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Freikirchler starten mit neuer Privatschule ins neue Schuljahr
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 09.08.2022. Bild: KEYSTONE/DPA/Peter Kneffel
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Diskussionen um den Lehrplan Freikirche gründet im Aargau Schule «mit christlichen Werten»

Im Kanton Aargau gibt es eine neue freikirchliche Privatschule der Siebenten-Tags-Adventisten. Diese versprechen, sich an den kantonalen Lehrplan zu halten. Andere freikirchliche Schulen legen diesen auch mal kreativ aus.

Seit Kurzem hat im Aargau die Schule wieder begonnen. Für manche Erst- und Zweitklässler in Reinach ist das ein besonderer Tag. Sie besuchen nämlich zum ersten Mal die neue Schule der Siebenten-Tags-Adventisten, einer protestantischen Freikirche mit Tausenden von Schulen weltweit.

Die Siebenten-Tags-Adventisten glauben, dass die Endzeit naht und damit die Erlösung durch den Messias. Sie sind sehr fromm und feiern den Samstag als heiligen Tag, eng angelehnt an die Bibel.

Gemäss Mitteilung der Freikirche wird in Reinach mit einem «reformpädagogischen Konzept» unterrichtet. «Christliche Werte prägen das Schulprofil», erklärt Cornelia Dell’mour, Leiterin der Abteilung Bildung der Deutschschweizer Adventisten. Und verspricht: «Es gibt Unterricht nach dem Lehrplan 21.» Gearbeitet werde mit kantonalen Lehrmitteln.

Bewilligung vorerst befristet

Der Kanton bewilligt Privatschulen, wenn die Schule sich zum Lehrplan bekennt und die Lehrpersonen anerkannte Ausbildungen absolviert haben. Im Fall der Schule in Reinach ist die Bewilligung auf drei Jahre befristet.

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Privatschulen: Den Menschen christliche Perspektiven lehren
aus Kontext vom 20.05.2021. Bild: IMAGO / agefotostock
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«Eine Schule darf durchaus eine religiöse Prägung haben und den Glauben leben, dabei aber keine Inhalte des Lehrplans ausschliessen», hält Patrick Isler fest, der Leiter der Abteilung Volksschule des Kantons Aargau. Dies werde bei angekündigten Kontrollen überprüft. «Wir schauen in die Schulhefte und führen Gespräche. So erhalten wir ein gutes Bild, was in der Schule unterrichtet wird.»

Darwin oder Bibel?

Aber was, wenn der vom Kanton vorgeschriebene Unterrichtsstoff den Glaubenssätzen widerspricht? Das ist etwa bei der Evolutionstheorie der Fall. Denn die Adventisten nehmen die Bibel besonders wörtlich. Und in der Schöpfungserzählung der Bibel heisst es, Gott habe die Welt in sieben Tagen erschaffen.

Andere freikirchliche Schulen gehen mit diesem Dilemma kreativ um: Sie unterrichten die Evolutionstheorie, aber eben nur als «Variante», als eine mögliche Theorie zur Entstehung der Artenvielfalt.

Morgengebet an öffentlicher Schule

Wer sein Kind an eine Privatschule mit freikirchlichem Hintergrund schickt, dürfte mit dieser Kreativität keine Mühe haben. Für Kritik sorgen hingegen immer wieder Lehrerinnen und Lehrer aus Freikirchen an der Volksschule, jüngst etwa im aargauischen Safenwil. Eine freikirchliche Lehrerin wollte an der öffentlichen Schule Morgengebete abhalten.

Studien zeigen zudem, dass überdurchschnittlich viele Studentinnen und Studenten mit freikirchlichem Hintergrund an pädagogischen Hochschulen studieren. Das ist wenig überraschend. Denn zum freikirchlichen Selbstverständnis gehört: Wer Gott dienen will, dient den Menschen. Deshalb arbeiten viele Freikirchenmitglieder in Pflegeberufen – oder als Lehrkräfte.

Zur religiösen Neutralität verpflichtet

Wenn Freikirchenmitglieder an öffentlichen Schulen ihren Glauben offen leben und ihn den Kindern vermitteln wollen, führt dies oft zu Konflikten. Denn die Volksschule verpflichtet sich, religiös neutral zu sein. Deshalb braucht es staatliche Kontrollen.

Ob diese Kontrolle im Fall der neuen Privatschule der Siebenten-Tags-Adventisten funktioniert, werden die nächsten drei Jahre zeigen müssen. Die Freikirche hat bereits angekündigt, ihr Angebot per 2025 ausbauen zu wollen, um die gesamte Primarschulstufe anzubieten.

Radio SRF 1, Regionaljournal Aargau Solothurn, 09.08.2022, 06:31 Uhr

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