittel.
Heute erleben wir, wie das Shoppen in Warenhäusern oder Einkaufszentren wieder an Bedeutung verliert. Der Onlinehandel verspricht noch mehr Bequemlichkeit – einfach von Sofa aus klicken und bestellen. Diesen neuesten Zweig der Konsumwelt schneidet die Ausstellung allerdings nur sehr kurz an.