Das Wichtigste in Kürze:
- Die CIA putscht in Guatemala gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Arbenz. Es ist die erste grosse Aktion der CIA in Lateinamerika. Weitere werden folgen.
- Die Kernenergie scheint 1954 das Allheilmittel für die Energieversorgung zu sein. Der Film «Godzilla» thematisiert die ungeahnten Gefahren.
- In der Sowjetunion übergibt die Russische SFSR die Halbinsel Krim an die Ukrainische SSR. Diese Übergabe sorgt 60 Jahre später bei der Annexion der Krim durch die Russische Föderation immer noch für Konflikte.
Ein Putsch fürs Portemonnaie
Die USA unterstützen 1954 einen Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Guatemals, Jacobo Arbenz Guzmán. Ähnlich wie in Iran ein Jahr zuvor, ist die CIA die treibende Kraft hinter dem Umsturz. Der US-Auslandsgeheimdienst unterstützt die Putschisten um Oberst Carlos Castilo Armas mit Waffen, Geld, Informationen und Training.
Der Grund für den Putsch: Arbenz Guzmán setzt eine Landreform durch, die landlosen Bauern zu Grundbesitz verhilft. Die grossen Verlierer sind die US-Firma United Fruit Company und weitere Grossgrundbesitzer.
US-Aussenminister John Foster Dulles und sein Bruder und CIA-Direktor Allen Dulles arbeiteten früher als Anwälte für die United Fruit Company. Sie überzeugen Präsident Eisenhower davon, dass Guatemala im Begriff ist, in das Lager der Sowjetunion zu wechseln und Arbenz Guzmán gehen muss.
Guatemala bleibt bis 1996 eine Militärdiktatur. In dieser Zeit werden zwischen 140'000 und 250'000 Menschen Opfer des Militärs oder staatlicher Todesschwadronen. Die USA unterstützen die Militärs mit Geheimdienstinformationen, Waffen und politischer Legitimität auf internationaler Ebene.
Atomenergie als Segen – Strahlung als mythische Strafe
Mitte der 1950er-Jahre ist eine Blütezeit des Atomzeitalters: Ende Januar 1954 läuft das erste atombetriebene U-Boot in den USA vom Stapel. Mitte des Jahres geht in Obninsk, circa 100 Kilometer von Moskau entfernt, der erste zivile Atomreaktor ans Netz.
In Japan läuft 1954 ein Film in den Kinos, der das Grauen eines Nuklearkrieges und die unvorhersehbaren Konsequenzen für Mensch und Natur thematisiert: Godzilla. Das Ungeheuer aus der Tiefe wurde durch Nukleartests im Meer gestört und rächt sich dafür an der Menschheit.
Ereignisse 1954 – Ein Jahr in Bildern
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Bild 1 von 13. Im Februar 1954 betritt laut NZZ «ein gut angezogener junger Mann» das Wachsfigurenkabinett «Madame Tussauds» in London. Mit einem Hammer schlägt er auf den Kopf der Figur von Premier Churchill ein. Danach macht er sich an weiteren Ministern zu schaffen. Der Attentäter protestierte mit seiner Aktion gegen die Bildungspolitik der Regierung. Bildquelle: Imago/ suedraumfoto.
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Bild 2 von 13. Der US-Amerikanische Schriftsteller und Kriegsreporter Ernest Hemingway erhält 1954 den Literaturnobelpreis. Das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) erhält den Friedensnobelpreis. Der Medizinnobelpreis geht an eine Gruppe Amerikaner, die das Poliovirus erforschen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 13. Hannes Schmidhauser als Uli und Liselotte Pulver als Vreneli sind die Stars der Gotthelf-Verfilmung «Uli der Knecht». Rechtzeitig zu Jeremias Gotthelfs 100. Todesjahr erscheint der Film in den Schweizer Kinos. Bildquelle: SRF/Kotor Financial Corporation.
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Bild 4 von 13. Alfred Rasser spielte 1954 zum ersten Mal den Theophil Läppli in «Läppli am Zoll». «HD-Soldat Läppli» erscheint 1959 und der letzte Teil «Demokrat Läppli» 1961. Zuvor verkörperte Rasser den Läppli über mehrere Jahre auf den Theaterbühnen der Schweiz. Bildquelle: SRF / Stamm Film AG.
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Bild 5 von 13. Mit dem «TV dinner» kommt 1954 in den USA das erste Fertiggericht auf den Markt. Das grosse Versprechen lautet: weniger Zeit am Herd, mehr Zeit für die Familie. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 13. Ein strahlend weisses Lächeln und ein Hüftschwung, der die Mädchen um den Verstand bringt: Elvis veröffentlicht 1954 seine erste Single «That's All Right». Mit Billy Haleys Song «Rock Around the Clock» beginnt die Ära des Rock and Roll. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 13. Einer italienischen Seilschaft um Ardito Desio gelingt die Erstbesteigung des K2. Mit 8'611 Meter ist er der zweithöchste Berg der Welt und gilt als einer der Gipfel, die am schwierigsten zu erreichen sind. Bildquelle: Reuters.
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Bild 8 von 13. Ein Anschlagsversuch auf den Ägyptischen Premierminister Gamal Abdel Nasser (Bild) scheitert. Nasser hält in Alexandria eine Rede, als ein Attentäter acht Schüsse auf ihn abfeuert. Der Schütze Mahmud Abdel-Latif ist Mitglied der Muslimbruderschaft. Die Muslimbrüder stören sich an Nassers säkularen Reformen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 13. In Ascona im Tessin eröffnet die erste normierte Minigolfanlage der Welt. Die Anlage ist nach wie vor im Betrieb. Bildquelle: Imago/ Phototek.
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Bild 10 von 13. Im Dezember gelingt in den USA die erste Nierentransplantation. Ron Herrick (l.) spendete seinem Zwillingsbruder Richard (r.) eine Niere. Bildquelle: Keystone.
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Bild 11 von 13. Der Fast Food Gigant «Burger King» eröffnet in Miami sein erstes Restaurant. Bildquelle: Keystone.
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Bild 12 von 13. Am 1. November lanciert die Nationale Befreiungsfront in Algerien zahlreiche Attacken auf militärische und zivile Einrichtungen der Kolonialmacht Frankreich. Frankreich verlegt Ende des Jahres 1954 Truppen nach Algerien. Kein halbes Jahr nach der Niederlage in Indochina, ist Frankreich erneut in eine Krieg verwickelt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 13. Der Wigomat ist die erste vollautomatische Filterkaffeemaschine. Bildquelle: Wikimedia / pepe0312.
Immer Ärger mit der Krim
Das Präsidium des Obersten Sowjets beschliesst 1954 die Übergabe der Krim von der Russisch Föderativen Sozialistischen Sowjetrepublik an die Ukrainisch Sozialistische Sowjetrepublik. Offiziell begründet durch die engen wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen der Krim und der Ukraine. Die Krim ist 1944 nach den Massendeportationen von etwa 1.1 Millionen Krimtataren mehrheitlich von ethnischen Russen bewohnt.
Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gibt es Unabhängigkeitsbestrebungen im Westen der Ukraine. Mit der Angliederung der Krim an die Ukraine, leben in diesem sowjetischen Teilstaat auf einen Schlag mehr als 750'000 ethnische Russen. Die politische Führungsriege versucht so, die Ukraine wieder näher an Russland zu binden.
Bei der Annexion der Krim 2014 durch Russland, stellt die russische Regierung die Rechtmässigkeit dieser Gebietsübergabe im Jahre 1954 in Frage, obwohl die Russische Föderation die Grenzziehung zwischen Russland und der Ukraine beim Zusammenbruch der Sowjetunion akzeptierte.
Das sind die Oscars 1954
Bei den Oscarverleihungen 1954 räumt das Soldatendrama «Verdammt in alle Ewigkeit» gross ab. Der Film erhält acht Goldstatuen aus 13 Nominierungen. Darunter die Auszeichnung für den besten Film, beste Regie (Fred Zinnemann), beste Nebendarstellerin (Donna Reed) und Frank Sinatra holte sich seinen ersten Oscar als bester Nebendarsteller.
Als beste Hauptdarstellerin wird die damals 24-jährige Audrey Hepburn ausgezeichnet für ihre Rolle in «Ein Herz und eine Krone». Für sie ist 1954 ein unglaubliches Jahr: Neben dem Oscar gewinnt sie den Golden Globe und einen Tony Award für ihre Bühnenarbeit im Stück «Ondine». Im September 1954 heiratet sie ihren ersten Ehemann, den amerikanischen Schauspieler Mel Ferrer, auf dem Bürgenstock in der Innerschweiz.
Die Hitparade von 1954
Der Schweizer Sänger und Entertainer Vico Torriani hat anfangs 1954 einen Hit mit dem Song «Granada». Das Original des Songs ist eigentlich für Orchester und einen Tenor geschrieben. Doch einige populäre Entertainer adaptieren den Song, so zum Beispiel auch Frank Sinatra.
Die Adaptation des Goethe-Gedichts «Heideröslein» von Friedel Hensch hielt sich ganze drei Monate an der Spitze. Schlagerhits, die mit Polkarhythmen angereichert sind, erfreuen sich 1954 grosser Beliebtheit: «Wir, wir, wir haben ein Klavier» von «Whiskys und ein Soda» oder der «Wodka-Fox» von Hans-Arno Simon sind Beispiele dafür.
Wohl in keinem Hit des Jahres traf die Furcht vor der atomaren Zerstörung auf Lebenslust und Ironie wie im Hit «Am 30. Mai ist der Weltuntergang» des Polka-Königs Will Glahé:
Am 30. Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang. Doch keiner weiss in welchem Jahr und das ist wunderbar. Wir sind vielleicht noch lange hier und darauf trinken wir.
Der Skandal des Jahres
Im September 1954 dreht Marilyn Monroe in New York den Film «Das verflixte siebente Jahr». Die Szene über dem Lüftungsschacht der U-Bahn inszeniert Regisseur Billy Wilder als Massenspektakel mit hunderten Schaulustigen. Er erhofft sich davon Gratis-PR.
Die Rechnung Wilders geht auf, jedoch schreien sich Monroe und ihr damaliger Ehemann, Baseball-Legende Joe DiMaggio, nach dem Dreh in der Hotellobby an. Die Anfang 1954 geschlossene Ehe steht von Beginn an unter einem schlechten Stern. DiMaggio ist kontroll- und eifersüchtig und seine katholische Erziehung kollidiert mit freizügigen Angewohnheiten der Monroe. Im Oktober reicht Marilyn die Scheidung ein.