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Papst Franziskus veröffentlicht Autobiografie
Aus Rendez-vous vom 19.03.2024. Bild: IMAGO/VATICAN MEDIA
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Ein Anti-Kriegsbuch Papst Franziskus veröffentlicht Autobiografie – mit Geständnis

Seit über 100 Jahren befinde sich die Menschheit im Krieg und sei dabei, sich selbst zu zerstören, resümiert Jorge Bergoglio alias Papst Franziskus. Seine eigene Geschichte erzählt er verwoben in die Weltgeschichte: Vom Weltkrieg bis zum Klimakollaps.

«Stoppt die Waffen! Stoppt die Bomben! Stoppt euren Machthunger! Hört auf, im Namen Gottes!» – Zum 11. Jahrestag seines Amtsantritts hat Papst Franziskus seine Autobiografie veröffentlicht.

Sein «LEBEN. Meine Geschichte in der Geschichte» erzählt Jorge Bergoglio entlang der Kriege und Katastrophen unserer Zeit. Sie prägen den 87-jährigen Argentinier ebenso wie sein Glaube.

Jorge Bergoglio der Jesuit

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Das Leid von Menschen machte Jorge Bergoglio schon als Kind sensibel gegenüber Krieg, Antisemitismus, Ausbeutung von Mensch und Natur, Armut. Diese bleiben die grossen Themen des Jesuiten, Lehrers, Paters, späteren Erzbischofs von Buenos Aires und schliesslich Papstes.

In Franziskus' Autobiografie sprechen daher viele Zeitzeuginnen und Zeitzeugen von Gewalt, allen voran seine Nonna Rosa. Sie lehrte ihn das Kochen ebenso wie Mitgefühl – und pflanzte den Glauben in ihm ein und damit seinen ethischen Kompass.

In der Lebensgeschichte steht nichts wirklich Neues. Aber in diesem Buch kommt alles zusammen, theologisch und politisch – und das in einer packenden Erzählung.

Ein Buch der Hoffnung

Schuld am globalen Leid von Mensch und Schöpfung seien der Egoismus, die Gier und die Waffenindustrie, sagt Franziskus. Was es dagegen brauche, seien Orientierung an Gemeinwohl und Vergebung. Wir sässen schliesslich alle im selben Boot.

Papst Franziskus vor blauem Himmel
Legende: Einblick in das Innenleben eines Papstes: In seiner Autobiografie teilt Franziskus die Gedanken, die ihn umtreiben. Imago / Ulmer

Aus der Klimakrise könne niemand aussteigen: «Der Schrei des Planeten kann nicht länger ungehört bleiben: Es gibt keine Zeit mehr, wir spielen mit der Zukunft junger Menschen, mit der Zukunft der Menschheit selbst», heisst es im Buch.

Wer meint, dieser Parforceritt durch die Geschichte – über Weltkriege, Wirtschaftskrisen, Atombomben, Flüchtlingsleid und Pandemie – sei durch und durch düster, irrt.

Im Staub der Slums, in den Gesichtern der Obdachlosen begegnete mir Jesus.

Im Buch begegnen wir Menschen, die für Menschlichkeit, Gleichheit und Frieden gewaltfrei kämpfen: Kirchenleuten und christliche Gläubigen, aber auch jüdischen und muslimischen Weggefährten der «Brüderlichkeit».

Nonna Rosa und die Liebe zu Gott, Kochen und Fussball

Die Autobiografie ist abwechslungsreich geschrieben: Sie erzählt auch mal von Pater Jorge beim Kochen zum Schlager «O Sole Mio». Die Düfte der Küche seiner geliebten Nonna Rosa steigen beim Lesen ebenso in die Nase wie der Gestank der Slums von Buenos Aires. «Im Staub der Slums, in den Gesichtern der Obdachlosen begegnete mir Jesus», schreibt er.

Papst Franziskus im Papamobil vor einer Menschenmenge
Legende: Zurück in der Heimat: Papst Franziskus bei seiner Ankunft in Buenos Aires im Jahr 2018. Imago / Agencia EFE

Franziskus schreibt auch davon, dass ein Priester als Hirte nach seiner Herde riechen müsse. Damit verteidigt er sich gegen die Kritik von Erzkonservativen, er würde das Papstamt zerstören, weil er zu nah bei den Menschen sei. Denn genau darin, gerade nahe den armen Menschen, sieht dieser Papst die echte Nachfolge Jesu.

Ich bitte den Herrn, barmherzig zu sein, weil das, was diesen Unschuldigen widerfahren ist, wirklich teuflisch ist und durch nichts zu rechtfertigen.

Auch das sind keine neuen Worte aus dem Munde des Pontifex, aber notwendige: Der «Klerikalismus», die barocke Pfarrherrlichkeit und ihr Machtmissbrauch, seien «teuflisch und sündig».

Segen und Liebe für alle

Erst ganz am Schluss des Buches spricht der Papst über die sexualisierte Gewalt an Kindern und Schutzbefohlenen durch Geistliche. «Selbstkritik» bleibe nötig. Die Massnahmen gegen Machtmissbrauch müssten konsequent durchgezogen werden.

Franziskus verspricht, den Betroffenen zuzuhören: «Ich möchte noch einmal um Vergebung für die Sünden und die schweren Verbrechen bitten, die die Kirche diesen Kindern gegenüber begangen hat, und ich bitte den Herrn, barmherzig zu sein, weil das, was diesen Unschuldigen widerfahren ist, wirklich teuflisch ist und durch nichts zu rechtfertigen.»

Er gesteht ein, dass die Kirche als Ganzes versagt hat. Es sind schwergewichtige, schonungslose Worte zum Schluss. Nur warum begegnet ihm dieses Thema nicht schon vorher im Leben, in seiner Biografie? Das ist eine der offenen Fragen, die sich rückblickend auf dieses Buch stellt. Lesenswert ist es!

Buchhinweis

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Papst Franziskus: «LEBEN. Meine Geschichte in der Geschichte», mitgeschrieben vom Journalisten Fabio Marchese Ragona und übersetzt von Friederike Hausmann und Stefanie Römer, Harper Collins, 2024.

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Radio SRF1, Rendez-Vous, 19.03.2024, 12:30 Uhr.

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