Fussball ist vielleicht die wichtigste Ersatz-Religion überhaupt. Doch der Sport und der Glaube passen gut zusammen. Sieben Beispiele, wie Fussballer ihrem Glauben Ausdruck geben.
Gottesdienst im brasilianischen Trainingslager
Brasilianische Fussballer sind für ihren Glauben bekannt. Doch der nationale Fussballverband hat beschlossen, auf Religion weitgehend zu verzichten. Denn darunter könne der Teamgeist leiden.
Ein Trainingslager vor drei Jahren ist in unguter Erinnerung geblieben. Damals hatten zehn Spieler der Seleção eigenmächtig einen evangelikalen Gottesdienst gefeiert.
Der Vorwurf: Statt Teamgeist zu zeigen, schloss hier eine einzelne Gruppe andere Spieler aus.
Der Pastor verbreitete später Fotos von dem exklusiven Gottesdienst im Internet. Und musste sich den Vorwurf gefallen lassen, die Seleção für PR-Zwecke benutzt zu haben.
Neymar macht Werbung für Jesus
Die Ermahnung des brasilianischen Verbands, zurückhaltender mit Religion umzugehen, bezieht sich auch auf religiöse Werbung. Die Spieler sollen auf Stirnbänder oder Unterhemden mit der Botschaft «Jesus liebt dich» verzichten. Superstar Neymar warb einst auch mit dem Spruch «100 Prozent Jesus».
Auch wird Spielern verboten, mit einem eigenen Pastor anzureisen. Das kam in der Vergangenheit immer wieder mal vor. Von Gottlosigkeit kann bei der Seleção dennoch keine Rede sein: In der Kabine werden alle Spieler zusammen um göttlichen Beistand bitten.
Real Madrids Kreuz mit dem Kreuz
Bei den Bemühungen, religiöse Symbole zu vermeiden, geht es nicht nur um den Teamgeist. WM-Experten sprechen auch von ökonomischen Motiven. Die WM verstehe sich als Weltereignis und wolle keine Nicht-Christen ausschliessen.
Auch der spanische Fussballclub Real Madrid hat Massnahmen ergriffen, um nicht bei Anhängern anderer Religionen anzuecken. Der Verein sorgte letztes Jahr für Unmut, als bekannt wurde, dass Merchandising-Produkte für die Golfstaaten ohne Kreuz auf dem Real-Logo hergestellt werden.
Auch ist die Vermutung naheliegend, dass Sponsoren auf eine möglichst politisch und religiös neutrale WM drängen.
Bürki-Tattoo mit Maria und Jesus
Für die Schweiz stellen sich andere Fragen als für das katholisch und evangelikal geprägte Brasilien. Die Nati wollte die Gretchenfrage nicht beantworten: «Wir möchten diese Aspekte des Teams intern behalten», teilte ein Sprecher SRF mit. Doch Religion dürfte hierzulande keine zu grosse Rolle spielen.
Dennoch haben Nati-Spieler durchaus religiöse Antennen. Am bekanntesten ist wohl Roman Bürki. Der Schweizer Torhüter von Borussia Dortmund ist für seine Tattoos bekannt. Zwischen den Schulterblättern trägt er ein Kreuz. Und auf seinem Unterarm sind die Jungfrau Maria und Jesus Christus zu sehen.
Auch der Schweizer Mittelfeldspieler Gelson Fernandes gilt als religiös. Privat trägt er meistens ein Kreuz an der Halskette. Die gebe er vor dem Spiel ab, sagte er vor Jahren in einem Interview.
Doch vor jedem Spiel strecke er beide Hände in die Höhe und bete zu Gott. Er wolle ihm danken für die Chancen, die er geschenkt bekommen habe. Von Verteidiger Johan Djourou wiederum ist überliefert, dass bei ihm eine Bibel auf dem Nachttisch liege.
David Beckham, das Idol mit den Idolen
Mit religiösen Tattoos hat Bürki ein berühmtes Vorbild: David Beckham. Die rechte Seite des Beckham-Torsos ziert einen Schmerzensmann – zu sehen ist ein sitzender, leidender Christus mit einem blutigen Rücken und einer Dornenkrone.
Am Nacken hat David Beckham ein Tattoo mit einem geflügelten Kreuz. Und auf dem oberen Rücken ist ein Schutzengel in einer Kruzifix-Pose erkennbar.
Salahs Gebete auf dem Rasen
Tattoos eignen sich vor allem für christliche Spieler. Denn im Islam gilt wie im Judentum ein strenges Bilderverbot. Demnach wäre es blasphemisch, ein Bild von Mohammed als Tattoo zu tragen. Dafür gibt es andere religiöse Gesten.
Bekannt ist etwa Mohamed Salah, der beim FC Liverpool unter Vertrag steht. Der Ägypter wirft sich öfter nach einem Tor auf den Rasen und dankt so Gott. Salah ist gläubiger Muslim und hat seiner Tochter den Namen Mekka gegeben.
Schweizerpsalm mit tiefreligiösem Text
Die Religion kommt bei der Schweizer Nati eher durch die Hintertür ins Spiel, nämlich durch die Nationalhymne. Denn der Schweizerpsalm ist ein religiös aufgeladener Text, der auch in kirchlichen Gesangsbüchern steht.
Er eignet sich übrigens auch für nicht-christliche Religionen. Denn mit einem unergründlichen, allmächtigen und ewigen Gott können alle Weltreligionen etwas anfangen.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 12.6.2018, 17:20 Uhr.