Kein Wunder, kommt dieser Mann nicht zur Ruhe. Andres Bortne ist Vater zweier Kleinkinder. Er schreibt Reden für das norwegische Ministerium. Er ist Schriftsteller, Autor einer Comic-Reihe für eine Tageszeitung und verfolgt nebenher einige Musikprojekte.
Das klingt nach viel, ist denn auch die lakonische Antwort des Arztes, dem Bortne seine Probleme schildert. Weiterhelfen kann er Bortne aber nicht.
Das Reden der Anderen
Mit verzweifeltem Witz erzählt Anders Bortne, wie ihn seine Umgebung mit gut gemeinten Tipps eindeckt. Man rät ihm zum radikalen Verzicht auf Mehl und Zucker. Er solle sich von einem Facharzt untersuchen lassen. Und seine Schlafzimmerwände keinesfalls gelb streichen.
Von Meditation über Akupunktur bis Yoga: Bortne beschreibt, wie er vergeblich alle möglichen Methoden ausprobiert. Dann landet er doch bei Medikamenten, was er eigentlich vermeiden wollte. Nur wirken die Pillen irgendwann nicht mehr.
Nächtliches Logbuch
Eindringlich beschreibt Bortne, wie die Schlaflosigkeit irgendwann sein ganzes Leben prägt. Wie gereizt er auf seine Kinder reagiert. Wie seine Konzentrations- und Leistungsfähigkeit drastisch nachlässt.
Er erzählt, wie die Angst vor durchwachten Nächten in einen Teufelskreis führt. Um seiner Schlaflosigkeit etwas Positives abzugewinnen, sucht Borne Trost in Zitaten schlafloser Philosophen, von denen es einige gibt.
Doch einige durchwachte Nächte später notiert er in sein Logbuch. «Schlaflosigkeit ist das Epizentrum der Einsicht. Was für ein Scheiss! Die Philosophen verwechseln Insomnie mit der Abwesenheit von Schlaf. Sie wissen nicht, wovon sie reden. Insomnie ist keine Freiheit. Es ist umgekehrt. Die Insomnie fesselt, und es ist der Schlaf, der uns befreit.»
Bortnes Buch ist ein Appell, die Insomnie und ihre Folgen für die physische und psychische Gesundheit ernst zu nehmen. In seiner Heimat Norwegen stieg der Konsum von Schlaftabletten in den letzten Jahren deutlich an.
Zunehmend klagen auch junge Menschen über Schlaflosigkeit. Die erfolgreichste und zugleich schwierigste Methode gegen die Insomnie, die ihm Fachleute als Goldstandard empfehlen, hebt er sich für den Schluss seines Buches auf.
Es liegt am Lebensstil
Es handelt sich eine kognitive Verhaltenstherapie, die zunächst auf Schlafentzug setzt. Man darf nicht mehr Zeit im Bett verbringen, als man tatsächlich schläft, und man muss immer zur selben Zeit aufstehen.
Auch diese Methode sei keine Wunderkur, so Andres Bortne, aber doch die mit der besten Wirkung. Er selbst hält sie allerdings nicht konsequent durch. Für Eltern von Kleinkindern, die nachts manchmal wach werden, eignet sie sich nicht. Ebenso wenig für Menschen mit unregelmässigen Arbeitszeiten.
Anders Bortnes Erkenntnis nach seiner Recherche. Es gibt nicht das eine Heilmittel gegen Schlafprobleme. Es ist der ganze Lebensstil, der Insomniker um den Schlaf bringt. Daran etwas zu ändern, braucht einen langen Atem.